Studie: Fluglärm lässt Kinder langsamer Lesen lernen
Ständiger Fluglärm lässt Kinder langsamer Lesen lernen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Auswirkungen von Lärm rund um den Frankfurter Flughafen untersucht hat.
Die sogenannte Norah-Lärmstudie (Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health) wurde am Dienstag (4. November) in Frankfurt vorgestellt. Die Autoren fanden heraus: Je stärker die Lärmbelastung, desto langsamer lernen Kinder lesen. Wächst der Dauerschallpegel um 10 Dezibel, sind die Kinder in den lärmbelasteten Schulen im Vergleich zu anderen einen Monat im Rückstand beim Lesenlernen, bei 20 Dezibel mehr sind es zwei Monate. "Der Statistische Effekt ist klein", sagte Studienleiterin Prof. Maria Klatte. "Wir wissen aber nicht, wie sich der relativ kleine Effekt auf die weitere Entwicklung (der Kinder) auswirkt."
Die Lernverzögerung habe sich bei Kindern ohne Migrationshintergrund deutlicher gezeigt. Bei Kindern mit Migrationshintergrund war er kaum messbar. Das könne daran liegen, dass Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund eine ganze Reihe ungünstiger Bedingungen hätten, wie schlechtere Deutsch-Kenntnisse oder weniger Unterstützung in der Familie, sagte Klatte.
Die Wissenschaftler sprachen mit 1243 Zweitklässlern, 1185 Eltern und 85 Lehrern, die unter anderem nach ihrer eigenen Einschätzung der Lärmbelastung gefragt wurden. Ihr Befinden schilderten die Schüler selbst wie auch ihre Eltern als überwiegend sehr gut, bei zunehmendem Fluglärm ein wenig schlechter.
Der Flughafenbetreiber Fraport sieht den Einfluss von Fluglärm als weniger gravierend als sozioökonomische Einflüsse oder Rahmenbedingungen des Unterrichts. Kinder aus Haushalten mit wenigen Kinderbüchern hätten einen Leserückstand von 3,5 Monaten, teilte Fraport in einer Reaktion mit.
Lärm mindert die Lebensqualität und schadet der Gesundheit. Studien des Umweltbundesamtes ergaben, dass starker Schall die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin steigert. Bluthochdruck und Herzinfarkte können die Folge sein. Auch Gehörschäden zählen zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung.
Laut Bundesumweltministerium fühlt sich die Hälfte der Deutschen vor allem durch Straßenverkehrslärm beeinträchtigt. Studien zufolge sind sechs Millionen Städter Lärmpegeln ausgesetzt, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen befürchten lassen. Außerdem kommt es zu Lern-, Konzentrations- und Schlafstörungen.
Fluglärm liegt auf Rang zwei der Stressfaktoren, rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich dadurch belästigt. Wer von nächtlichem Fluglärm betroffen ist, gilt laut Umweltbundesamt als besonders gefährdet. Viele leiden unter hohem Blutdruck. (dpa)
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