Bauzinsen: Anschlussfinanzierung flexibel aufstellen
Die steigenden Zinsen verunsichern Eigenheimbesitzer, wenn es an die Anschlussfinanzierung geht. Wer sich rechtzeitig informiert, muss aber nicht verzagen.
Die sonnigen Zeiten für Immobilienkäufer sind erst einmal vorbei. Während die Bauzinsen noch vor ein paar Monaten zwischen ein und zwei Prozent oder sogar darunter lagen, sind sie seit Anfang dieses Jahres schnell in die Höhe geklettert.
Das hat erhebliche Auswirkungen für all jene Häuslebauer, die sich jetzt um ihre Anschlussfinanzierung kümmern müssen. Denn die meisten Baufinanzierungen werden anfangs mit einer festen Zinsbindung zunächst für zehn oder 15 Jahre abgeschlossen. Läuft diese Frist aus, muss neu verhandelt und ein Anschlusskredit vereinbart werden. Eigentümer, die jetzt vor dieser Aufgabe stehen, sind großen Unwägbarkeiten ausgesetzt.
"Niemand kann sagen, wohin die Reise geht", sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Ist die Spitze des Eisberges schon erreicht oder werden die Zinsen noch viel weiter ansteigen? Deshalb sei es auch schwierig, den Verbrauchern jetzt allgemeingültige Empfehlungen zu geben.
Große Zinsunterschiede zwischen Banken
Bei der Anschlussfinanzierung sieht die finanzielle Situation der meisten Menschen viel besser aus als kurz nach der Bauphase. Ihr Verdienst ist in der Zwischenzeit gestiegen, vielleicht kamen Erbschaften und andere Einnahmen hinzu.
"Aber es gibt natürlich auch Fälle, wo es nicht so glatt lief und sogar Einkommenseinbußen zu verzeichnen sind", sagt Oelmann. "Wir sehen in unseren Beratungen immer noch die Auswirkungen von Corona, die das Familienbudget einschränken, weil Nebentätigkeiten fehlen oder ganze Jobs wegfielen." Hinzu kommen die hohen Energiepreise, die die Verbraucher in Bedrängnis bringen.
Üblicherweise unterbreitet die finanzierende Bank ihrem Kunden etwa drei Monate vor Ablauf der Zinsbindung ein Angebot für die Anschlussfinanzierung. "Das ist aber viel zu spät, um sich das erste Mal damit zu befassen", sagt Oelmann. Kunden sollten den Markt schon Jahre vorher gut beobachten und Angebote einholen, damit sie Alternativen haben, wenn ihnen die vorgeschlagenen Konditionen nicht gefallen.
"Die eigene Hausbank bietet oft nicht die Top-Konditionen", weiß Jan Schulze, Finanzierungsspezialist bei Dr. Klein Baufinanzierung, einem bundesweit tätigen Finanzdienstleister. "Die Zinsunterschiede zwischen den Bankangeboten sind recht groß, aktuell betragen sie zwischen 0,4 und 0,8 Prozentpunkte", so der Experte. Man muss aber gar nicht unbedingt wechseln. Manche Hausbanken kommen ihren Kunden auch entgegen, wenn sie sehen, dass die Angebote anderer Banken günstiger sind.
Zahlungsmodalitäten möglichst flexibel halten
Viele Bauherren, die schon seit Jahren ihren Kredit abzahlen, wollen auch bei der Anschlussfinanzierung in etwa bei der Summe bleiben, die sie bisher gezahlt haben. "Mit den gestiegenen Zinsen bekommen sie nun aber nicht mehr das Gleiche für diesen Betrag", gibt Jan Schulze zu bedenken. Gegebenenfalls müssen sie bei der Tilgung Abstriche machen und länger abzahlen.
Besonders sicherheitsorientierte Kunden entscheiden sich vor Ablauf der Zinsbindung für ein Forwarddarlehen, mit dem sich das aktuelle Zinsniveau gegen einen geringen Aufschlag bis zu fünf Jahre im Voraus sichern lässt. "Das kann sich lohnen, kann aber auch rückblickend die falsche Entscheidung sein", sagt Jan Schulze.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kunden, die jetzt erst einmal auf kurzfristige Verträge setzen, weil sie denken, das wird schon wieder anders. "Wer am Ende besser fährt, kann heute niemand sagen. Das ist eine Wette auf die Zukunft", so Oelmann.
Egal für welche Strategie sich der Kunde am Ende entscheidet, es gibt eine uneingeschränkte Empfehlung: "Wichtig ist, die Rückzahlung möglichst flexibel zu halten", rät Klaus Kellhammer, Leiter des Regionalbüros Tübingen des Verbands Privater Bauherren. "Kunden sollten unbedingt Sondertilgungen und Tilgungswechsel vereinbaren, auch wenn das geringe Aufschläge kostet." Das sei unerlässlich, um auch in stürmischen Zeiten handlungsfähig zu bleiben.
(Von Katja Fischer, dpa)
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