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Über 300 Dartsspieler sind in der Augsburger Dartliga aktiv

Darts

Alkohol, lockere Sprüche und Spitznamen: So verläuft ein Spieltag in der Augsburger Dartliga

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    In der Augsburger Dartliga spielen Teams mit ausgefallenen Namen wie „Kneipenterroristen“.
    In der Augsburger Dartliga spielen Teams mit ausgefallenen Namen wie „Kneipenterroristen“. Foto: Jonathan Lübbers

    Aufgereiht wie eine Fußballmannschaft bei der Nationalhymne stehen zehn Dartspieler vor den elektronischen Dartautomaten in der MBB-Sportgaststätte an der Haunstetter Straße. Hier findet gleich ein Spiel der Augsburger Dartliga statt, die „Dirty Rats“ treffen auf die „Kneipenterrroristen“. Doch bevor es losgeht, steht das Begrüßungsritual an. Ebenfalls wie beim Fußball laufen die Teams aneinander vorbei. Doch anstatt sich abzuklatschen, wird miteinander angestoßen. Jeder Spieler hat ein Glas in der Hand und lässt es am Glas des Gegners klirren, während einander ein gutes Spiel gewünscht wird.

    Die Augsburger Dartliga: Wer betrunken ist, muss Strafe zahlen

    In vielen dieser Gläser ist Schnaps. Allerdings sei das kein Muss, versichert Florian Kögl, 2. Vorstand der Augsburger Dartliga und Kapitän der „Dirty Rats“. „Jeder, der Alkohol trinken will, kann das machen. Hier wird aber niemand zum Trinken animiert“, sagt er. „Ich trinke vor dem Spiel zum Beispiel einen Orangensaft.“

    Ähnlich sieht es auch Michael Walz, 1. Vorstand der Liga und Kapitän der „Kneipenterroristen“. „Eine Zeit lang wurde versucht, Alkohol völlig aus dem Dartssport herauszuhalten“, sagt Walz. Das sei seiner Meinung nach allerdings nicht der richtige Weg gewesen. „Darts kommt aus der Kneipe, das gehört zu dem Sport dazu“, so Walz. Daher solle jeder trinken, wenn er wolle. Nur nicht zu viel: Wer betrunken ist und bei den Spielen herumgrölt, muss laut Strafenkatalog der Dartliga bezahlen.

    In der Augsburger Dartliga wird auf elektronische Dartautomaten geworfen

    Auch andere Unsportlichkeiten, etwa lautes Hereinrufen, um gegnerische Würfe zu stören, werden mit Strafen geahndet. Insgesamt ist der Umgangston bei den Spielen der Dartliga aber entspannt. Eigene Teamkameraden werden mit „Come on“ oder anderen Anfeuerungsrufen motiviert, Gegner mit hämischen Sprüchen veralbert. „War das gerade die Doppel zwei?“, wird ein Spieler nach einem verpatzen Wurf gefragt, als Antwort zeigt der Werfer seinen Mittelfinger.

    Dass die Stimmung bei den Spielen so locker ist, liege an der gespielten Darts-Art, erklärt Walz. In der Augsburger Dartliga wird E-Darts, also die elektronische Dartvariante, gespielt. Geworfen wird mit speziellen Pfeilen auf einen elektronischen Dartautomaten, der die Punkte automatisch zusammenrechnet.

    Gute Stimmung und Spitznamen in der Dartliga Augsburg

    Demgegenüber steht das sogenannte Steeldarts. Dabei wird auf eine herkömmliche Dartscheibe aus Sisal geworfen. Den meisten dürfte diese Darts-Art von der PDC-Weltmeisterschaft bekannt sein, die jährlich rund um den Jahreswechsel stattfindet. Tausende Fans feiern im Londoner Alexandra Palace die besten Dartsspieler der Welt in einer Bierzelt-Atmosphäre.

    Solche Szenen seien beim Steeldarts allerdings eine Ausnahme, erklärt Florian Kögl. In der Regel verliefen Steeldarts-Turniere vollkommen ruhig ab, ohne Jubel oder Anfeuerungsrufe. E-Darts sei hingegen etwas lockerer. „Natürlich haben wir alle auch den Ehrgeiz, zu gewinnen, aber uns geht es vor allem um den Spaß“, sagt Kögl, ehe er sich umdreht, in die Hände klatscht und einen guten Wurf seines Teamkameraden mit den Worten „Stark, Yoshi“ bejubelt.

    Spitznamen wie „Yoshi“ hört man an diesem Spieltag in der Dartliga immer wieder. „Ich habe auf dem Rücken einen Drachen tätowiert, deshalb habe ich den Spitznamen ‚Drachenblut‘ bekommen“, sagt Florian Kögl. Vorstandskollege Walz heißt „El Presidente“ und ein Mitspieler, der sich häufig beschwert, hat den Spitznamen „Mimimi“ erhalten.

    Augsburger Dartliga hat ein Jugendproblem

    Bei „Yoshi“ handelt es sich konkret um den 17-jährigen Fabian Köttel. Köttel ist einer der wenigen Jugendspieler in der Augsburger Dartliga. „Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem“, gibt Vorstand Walz zu. Darts wird vor allem in Kneipen gespielt, die Menschen unter 16 Jahren nicht betreten dürfen. Daher werde versucht, Jugendliche, die hauptsächlich Steeldarts spielen, zusätzlich auch für die Dartliga zu begeistern. „Bei uns ist das Preisgeld deutlich attraktiver“, erklärt Walz. Zwischen 800 und 900 Euro würde das erstplatzierte Team der Dartliga erhalten.

    Allerdings ist die Konkurrenz um dieses Preisgeld hoch: Ganze 42 Dartliga-Mannschaften gibt es, aufgeteilt auf vier Ligen. Jedes Team muss aus mindestens vier Spielen bestehen, insgesamt sind in der Liga aktuell rund 300 aktive Spieler. Innerhalb einer Saison treffen alle Mannschaften zweimal aufeinander, einmal auswärts, einmal zuhause. Als Spielstätten dienen in der Regel Kneipen in oder rund um Augsburg, die von den jeweiligen Teams ausgesucht werden. Gespielt wird meistens am Freitagabend, für den Spielbetrieb darf sich jeder anmelden. Das ist den beiden Vorständen wichtig. „Wir hatten Mitglieder, die saßen im Rollstuhl oder konnten kaum sehen. Aber das ist egal“, erklärt Kögl. „Solange man den Pfeil auf die Scheibe werfen kann, ist man hier willkommen.“

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