Simon Ammann: Der Schweizer Triumphator
Simon Ammann jubelt zum Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf. Der Trainer der deutschen Springer zieht dagegen ein "eher zwiegespaltenes Fazit".
Es war nicht das, was sich die deutschen Skispringer zum Start der Vierschanzentournee vorgestellt hatten. Den Sieg beim Auftaktspringen in Oberstdorf machten andere unter sich aus. Marinus Kraus war als Achter der Beste im DSV-Team. Severin Freund, im Vorfeld als einer der Favoriten auf den Tourneesieg gehandelt, landete auf Platz zehn. Michael Neumayer als Elfter und Andreas Wank als 15. sorgten zumindest für ein ordentliches Mannschaftsergebnis.
Deutsche Springer haben mit der Spitze nichts zu tun
Bundestrainer Werner Schuster zog ein „eher zwiegespaltenes Fazit“. „Wir sind eigentlich gut gesprungen, haben aber keinen ganz vorne reingebracht. Mit der absoluten Spitze hatten wir nichts zu tun.“
Absolute Spitze war gestern Abend der Schweizer Simon Ammann. Er gewann vor Anders Bardal (Norwegen) sowie den punktgleichen Thomas Diethart (Österreich) und Peter Prevc (Slowenien).
Während diese vier zur Siegerehrung marschierten, analysierten Kraus und Freund bereits ihre Leistung. Das Urteil fiel höchst unterschiedlich aus. Während Kraus freudestrahlend von einem „Wahnsinnsgefühl“ schwärmte und es gar nicht fassen konnte, „bei der Tournee ganz vorne dabei zu sein“, wollte bei Freund keine Begeisterung aufkommen. Der erste Sprung sei ihm trotz ungünstigen Windes zwar noch einigermaßen gelungen. „Beim zweiten hatte ich aber einen größeren Fehler drin und habe einiges unterwegs liegen lassen – und dann ist man eben Zehnter.“
Noch sei es jedoch zu früh, die Flinte ins Korn zu werfen. „Ich bin gut dabei. Es kommen noch sechs Sprünge, die Tournee ist noch lang. Es ist noch nichts entschieden.“
Schlierenzauer nur auf Platz neun
Ähnliches dürften sich gestern auch einige andere Favoriten gedacht haben. Denn schon im ersten Durchgang zeichnete sich ab, dass so mancher von ihnen nicht in die vorgesehene Rolle schlüpfen konnte. Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer überzeugte nicht, der Österreicher wurde Neunter.
Der Weltcupführende Kamil Stoch sprang noch weiter hinterher und wurde enttäuschender 13. Nur mit Ach und Krach hatte er den Finaldurchgang erreicht. Das gelang Richard Freitag nicht. Er verlor sein Duell gegen den Polen Krzysztof Biegun und stampfte danach starren Blickes an den wartenden Journalisten vorbei. Später ließ er ausrichten, dass der Sprung eigentlich gar nicht schlecht gewesen sei. „Aber ich habe die Weitenmeter eben nicht gemacht. Das ist bitter, aber ich greife wieder an.“
Für Martin Schmitt reichte es in Oberstdorf ebenfalls nur zu einem Auftritt. Dabei durfte er in seinem Duell gegen Noriaki Kasai ein eher seltenes Gefühl erleben: Er war der Jüngere. Gegen den 41-jährigen Japaner reichte es für den 35-jährigen Schmitt dennoch nicht. Er musste sich geschlagen geben und dürfte damit auch seine Chancen auf die zweite Tournee-Hälfte verspielt haben. Für die beiden Springen in Österreich muss Bundestrainer Werner Schuster seine Mannschaft nämlich auf sieben Springer reduzieren. Fraglich, ob Schmitt dann noch dabei sein wird.
Gut dabei waren gestern die Zuschauer. 25 500 waren in die Erdinger Arena am Schattenberg gekommen. Die größte Besucherzahl bei einem Auftaktspringen der Vierschanzentournee seit der Eröffnung der umgestalteten Anlage im Jahr 2004.
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