Familiäre und geschäftliche Verhältnisse zu vermischen – das wird sogar von den mächtigsten Männern der Welt praktiziert, hat aber seine Tücken. Das ist nicht zuletzt in der Nussschalen-Welt des Fußballs der Fall. Die Konstellation, dass der Vater als Trainer an der Seitenlinie steht, während der Sohn in kurzen Hosen dem Ball nachjagt, gibt es von der F-Jugend bis in den Europapokal. So richtig ideal ist sie selten. Und egal, wie streng der Papa war, ein Grundverdacht bleibt immer: Spielt der Filius jetzt nur, weil der Papa Trainer ist? Alles nicht so einfach. Eine seltene, nicht minder problematische Vater-Sohn-Beziehung sorgte nun beim italienischen Drittligisten Ternana Calcio für Konfusion.
In dem Klub, der in Terni, etwa 50 Kilometer nördlich von Rom, angesiedelt ist, läuft es sportlich bestens. Die Mannschaft liegt auf Rang zwei der Serie C und damit klar auf Kurs Richtung Aufstieg.
Mattya D’Alessandro spielt bei Ternana Calcio nicht – zum Ärger von Stefano D’Alessandro
Dennoch musste vergangene Woche Erfolgscoach Ignazio Abate seinen Stuhl und Spind räumen. Für Vereinspräsident Stefano D’Alessandro war klar: „Ich als Verein musste reagieren.“ Was dazu kommt: D’Alessandro sah sich eben auch als Papa gezwungen, diesen Schritt einzuleiten. Denn im Kader von Ternana Calcio spielt ein gewisser Mattya D’Alessandro. Der trägt diesen Nachnamen nicht zufälligerweise, sondern ist der Sohn des Vereinsbosses. Und hat – womit wir zum Kern des Problems kommen – in der aktuellen Situation zu wenig Spielzeit. In der laufenden Drittligasaison steht sein Konto bei noch null Minuten. Das ist viel zu wenig – finden D’Alessandro junior und senior gleichermaßen. Das ließ für il Presidente nur einen möglichen Schritt zu: Der Trainer muss weg.
Ex-Trainer Fabio Liverani, der wegen eines laufenden Vertrags ohnehin noch bezahlt werden muss, sollte umgehend übernehmen. Das wiederum fanden Abate und einige Fans nicht so toll und suchten bis zu später Stunde das Gespräch mit D’Alessandro. Also senior. Mit dem Ergebnis, dass um 2 Uhr nachts verkündet wurde: Abate bleibt doch Trainer.
Der ehemalige Nationalspieler und langjährige Milan-Profi sollte aber gewarnt sein: Siege alleine scheinen bei Ternana Calcio nicht zu reichen, um den Job zu behalten. Als unabdingbar gilt eben auch, das fußballerische Genius des Präsidenten-Sprosses zu erkennen und zu fördern. Zuträglich für den Job könnte es zudem sein, die Karrieren von weiteren Mitgliedern der D’Alessandro-Dynastie zu fördern. Opa D’Alessandro soll etwa einen hervorragenden Greenkeeper abgeben, während seine Tante eine hervorragende Lasagne machen soll und sich deswegen für die Leitung der Klub-Kantine eignet. Notfalls könnte sie auch neue Spieler scouten. Auf dem nächsten Familienfest zum Beispiel. Es könnte alles so einfach sein.
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