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Loki Schmidt Stiftung: Die Kleine Braunelle: Kennen Sie schon die Blume des Jahres?

Loki Schmidt Stiftung

Die Kleine Braunelle: Kennen Sie schon die Blume des Jahres?

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    Die Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023. Sie wächst nicht nur auf Wiesen, sondern auch im Rasen.
    Die Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023. Sie wächst nicht nur auf Wiesen, sondern auch im Rasen. Foto: Julian Denstorf, Loki Schmidt Stiftung, tmn

    Trägt Ihr Rasen blauviolette Blüten? Dann wächst bei Ihnen die Blume des Jahres 2023. Es ist die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris).

    Dicht gedrängt formen die kleinen Lippenblüten eine Blütenkerze am Ende des vierkantigen Stängels, oft nur ein Dutzend Zentimeter über dem Boden. Ein Bild, das Kristin Ludewig von der Loki Schmidt Stiftung freut. Denn die Kleine Braunelle - auch Brunelle, Gewöhnliche oder Gemeine Braunelle genannt - versorgt zahlreiche Insekten mit Nektar und Pollen. Und das von Juni bis Oktober.

    Die Kleine Braunelle ist wichtig für viele Schmetterlingsarten.
    Die Kleine Braunelle ist wichtig für viele Schmetterlingsarten. Foto: Julian Denstorf, Loki Schmidt Stiftung, tmn

    "Insbesondere Hummeln und Wildbienen wie die Stahlblaue Mauerbiene sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten, darunter der gefährdete Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, finden hier Nahrung", sagt Kristin Ludewig.

    Die Kleine Braunelle ist eine ungewöhnliche Wahl für die "Blume des Jahres". Denn gefährdet ist sie (noch) nicht.
    Die Kleine Braunelle ist eine ungewöhnliche Wahl für die "Blume des Jahres". Denn gefährdet ist sie (noch) nicht. Foto: Marcus Brandt, tmn

    Die Loki Schmidt Stiftung hat mit der Kleinen Braunelle als Blume des Jahres eine ungewöhnliche Wahl getroffen. Denn gefährdet ist sie nicht. Laut Ludewig ist die Kleine Braunelle sogar weit verbreitet - auch, weil sie in Sachen Standort "relativ hart im Nehmen" ist. An Wegrändern und in Wäldern ist die Wildpflanze ebenso zu finden wie in Gärten und auf Wiesen. "Sie überlebt ähnlich wie das Gänseblümchen in gemähtem Rasen und toleriert auch den Fraß und Tritt durch Vieh auf Weiden."

    Selbst die Braunelle kommt seltener vor

    Dennoch seien die Bestände in mehreren Regionen Deutschlands in den vergangenen Jahren zurückgegangen, so Ludewig. "Es ist ein Alarmsignal, wenn selbst robuste, einst häufig vorkommende Arten langsam schwinden, denn damit drohen auch Insekten, Amphibien und Vögel ihre Lebensgrundlage zu verlieren", sagt die Expertin. "Diesen langsam voranschreitenden Verlust der Artenvielfalt müssen wir unbedingt aufhalten."

    Im Fall der Kleinen Braunelle ist es einfach, etwas zu ihrem Erhalt beitragen:

    • Den Rasen seltener mähen, damit die Pflanzen genug Zeit zum Wachsen, Blühen und Vermehren haben.
    • Auf Düngemittel und Herbizide verzichten.

    Diese Tipps gibt auch Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG) und Gesamtprojektkoordinatorin von "Tausende Gärten - Tausende Arten". "Um einen Beitrag für die Biodiversität zu leisten, sollte die Anlage eines englischen Rasens, in dem nur Gräser wachsen, der Vergangenheit angehören." Sie plädiert für ein Grün, in dem die Kleine Braunelle gemeinsam mit anderen Wildblumen wachsen kann.

    Sogar etwas für den Balkonkasten

    Gibt es noch keine Braunelle im Garten, lässt sie sich einfach ansiedeln. Und nicht nur da: Der insektenfreundliche Lippenblütler wächst auch in Töpfen und Kästen auf dem Balkon, auf der Terrasse und sogar auf der Fensterbank. Nina Keller vom Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten empfiehlt für diese Kultur flache Schalen und Blumenkästen. "Das Gefäß muss nicht tief sein, aber genug Platz bieten, damit sich die Kleine Braunelle breitmachen kann", rät die Gärtnerin.

    An den Standort stellt die Kleine Braunelle keine besonderen Ansprüche.
    An den Standort stellt die Kleine Braunelle keine besonderen Ansprüche. Foto: Julian Denstorf, Loki Schmidt Stiftung, tmn

    An den Standort stellt die Blume des Jahres 2023 keine besonderen Ansprüche, selbst mit Schatten kommt sie zurecht. "Der Boden kann lehmig bis sandig sein", so Keller. "Und auch wenn es die Kleine Braunelle eher feuchter mag, kommt sie mit trockenen Bedingungen zurecht." Um Staunässe im Kübel zu vermeiden, empfiehlt sie eine gute Drainage und ein Substrat, das mit Sand, Lava oder Blähton gemischt ist.

    Vorgezogene Pflanzen gibt es in spezialisierten Gärtnereien oder als Ableger aus Nachbars Garten. Wer selbst aussäen will, streut die lichtkeimenden Samen im Herbst oder zeitigen Frühjahr flach auf offenen Boden und drückt sie oberflächlich an.

    Vorgezogene Braunellen gibt es in spezialisierten Gärtnereien oder als Ableger aus Nachbars Garten.
    Vorgezogene Braunellen gibt es in spezialisierten Gärtnereien oder als Ableger aus Nachbars Garten. Foto: Marcus Brandt, tmn

    Nach Angaben der Loki Schmidt Stiftung keimen die Samen erst, nachdem sie über mehrere Wochen einem Kältereiz von etwa sechs Grad ausgesetzt waren. Daher sei die beste Zeit zur Aussaat Februar bis März.

    Tipp: Die Braunelle als Bodendecker im Garten

    Für die Topfkultur rät Wildpflanzengärtnerin Keller zu konkurrenzstarken Partnern, etwa dem Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Wiesensalbei (Salvia pratensis), Echtes Labkraut (Galium verum) und Weiße Taubnessel (Lamium album). "Die Kleine Braunelle macht viele Ausläufer und neigt zum Wuchern. Das kann aber in einem Gefäß oder kleinen Beet schwierig werden", so Keller.

    Ihr Hang zur Ausbreitung und ihr kriechender, niedrig bleibender Wuchs machen die Braunelle zu einem guten Bodendecker im naturnahen Garten. Sie bedeckt etwa in einem Staudenbeet halbschattige Flächen und bildet selbst an feuchteren Standorten und zwischen höher wachsenden Wildstauden einen schönen Teppich, so Bettina de la Chevallerie. Auch für die Unterpflanzung von Hecken, als Begrünung von Dächern und Pflasterfugen kann sie dienen.

    Einmal etabliert, erweist sich die Blume des Jahres 2023 pflegeleicht. "Das ist das Tolle an Wildpflanzen: Man muss sie wenig gießen und düngen, weil sie es nährstoffarm mögen", sagt Keller. "Und auch um Krankheiten und Schädlinge muss man sich keine Sorgen machen, weil sie so robust sind."

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