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Wieder Ärger wegen Elfmeter: Warum der Videobeweis im Fußball oft zu fragwürdigen Entscheidungen führt

Bundesliga

Augsburg, der Schiri und der Reiz des menschlichen Makels

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    War falsch, gehört aber dazu: In Sinsheim endete die Zu-Null-Serie des FC Augsburg wegen eines unberechtigten Elfmeter.
    War falsch, gehört aber dazu: In Sinsheim endete die Zu-Null-Serie des FC Augsburg wegen eines unberechtigten Elfmeter. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Die Berührung durch die Technik hinterlässt einen Makel, ein Zeichen, einen Abdruck. Durch die Einführung des Videoassistenten hat das einstmals so reine Spiel seine Unschuld verloren. Ist natürlich Unfug. Der Fußball war noch nie ein Zeitvertreib naiver Herumtollerei. Seit dem ersten Anstoß versuchen sich die 22 Akteure auf dem Rasen Vorteile auf alle erdenkliche Weise zu sichern. Schwalben, Handspiele, versteckte Fouls – die Bandbreite an Verfehlungen ist breit. Unterstützt werden die Spieler von Trainern, die teils affirmativ den Regelbruch begünstigen („Mach et, Otze“), und Fans, die lautstark die Sinne des Schiedsrichters beeinflussen wollen. Auch diese Melange an unfairen Interessensbekundungen machen ein Fußballspiel zu einem emotionalen Erlebnis.

    Als man sich dereinst entschied, mithilfe technischer Hilfsmittel die Zahl der Fehlentscheidungen zu reduzieren, hatten die Verantwortlichen nicht im Sinn, ekstatische Gefühlsausbrüche zu unterbinden. Viel mehr sollte die Reinheit des Spiels gefördert werden. Ein permanent durchlaufender Waschgang praktisch. Das Spiel wurde nicht nur sauberer, sondern auch steriler. Gemeingefährliche Tätlichkeiten abseits des Spielgeschehens haben merklich nachgelassen. Zu groß ist die Gefahr, videoübeführt zu werden. Dafür schwingt bei jedem Torjubel die Gefahr mit, dass die Endorphine vom Kölner Keller gemeuchelt werden.

    Falscher Elfmeter: Der FC Augsburg ist verständlicherweise verstimmt

    Zuletzt hatte man sich deswegen darauf verständigt, die Unparteiischen auf dem Feld wieder verstärkt in die Pflicht zu nehmen. Eingriff des Videoassistenten wirklich nur noch bei eindeutigen Fehlentscheidungen. Markus Schmidt scheint ein sehr kulanter Mann zu sein. Die Annahme des Trojanischen Pferdes? Nicht zwingend falsch. Also zumindest aus Sicht der Trojaner. Der FC Augsburg hatte Pech, dass Schmidt als Video-Schiedsrichter für das Spiel in Hoffenheim eingeteilt war und keinen Ansatzpunkt sah, den von Tobias Reichel verhängten Elfmeter einzukassieren. Augsburgs Jeffrey Gouweleeuw hatte den Ball aus kurzer Entfernung derart zufällig an die Hand bekommen, dass die Entscheidung Reichels zwingend hätte revidiert werden müssen. Der kulante Herr Schmidt aber gestattete den Hoffenheimern zur Verblüffung aller das Geschenk. Was für die Augsburger aus verständlichen Gründen sehr ärgerlich ist und der Absicht entgegenläuft, das Spiel fair zu gestalten.

    Ohne den menschlichen Makel aber wäre das Spiel viel ärmer. Auch das sieht man in Augsburg mit Sicherheit anders.

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