Feurige Festtage
Die Mittelalterlichen Markttage zu Aichach huldigen heuer dem Ausbau der Aichacher Stadtbefestigung vor 600 Jahren. Gaukler, Tänzer und Ritter sorgen für ein authentisches Spektakel. Das können Besucher erleben
Die Sonne steht hoch über den Köpfen der Arbeiter, die an diesem Septembertag 1418 das Fundament der Tortürme von Aichach ausheben. Jeder Hieb mit dem Pickel, jeder Schaufelstich, jede Fahrt mit dem Holzkarren treibt den Schweiß aus ihren Poren. Die groben Finger: längst feucht vom lehmigen Boden. Wofür sie sich so schinden, wissen sie genau – zum eigenen Schutz und dem ihrer Familien.
So oder so ähnlich könnte sich eine von vielen mittelalterlichen Szenen während der Verstärkung der Befestigungsanlagen der Stadt Aichach abgespielt haben. Kurz zuvor hatte der Wittelsbacher Herzog Ludwig im Barte den Bau von Bollwerken, Tortürmen, Wällen und weiteren Wehranlagen angeordnet, um drohenden Belagerungen zuvor zukommen.
Ein Wappenstein an der Aichacher Spitalkirche erinnert noch heute an die monumentalen Bauarbeiten des damaligen Landesherren, die den Anfang einer Blütezeit der Stadt Aichach begründeten.
Schauspiel, Gaukelei und Zauberkunst
Bei den achten Mittelalterlichen Markttagen von Freitag, 7., bis Sonntag, 9. September, taucht die Aichacher Innenstadt ein in eine längst vergangene Zeit. Gaukler, Tänzer und Spielleute bieten auf fünf Bühnen um das Rathaus ihre Künste dar. Ein Höhepunkt ist der Auftritt der Musikgruppe „Furunkulus“, die fröhliche Volkslieder mit Sackpfeifen, Trommel und Percussion zum Besten geben. Ein weiterer Programmpunkt sind die mittelalterlichen Gerichtsverhandlungen der Altbayerischen Theaterfreunde, die einen Giftmord, einen Streit um eine Legehenne und einen Liebesprozess verhandeln.
Noch geheimnisvoller wird es in der zauberhaften Hubmannstraße. Dort können Mutige mit der Wahrsagerin Safira einen Blick in die Glaskugel werfen, sich vom Alchemisten und Scharlatan el Corbo verzaubern lassen oder den Beschwörungen der Hexe Roxana lauschen. Mit der Sonderausstellung „Magie und Aberglaube im Mittelalter“ informiert das Wittelsbacher Museum zudem im Unteren Tor über die mystische Gedankenwelt des Mittelalters.
Beschaulicher, aber nicht weniger authentisch, geht es im Handwerkerviertel am Unteren Stadtplatz zu. Zwischen dem gotischen Stadttor und
dem historischen Rathaus schwingen Feldschmiede den Hammer, fertigen Korbflechter Kraxen sowie Weidenkörbe und setzen Brauer den Gerstensaft wie im Mittelalter an. Wie anno dazumal können die Besucher an den historischen Essensständen speisen: Von Flammkuchen über Steaks bis hin zu Bratwürsten bleiben hier keine Wünsche offen.
Höfischer Kampfsport hoch zu Ross
Ritter in prächtigen Rüstungen kreuzen auf dem Turnierplatz in der Martinstraße die Klingen. Besonders eindrucksvoll sind die Nachtritterturniere der mutigen Herzog Tassilo Ritter. Im Streben nach Ruhm und Ehre messen sich die höfischen Kämpfer in allerhand Disziplinen wie dem Lanzenstechen hoch zu Ross, beim Rolandreiten mit Feuerkugel und dem Sandkampf.
Ob die Recken des noblen Herzogs die Oberhand behalten oder der in seiner Ehre verletzte Baron Andrew Sinclair of Roslin mit seinem Gefolge als Sieger vom Sandplatz schreitet, entscheidet sich erst kurz vor Ende des feurigen Spektakels. „Köpfe einziehen“ heißt es dagegen bei der Flugshow der Greifvögel. Mit waghalsigen Manövern bringen majestätische Falken die Zuschauer zum Staunen.
Kleine Knappen und Prinzessinnen finden ihre Arena im Spitalgarten. Im Kinderspectaculum werden Orden gebastelt, Schwerter und Schilder bemalt sowie Talismane gestaltet. Zudem können Kinder beim Pony- und Kamelreiten aufsatteln. Geschick ist gefragt beim großen Kinderturnier: Wer sich im Armbrustschießen, Burg-Erobern und Kegeln beweist, bekommt eine Urkunde und kann ein Flammkuchenessen für 15 Personen gewinnen. Neu in diesem Jahr sind auch die kostenlosen Führungen für Kinder durchs Ritter- und Handwerkerlager. (sgr)
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