Die Tracht in Deutschland – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die klassische deutsche Tracht wird in diesen Tagen medial sehr gerne auf die Lederhose reduziert. Dabei zeichnete diesen Bereich schon immer eine besondere Vielfalt zwischen unterschiedlichen Regionen und ihren individuellen Bräuchen aus.
Doch welche Besonderheiten zeigen sich in und außerhalb Bayerns und welche davon sind bis heute erhalten?
Die Schwarzwald-Tracht
Eine der auffälligsten Trachten Süddeutschlands ist die Pracht des Schwarzwaldes. Während der genaue Kleidungsstil der Männer nur den wenigsten bekannt sein dürfte, ist es der besondere Schmuck der Frauen, der Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gemäß der alten Tradition tragen diese einen speziell geschmückten Hut. Dieser zeichnet sich durch mehrere große Bollen aus, die aus roter verfilzter Wolle gefertigt werden. So vergrößert sich das Volumen der Hüte besonders stark, was sie zum hervorstechenden Merkmal der Tracht macht.Doch auch bei dieser scheinbar so spezifischen Form der Tracht ist eine weitere Differenzierung notwendig. Denn nach den aktuellen geschichtlichen Erkenntnissen zu urteilen waren es allein drei Gemeinden des Schwarzwaldes, welche diese Art der Tracht teilten. Erst im 20. Jahrhundert weitete sich der Trend dann auf den gesamten Schwarzwald aus, der bis heute für dieses besondere Merkmal bekannt zu sein scheint.
Die Besonderheiten Augsburgs
Hier in Augsburg scheinen die regionalen Traditionen dem allgemeinen Bild zu gleichen. Doch trotz der Zugehörigkeit zu Bayern ist es nicht die klassische Lederhose, die als Kern des Brauchs ausfindig gemacht werden kann. Moderne Lederhosen und Dirndl können bei Anbietern wie krueger-dirndl.de erworben werden. Stattdessen zeichneten sich die Beinkleider der Männer lange Zeit durch ein besonderes Volumen aus. Mit sogenannten Kniebundhosen wurde ein Kontrast zur schmalen Weste geschaffen. Experten gehen davon aus, dass der besonders kostspielige und auffällige Schmuck der Trachten noch auf den Einfluss der Fugger zurückgeht. Diese dominierten die Stadt wirtschaftlich über viele Jahrhunderte und waren durch ihren Reichtum dazu in der Lage, auch die Kultur in der Region im eigenen Sinne zu prägen. Ein solches Bild des Prunks scheint sich im Laufe der Zeit auch in den hier vorherrschenden Trachten niedergeschlagen zu haben.
Kunstvolle Hauben in Niedersachsen
Weitgehend aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden sind in diesen Tagen die Trachten Norddeutschlands. Dabei besaßen auch diese einen großen Einfluss auf das Brauchtum in Deutschland und seine Entwicklung. Eine bis heute bekannte Tradition stellt der besondere Kopfschmuck der Braut dar. Nach dem historischen Vorbild wird eine hohe Mütze aus gewundenem Stoff angefertigt, die meist eine starke rote Farbe aufweist. In den Tagen vor der Hochzeit wird diese Haube verziert mit verschiedenen bunten Perlen, die dem Schmuckstück in jedem Fall ein individuelles Aussehen verleihen.Im Laufe der Zeit schwand die Zuwendung zu diesem historischen Brauch auch in Niedersachsen merklich. Dies lag vor allem am starken Kontrast zum modernen weißen Gewand der Braut, welches sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten durchsetzte. So sind es heute meist sehr kleine Gemeinden, die sich dem Brauch der mit bunten Perlen gespickten Tracht zuwenden und ihn auf diese Weise noch am Leben erhalten.
