Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Vorsatz oder Unfall: Bei einem Highschool-Rennen in den USA wird der Staffelstab zum Schlagstock

Leichtathletik

Wenn der Staffelstab zum Schlagstock wird

    • |
    • |
    • |
    Mit dem Staffelstab die Gegnerin am Kopf getroffen: Mit einer natürlichen Armbewegung während eines Rennens hat das nichts zu tun.
    Mit dem Staffelstab die Gegnerin am Kopf getroffen: Mit einer natürlichen Armbewegung während eines Rennens hat das nichts zu tun. Foto: Jan Woitas, dpa

    Im Fußball wird allwöchentlich ausgiebig darüber diskutiert, wie nahe im Zweikampf Arme und Hände am Oberkörper liegen müssen, um zu verhindern, dass dem Gegner – ob unabsichtlich oder nicht – ein Schlag verpasst wird. Weil im unübersichtlichen Getümmel vor dem Tor auch noch die Verlockung groß ist, den Konkurrenten mit einem kleinen Schubser aus der Balance zu bringen, wurde die Regel von der „unnatürlichen Armhaltung“ eingeführt. Die wird sanktioniert, wenn die Hand- oder Armhaltung weder die Folge einer Körperbewegung des Sportlers oder der Sportlerin in der jeweiligen Situation ist, noch mit dieser Körperbewegung gerechtfertigt werden kann.

    Dass Vorschriften für korrekte Armbewegungen vielleicht auch bald in der Leichtathletik Einzug finden, ist das Ergebnis eines handfesten Skandals in den USA. Bei einem Highschool-Wettkampf in Lynchbourg im Bundesstaat Virginia brannten einer jungen Läuferin so die Sicherungen durch, dass sie ihrer Konkurrentin während des 4x200-Meter-Rennens den Staffelstab über den Schädel zog. Die 16-jährige Kaelen Tucker brach mit einer Gehirnerschütterung zusammen. Anfangs konnte sogar eine Schädelfraktur nicht ausgeschlossen werden.

    Internet-Video zeigt den Schlag auf Tuckers Kopf

    Dass ihre Konkurrentin von der Norcom Highschool die Attacke danach als einen Unfall darstellte, brachte nicht nur Tucker und ihre Familie, sondern auch einen Großteil der Augenzeugen und der YouTube-Gemeinde in Rage. Viele sprechen von Vorsatz, sind überzeugt, dass die Attacke mit vollster Absicht durchgeführt wurde. Denn ein Video, das im Internet kursiert, zeigt, wie die Beschuldigte während des Laufs erst ihren rechten Arm zurückreißt und dann so nach vorne schwingt, dass der Stab mit voller Wucht genau den Kopf von Tucker trifft.

    Norcom-Läuferin rechtfertigt sich unter Tränen

    Mit einer natürlichen Armbewegung ist hier schwerlich zu argumentieren. Ein Staffelstab hat oberhalb der Schulter einer Läuferin nichts zu suchen, ebenso wenig wie auf oder sogar über Kopfhöhe der Konkurrentinnen. „Ich verlor das Gleichgewicht. Ich streckte den Arm aus. Sie überholte mich, als ich versuchte, meine Balance zu halten. Dann habe ich sie getroffen. Ich habe Mitleid mit dem Mädchen. Aber es war ein Unfall“, rechtfertigte sich die Norcom-Schülerin unter Tränen. Eine Entschuldigung sparte sie sich allerdings ebenso wie ihr Highschool-Team, das nach dem Vorfall disqualifiziert wurde. Fair geht anders. Nachvollziehbar, dass Familie Tucker mit einer Zivilklage droht.

    Auch der Dachverband für Highschool-Sport in den USA will den Vorfall zum Schutz seiner Athletinnen nun prüfen. Es käme nicht überraschend, wenn die „unnatürliche Armbewegung“ mit ihrem sportartenübergreifenden Verletzungspotenzial bald auch in dessen Regelkanon aufgenommen – und entsprechend bestraft wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden