Am Montagnachmittag meldete sich nochmals der zu Wort, um den sich beim FC Bayern derzeit vielleicht nicht alles, aber doch vieles dreht: Thomas Müller. Nachdem sich „der Staub gelegt“ habe, wolle er die Gelegenheit nutzen um sich zu bedanken, sagte er in einer Videobotschaft bei Instagram: bei allen Fans und Beobachtern, die ihm in den vergangenen Tagen ihre Wertschätzung entgegengebracht hätten. Tatsächlich hatte sich, seitdem Müllers unfreiwilliger Abschied aus der Münchner Spielerkabine bekannt geworden war, eine emotionale Eruption breit gemacht. In die Lobhudelei – Toni Kroos etwa adelte ihn als „ganz Großen“ – mischte sich auch Kritik. Bayern-Fan Alexander Zverev zum Beispiel ging bei Sky mit seinem Lieblingsklub hart ins Gericht: „Ich bin enttäuscht von den Bayern, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich finde es komplett idiotisch.“ Schließlich liefere Müller immer noch ab.
Gut möglich, dass Müller auch am Dienstagabend gegen Inter Mailand (21 Uhr, Primevideo) abliefern soll. Nach der Verletzung von Jamal Musiala muss der zentrale Platz in der Offensive neu besetzt werden – eigentlich eine klare Sache für Müller. Derzeit steht der 35-Jährige aber eben weniger aus sportlichen Gründen im Fokus. Ob sich der von Müller erwähnte Staub schon gelegt hat, darf eben stark bezweifelt werden. Und dabei, so der Ex-Nationalspieler, müsse doch jetzt alles auf das Viertelfinale gegen Inter gerichtet sein: „Das ist jetzt das, was wirklich zählt.“ Ohnehin sei klar: „Zwischen mir und dem Klub bleibt nichts Negatives hängen. Wir können uns gegenseitig in die Augen und positiv in die Zukunft schauen.“ Müller, so scheint es in diesen Tagen, ist bemüht zu löschen, was der FC Bayern in Brand gesteckt hat. Max Eberl, der noch im Januar breitbeinig betont hatte, dass Müller über seine Zukunft faktisch selber entscheiden könne, ruderte mittlerweile zurück. Das sei etwas unklug gewesen. Aus besagter Pressekonferenz vor dem ersten Spiel des Jahres stammt noch ein anderes Eberl-Zitat, das die derzeitige Stimmung konterkariert. Als Ziel hatte sich der Sportvorstand es gegeben, alle wesentlichen Vertragsfragen geklärt zu haben, bevor die entscheidende Phase der Saison startet. Denn: „Keiner hat Interesse, dass uns Spekulationen stören.“ Um Müller gibt es die aber eben fast stündlich neu. Neben den Gründen für das Aus, geht es auch um die Frage, ob und wo er seine Spielerkarriere fortsetzt. Immer wieder gehandelt wird etwa der Los Angeles FC, mit dem die Bayern eine Kooperation haben.
Dem FC Bayern fehlen gegen Inter sieben Spieler - die Italiener haben nur einen Verletzten
Aber nun eben Inter – eine Aufgabe, die mit jeder Woche und jedem neuen Verletzten noch schwerer erscheint. Mit Neuer, Pavlovic, Upamecano, Davies, Ito, Coman und Musiala fehlt mehr als eine halbe Startelf vor dem Aufeinandertreffen mit dem italienischen Meister, der die Tabelle in der Serie A schon wieder anführt. Zudem spielen mit Yann Sommer und Benjamin Pavard zwei ehemalige Bayern-Spieler bei Inter. Hakan Çalhanoglu, Henrikh Mkhitaryan, Marcus Thuram und Marko Arnautovic sind alte Bekannte aus der Bundesliga, dazu kommt Neu-Nationalspieler Yann Bisseck. Bei Inter fehlt mit Rechtsverteidiger Denzel Dumfries nur ein Stammspieler.
Wie also das Hinspiel angehen? Vincent Kompany gab auf der Pressekonferenz die Losung aus: „Ich habe keinen Bock auf Gejammer.“ Konrad Laimer, der angesichts der Personalnot seinen Stammplatz sicher haben dürfte, hat diese Vorgabe offenbar umgesetzt. Vor dem Spiel gegen die beste Offensive der italienischen Liga habe er keine Sorge, der Bayern-Mannschaft fehle es an der nötigen innere Ruhe und Geduld. Und ohnehin sei im Kader sei auch so genug Qualität: „Wir brauchen eine sehr gute Leistung – aber die hätten wir auch gebraucht, wenn alle fit gewesen wären.“ In der Defensive können auch die fitten Spieler noch „alles wegverteidigen“. Und in der Offensive? „So ein Spiel gewinnst du durch ein bisschen Magie vorne“, so Laimer. Auch das hört sich – wie vieles in diesen Tagen beim FC Bayern – nach Müller an. Darauf angesprochen, antwortete Laimer mit einem Lächeln: „Thomas Müller kann immer für so eine Energie sorgen. Aber wir haben viele Spieler, die ein Spiel entscheiden können.“ Sein Trainer Kompany scheint der einzige zu sein, der in diesen Tagen das Müller-Thema außen vor lassen kann. Fragen zu ihm blockte der Coach ab: „Mein Fokus liegt darauf, gegen Inter weiterzukommen.“ Wenn das am Ende mit ein bisschen Magie von Müller klappt, dürfte er nichts dagegen haben.
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