Für das deutsche Mixed-Team im Snowboard reicht es nur für Platz fünf
Im Cross-Wettbewerb und Parallel-Riesenslalom bleibt Deutschland ohne Medaille. Eine Chance gibt es noch, dennoch werden die Ziele klar verfehlt.
Martin Nörl war stinksauer. Irgendwas hatte dem deutschen Snowboardcrosser aufs Gemüt geschlagen. Er fluchte und stampfte frustriert davon. Reden wollte er nicht über seinen Ärger. Das Bild aber passte zum Auftreten der deutschen Snowboarder. Im Schnee von Zhangjiakou, ja am Wochenende schneite es in der sonst so niederschlagsarmen Gegend mehrere Stunden, mussten sie ihr olympisches Scheitern erklären. Im Parallel-Riesenslalom waren sie ebenso wie im Snowboarcross zuversichtlich nach China gereist. Die Weltcup-Ergebnisse hatten vermuten lassen, dass auch bei Olympia vordere Platzierungen möglich sind. Was folgte, waren Patzer, Pannen und Enttäuschungen.
Neuschnee und Stürze: Die deutschen Snowboarder verpassen ihre Ziele
Andreas Scheid, der sportliche Leiter von Snowboard Germany, musste erklären, was da in den Tagen von Peking passiert war. Einen Wettbewerb haben die deutschen Snowboarder noch. Das Freestyle-Team darf sich vor der beeindruckenden Kulisse von Peking beim abschließenden Big-Air-Wettbewerb präsentieren. Leon Vockensperger (SC Rosenheim), Noah Vicktor (WSV Bischofswiesen) und Annika Morgan (SC Miesbach) starten ins Rennen. Die Boardercrosser sind dagegen bereits auf dem Weg zurück nach Deutschland.
Scheid stand im trüben Genting Snow Park, Neuschnee hatten die Bedingungen schwieriger gemacht. Das deutsche Mixed-Team um Martin Nörl und Jana Fischer, die beide im Allgäu leben, hatte mit Rang fünf immerhin für einen Abschluss gesorgt, den Scheid als versöhnlich empfand. Die Goldmedaille war in die USA gegangen, Italien und Kanada folgten auf den weiteren Medaillenplätzen.
„Wir sind nicht zufrieden mit der Ausbeute“, sagte Scheid. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die untere Hälfte bedeckt die obligatorische FFP2-Maske, die zu einem der Bilder dieser Spiele werden dürfte. Ohne sie geht nichts. Die Kommunikation erschwert das manchmal, da neben Maske auch ein Abstand von gut zwei Metern als Maßnahme gegen das Corona-Virus zu beachten ist. Scheid aber ist in der Deutlichkeit seiner Worte gut zu verstehen. „Wir haben die Zielstellung nicht erreicht“, meinte er.
Snowboard Germany: Scheid fürchtet Einschränkungen in der Förderung
Das hatte verschiedene Gründe. Ramona Hofmeister war im Parallel-Riesenslalom durch langwierige Diskussionen nach ihrem ersten Lauf aus dem Konzept gebracht worden. Die Folge war ein frühes Scheitern. Stefan Baumeister sei von Beginn an mit den schwierigen Bedingungen rund um diese Spiele nicht zurechtgekommen. Die Zeitumstellung hemmt ihn, die Schneebeschaffenheit bremste ihn, all das führte dazu, dass er die Qualifikation für das Achtelfinale im Parallel-Riesenslalom nicht schaffte. Paul Berg war im Snowboardcross mit einer gerade erst auskurierten Knöchelverletzung angereist, ihm fehlten Wettkampfkilometer. Und Martin Nörl, der als aussichtsreichster Medaillenkandidat nach Erfolgen im Weltcup gesehen wurde, stolperte über einen vor ihm stürzenden Konkurrenten. Da war auch Pech im Spiel. „Das tut mir am meisten leid“, sagte Scheid, der davon überzeugt war, dass die Zielsetzung von Medaillen trotz allem richtig war. In der Umsetzung aber haperte es.
Das könnte Konsequenzen für Snowboard Germany haben. Der kleine Verband ist sehr von Förderung durch die Sporthilfe abhängig. Deren Grundlage aber sind sportliche Erfolge und Aussichten für die kommenden Jahre. Die Argumente könnten Scheid ausgehen, er erwartet Konsequenzen. Er sagte aber auch: „Im Freestyle haben wir die Erwartungen erfüllt, in den anderen Disziplinen nicht. Nun müssen wir die richtigen Maßnahmen ergreifen, um in vier Jahren das aufzuholen, was wir versäumt haben.“ Er hofft darauf, dass in Berchtesgaden eine Trainingsstätte für den Freestyle-Bereich errichtet wird. Zudem ist er von der grundsätzlichen Qualität des Kaders überzeugt. Zumal der Altersdurchschnitt bei 23 Jahren liege. Viele Athletinnen und Athleten sollten auch in vier Jahren wieder dabei sein. Dann mit mehr Erfahrung, was helfen kann. Zumindest zeigten das die US-Gewinner vom Mixed-Snowboardcross. Nick Baumgartner und Lindsey Jacobellis sind zusammen 76 Jahre alt.
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