Wenn sich ein Fußballer durch herausragende Fähigkeiten mit den Händen auszeichnet, landet er fast schon zwangsläufig auf der Torhüter-Position. Dem Keeper allein ist es schließlich gestattet, mit maximal vergrößerter Körperoberfläche den Einschusswinkel des Gegners zu minimieren. In vorwiegend grobmotorischer Form durch Hechten, Halten, Fangen oder Boxen.
Seit Oliver Kahn weiß man, dass Torhüter nicht nur beim Ball gern mal herzhaft zupacken, sondern auch beim Gegner. Wer erinnert sich nicht an Kahns legendären Prankengriff 2002 in den Nacken des bemitleidenswerten Leverkuseners Thomas Brdaric? Oder an seinen behandschuhten Zeigefinger, der sich 2004 geradewegs in Richtung Nasenloch des damaligen Bremers Miroslav Klose schob.
Der unwirsche Titan aus München
Solcherlei Handgreiflichkeiten auf dem grünen Rasen sind Marc-André ter Stegen fremd. Der Torhüter in Diensten der deutschen Nationalmannschaft und des FC Barcelona gilt als eher ruhiger und feingeistiger Vertreter seines Berufsstands. Er weiß mit seinen Händen vernünftiger umzugehen als einst der unwirsche Titan aus München. Dass er den Ball im Griff hat, hat ter Stegen nach mehr als zehn Jahren beim Champion-League-Klub in Spanien ausreichend unter Beweis gestellt.
Nun aber möchte er sich noch filigraneren Fingerübungen widmen. Ter Stegen lernt Klavier spielen. „Ich habe vor kurzem angefangen, Piano zu spielen, nehme richtig Unterricht und mache da auch Hausaufgaben“, verriet der Keeper im Bild-Podcast „Phrasenmäher“. Das Eintauchen in die Musik habe es ihm ermöglicht, sich nur auf einen Moment zu konzentrieren und endlich einmal abzuschalten. „Weltklasse“, schwärmte er von seiner neuen Leidenschaft, die ihm helfen soll, sich für seine nächsten Ziele bereitzumachen. Bei Barcelona ist er seit Jahren Stammkraft und Kapitän. Nun will er auch als Nummer eins im deutschen Tor zur Fußball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko reisen. Vorausgesetzt, ihm gelingt es, der Ballabwehr die gleiche Hingabe zukommen zu lassen wie dem Piano.
Rudi Kargus trug den Spitznamen „Elfmeter-Töter“
Einer seiner Vorgänger in der Nationalmannschaft hat sogar bewiesen, dass die Fingerfertigkeiten eines Torhüters auch nach der Karriere noch richtig Fahrt aufnehmen können. Der Ex-Profi Rudi Kargus ist heute als Kunstmaler aktiv und stellt seine Werke in Galerien aus. Dabei war er viele Jahre Torhüter, wurde mit dem Hamburger SV deutscher Meister, Pokalsieger und Europapokalsieger und trug den Spitznamen „Elfmeter-Töter“. Erinnert irgendwie an die Handschrift von Oliver Kahn.
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