Sorbische Folklore
Bis heute spielen auch sorbische Einflüsse bei der Darstellung der Trachten eine wichtige Rolle. Im Raum Brandenburg gibt es nach wie vor kleine Gemeinden, die sich dem großen Ziel verschrieben haben, ihre eigene Tradition am Leben zu erhalten. Die Sorben selbst spiegeln sich dabei in den sehr bunt gestalteten Trachten wieder. Diese werden aus unterschiedlichen Stoffen von Hand genäht, wobei der Verzierung der Ränder eine besondere Aufmerksamkeit zukommt. Recht individuell gehalten sind die kleinen Motive, die auf dem zunächst einfarbigen Stoff abgedruckt werden. Bisweilen ist es sogar in diesem Bereich noch möglich, Rückschlüsse auf regionale Einflüsse zu ziehen.Wer sich das Ziel setzt, eine sorbische Tracht möglichst genau und zielsicher zu erkennen, wird den Blick vor allem auf die Kopfbedeckung der Frauen lenken. Hierbei handelt es sich um eine aus dünnem Stoff gefertigte und nach oben spitz zulaufende Mütze. Ein Charakteristikum ist neben dem weißen Rand der rote Stoff, der für diesen Zweck verwendet wird. Der Musterung sind bei diesem Teil der Tracht ganz klare Grenzen gesetzt. Es muss sich zwingend um ein Blumenmotiv handeln, das dort abgedruckt ist. In der genauen Ausgestaltung der Verzierung unterscheiden sich die Trachten wiederum recht deutlich voneinander.
Die Spreewaldtrachten
Ebenfalls dem Raum Brandenburg zuzuordnen sind die Spreewaldtrachten, die sich nun bereits über viele Jahre erhalten haben. Besonders zu traditionellen Festen werden sie bis heute getragen, um so die besondere Verbundenheit zur Heimat zum Ausdruck zu bringen. Auffällig sind die vielen Rüschen an den weißen Blusen der Frauen, die ihre Wurzeln noch in vergangenen Zeiten haben. Sie werden von Hand gefertigt und zeichnen sich deshalb durch einen besonders individuellen Charakter aus. Der Blick auf die Kopfbedeckung weist auf ein ähnliches Bild hin. Hierbei handelt es sich um weiße Kopftücher, die mithilfe eines Gestells links und rechts sehr weit über den Kopf hinausragen. Dabei zeichnen sie sich durch eine zarte Bestickung in verschiedenen Farben aus. Besonders markant sind die Blumenmotive, die am Rand der Mützen angebracht sind und die diese optisch noch weiter in die Breite ziehen und den Charakter dadurch schärfen. Deutlich dezenter sind im Spreewald die Trachten der Männer gehalten. Mit den einfarbigen Hemden und Westen gleichen sie vielen Bräuchen des Südens, die sich eher bis zum heutigen Tage im allgemeinen Bewusstsein halten konnten.
Trachten im Alltag - Die Zünfte
Bereits im Hochmittelalter setzten sich in Deutschland die Zünfte durch. Das System, welches in ähnlicher Form bis heute Bestand hat, legte sehr viel Wert auf die Betonung der Eigenständigkeit. So verwundert es kaum, dass auch die Trachten streng unter dem Motto der Gemeinsamkeit ausgewählt worden waren. Wenige handwerkliche Berufe, wie zum Beispiel der Beruf des Zimmermanns, weisen dieses klassische Muster in nur sehr leicht veränderter Form bis heute auf. Bisweilen handelt es sich dabei um eine rein praktische Angelegenheit, da die Tracht im Alltag der Arbeit den eigenen Ansprüchen sehr entgegen kommt.In der Mehrzahl der Fälle wandelte sich das Berufsbild im Zuge der technischen Entwicklung jedoch sehr stark. So wäre es für die meisten Berufsklassen heute gar nicht mehr notwendig, auf diese besondere Form der Tracht zu setzen. Somit ist es einem besonderen Bewusstsein gegenüber der eigenen Tradition und dem Wert der Zugehörigkeit zuzuschreiben, dass bis heute an diesem System festgehalten wird, das doch keinen besonderen praktischen Nutzen mehr in sich trägt, wie dies in vergangenen Jahren der Fall war.
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