Die italienische Fiat-Tochter hat in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie die unvergleichliche Mischung aus Schönheit und Schnelligkeit auch 100 Jahre nach der Firmengründung nicht verlernt hat. Bestes Beispiel: der 8C. Der limitierte Supersportwagen ist schon als Coupé eine Wucht. Doch jetzt, wo die ersten Exemplare des 8C Spider auf den Straßen auftauchen, sind viele Schnellfahrer mit Sehnsucht nach Süden regelrecht hingerissen.
Wurden sportliche Töchter bis dato immer in die Baukästen des Konzerns gepresst, hatte die Marke für den 8C Spider fast alle Freiheiten. Trotzdem musste Alfa nicht viel selbst entwickeln oder von außen zukaufen. Denn unter dem neuen Kleid aus Karbon, das so elegant und sinnlich fällt wie die Seidenroben der jungen Sophia Loren, steckt streng genommen ein Maserati Gran Tourismo.
An Steuer wird die Mille Miglia lebendig
Hat der 4,7 Liter große V8-Motor schon bei der Marke mit dem Dreizack viele Lorbeeren geerntet, macht er seine Sache bei Alfa sogar noch besser: Der Spider ist leichter, will sportlicher sein und muss weniger Kompromisse machen. Deshalb darf das Kraftpaket ganz ungeniert seine Muskeln spielen lassen und den Zweisitzer durch die Toskana oder auch den Westerwald jagen, als führe man in der Pole Position auf der Mille Miglia.
331 kW/450 PS treiben den 1,7-Tonner in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Wenig später zeigt der Tacho knapp 300 km/h an - allerdings wird es schon bei der Hälfte im Wageninneren stürmisch. Im Zaum gehalten wird die Leistung von einer famosen Sechsgang-Automatik und der angenehm zurückhaltenden Stabilitätskontrolle.
Acht Zylinder für beeindruckenden Klang
Aber es sind nicht allein die schiere Kraft und das hohe Tempo, die den Reiz des Rasens in diesem Romeo ausmachen. Auch mit seiner soliden Straßenlage, der präzisen Lenkung und den bissigen Keramikbremsen ist das Phänomen nicht hinreichend erklärt. Zum Gipfel des Genusses muss man die Ohren spitzen: Die Klangkulisse, die der Achtzylinder im Sportprogramm durch die vier Endrohre presst, ist schlicht beeindruckend.
Über Produktionskosten mussten sich die Designer bei der Gestaltung des Innenraums offenbar keine Gedanken machen: Der Rahmen für die Mittelkonsole ist aus einem Aluminium-Block gefräst. Die Verkleidungsteile sind aus demselben Material gewoben wie die Karosse: aus Karbonfasern. Nur die vergleichsweise billig wirkenden Instrumente und die groben Spiegel zum Entriegeln des ansonsten elektrischen Verdecks passen nicht so recht ins vornehme Bild. Doch sobald der Motor läuft und der Wagen rollt, hat man dafür ohnehin keinen Blick mehr.
Eine sommerliche Testfahrt mit dem 8C Spider wird zum faszinierenden Erlebnis, bei dem die Zeit eigentlich stehen müsste. Doch je schneller man fährt, desto schneller kommt man ans Ziel. Und dort wartet unweigerlich der Wagenmeister und bittet um Rückgabe der Zündschlüssel. Selbst ein Lottogewinn hilft da nicht weiter: Weil Alfa Romeo nur 500 Autos produziert und die deutsche Charge genau wie beim Coupé im Prinzip schon ausverkauft ist, wird der 8C Spider selbst für Alfisti mit erweitertem Finanzrahmen auf ewig ein Traumauto bleiben - zumindest als Neuwagen.