Futter für den Stubentiger: Katzen würden Mäuse kaufen
Köln/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Katzen haben nicht nur Mäuse zum Fressen gern. Der moderne Stubentiger bekommt eher Fertigfutter in den Napf. Häufig gibt es auch Fleisch pur oder Katzenmilch. Doch was ist gesund für die Vierbeiner?
Soll es eher Trocken- oder Feuchtnahrung sein? Und ist teures Futter grundsätzlich besser als billiges? Die Experten sind sich einig: Mit Fertigfutter macht der Halter nicht viel falsch. Darin sind alle wichtigen Nährstoffe enthalten, außerdem stehen verlässliche Angaben zur Menge auf der Packung. "Es ist egal, ob Trocken- oder Nassfutter in den Trog gegeben wird", sagt der Tierarzt Burkhard Wendland aus Groß Köris in Brandenburg.
Wichtig ist, dass nicht ständig Nahrung da ist. Was die Katze nach 15 Minuten nicht gefressen hat, gehört weggenommen, rät Wendland, der im Präsidium des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte in Frankfurt sitzt. Zügiges Fressen, das entspreche der Natur einer Katze. Wenn nötig, liegt sie stundenlang am Mauseloch, schnappt sich dann die Maus und frisst sie ratzfatz auf. "Wenn eine Katze ständig Futter angeboten bekommt, erhöht das die Gefahr der Fettsucht."
Auch die Näpfe der Katzen von Andreas Kretschmer-Kraiczek aus Köln sind nicht ständig gefüllt. In Sachen Futter ist der Vorsitzende des Vereins Katzen-Freunde Germania - nach eigenen Angaben einer der ältesten Katzenvereine Deutschlands - folgender Überzeugung: "Die Mischung macht's." Seine Tiere kriegen Trockenes und Feuchtes und dazu rohes Fleisch. Letzteres sei das beste Futter für eine Katze.
Von Schweinefleisch rät Kretschmer-Kraiczek allerdings dringend ab - und das laut Tierarzt Wendland völlig zurecht: Fleisch vom Schwein kann das Aujetzki-Virus enthalten. Für Menschen ist es unschädlich, für Katzen - ebenso wie für Hunde - aber tödlich. "Die Bestände in Deutschland sind zwar nicht von diesem Virus betroffen. Aber man weiß ja nie, wo das Fleisch herkommt."
Ausschließlich Fleisch zu geben, ist keine gute Idee, betont Burkhard Wendland. Das wäre zu einseitig, schließlich lebt auch eine sich selbstversorgende Katze nicht allein von Fleisch: Erwischt sie eine Maus, futtert sie zuerst Darm und Magen samt pflanzlichem Inhalt. "Eine Katze würde jederzeit eine Maus dem Fertigfutter vorziehen", ist sich der Tierarzt sicher.
Wer viel Zeit hat und sich die damit verbundene Mühe machen will, kann seine Katze auch nach dem "Barf"-Prinpiz verköstigen, erläutert der Tierarzt. Die vier Buchstaben stehen manchmal für "Biologisch Artgerechtes Rohes Füttern", manche Experten sprechen von "Bones And Raw Food": Knochen und rohes Fleisch. In jedem Fall bereitet der Halter das Futter selbst zu - aus frischen Zutaten wie Fleisch und Gemüse.
Barf-Anhänger bezeichnen das als artgerechte, gesunde Ernährung. Ob sie wirklich gesünder ist als Fertigfutter, ist nach Meinung von Tierärzten aber fraglich. Doch der Halter weiß immerhin, was sein Tier frisst - das ist gerade bei Allergien wichtig. Auf jeden Fall brauchen per Barf ernährte Katzen nach Wendlands Worten zusätzlich Nährstoffe. Ein Muss sei Taurin - eine Aminosäure, die die Samtpfoten selbst nicht ausreichend herstellen können. In Fertigfutter ist sie bereits enthalten.
Darüber hinaus müssen Barfer die richtigen Rationen errechnen. Im Web und bei manchen Tierärzten erhalten sie dabei Hilfe. Zu diesen Veterinären zählt Natalie Dillitzer aus dem bayerischen Fürstenfeldbruck. Die Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik setzt aber nicht nur auf Barf: "Es gibt schon gutes Fertigfutter", sagt sie. Der Preis eines Produkts sei kein Kriterium für seine Qualität. Wichtig ist, dass es eine Deklarierung als Alleinfuttermittel hat und dass alle Inhaltsstoffe angegeben sind.
Was unterscheidet billiges dann überhaupt von teurem Futter? In Letzterem sollten laut Dillitzers hochwertigere Zutaten enthalten sein. Dagegen werden in billiger Nahrung eher Abfallprodukte wie etwa Bindegewebe verarbeitet. Die müssen aber gar nichts Schlechtes sein: "Weizenkleie ist ja eigentlich auch ein Abfallprodukt."
Der Vergangenheit angehören sollte nach Meinung der Tierärzte das Bild der Kuhmilch schlabbernden Katze. Denn viele Miezen vertragen die Laktose in der Milch nicht und kriegen schlimmen Durchfall. Das ist keine moderne Erscheinung: "Früher waren die Katzen mehr draußen, da haben die Besitzer das gar nicht mitbekommen", sagt Wendland. Wer trotzdem unbedingt Milch geben will, der solle Katzen-, Soja- oder laktosefreie Milch kaufen.
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