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Trump und Infantino: Geschäftemacherei und Fußballpolitik bei der WM 2026

Glosse

Trump, Pippi Langstrumpf und der „King of Soccer“

Johannes Graf
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    US-Präsident Donald Trump (links) und Fifa-Präsident Gianni Infantino neben der Trophäe der Klub-WM im Oval Office.
    US-Präsident Donald Trump (links) und Fifa-Präsident Gianni Infantino neben der Trophäe der Klub-WM im Oval Office. Foto: dpa

    Über den Tellerrand hinauszusehen, erweitert den Horizont. Wobei es den Horizont nicht zu geben scheint, seit Donald Trump auf dem Thron des Weltenherrschers Platz genommen hat. Der US-Präsident baut den Erdball um. Ob Kanada als 51. Bundesstaat, Golf von Amerika, eine Annexion Grönlands oder die Ukraine als Rohstofflieferant – Pippi Langstrumpf mag an ihren Ansprüchen gescheitert sein, Trumps Ding ist das nicht. Der 78-Jährige übt Macht aus, der sich Geschäftemacher bereitwillig unterwerfen. Elon Musk. Jeff Bezos. Mark Zuckerberg. Oder auch Gianni Infantino.

    Wären Einschleimen und Anbiedern Sportarten, der Boss des Fußballweltverbands Fifa wäre Seriensieger. Mancher Vierbeiner hat sich auf Trüffel spezialisiert, der Schweizer Zweibeiner kann Geld erschnüffeln. Nimmt er Witterung auf, überspringt er mühelos jedwede Moralhürde, um ein Leckerli zu erhaschen. Daraus entsprangen Weltmeisterschaften in Russland oder Katar. Und im nächsten Jahr: die WM in den USA. Wie toll das wird, haben die Kumpels Trump und Infantino jüngst erklärt. Trump hat die WM zur Chefsache erklärt, initiierte gar eine „White House Task Force“. In dieser finden sich neben Trump sein Vertreter JD Vance, der Verteidigungsminister oder der FBI-Chef. Die WM – ein Staatsakt.

    Donald Trump hat eine WM-Wissenslücke

    Irgendwer in seinem fachkundigen Beraterstab muss Trump gesteckt haben, dass Fußball in anderen Ländern eine ziemlich große Nummer ist, mit der sich viel Geld verdienen lässt. Mit Dollarzeichen in den Augen tönte der US-Präsident: Infantino sei der „King of Soccer“. Ihm sei es eine Ehre, so Trump, dieses große Event „zum ersten Mal in diesem Teil der Welt“ auszutragen. Dass die WM 1994 in den USA stattfand – Fakenews. Dass während der WM noch in Mexiko und Kanada gekickt wird – passt nicht ins verzollte Weltbild.

    Infantino spielte Doppelpass. Stellte vor Krypto-Fan Trump eine geplante Fifa-Kryptowährung vor. Auch sonst: viel Einigkeit. Zu einer Rückkehr Russlands in den Weltfußball – von Putin hat Infantino mal den „Orden der Freundschaft“ erhalten – sagte der Fifa-Boss: „Wir möchten, dass alle Länder spielen können.“ Und nachdem Trump den ukrainischen Präsidenten Selenskyj aus dem Oval Office geworfen hatte, lobte Infantino via Instagram die Rede, weil der US-Präsident „Frieden und Einheit als Wichtigstes von allem“ bezeichnet habe.

    Über den Tellerrand hinauszusehen, erweitert nicht bei jedem den Horizont.

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