
Entlang der Rinne durch den Urwald: Wandern auf Madeira

Funchal (dpa/tmn) - Madeira macht es Wanderern einfach: Ein altes Bauprinzip sorgt dafür, dass viele Wege flach dahinlaufen. Und selbst im dichten Urwald gibt es ein teils Jahrhunderte altes, narrensicheres Leitsystem.
Der schmale Weg durch das grüne Herz Madeiras führt in einen üppig wuchernden Urwald. Überbordende Blütenpracht, Farne und Flechten erinnern an eine Märchenwelt, Bäche stürzen über Felswände, Baumriesen strecken ihre knorrigen Äste über den Weg. Aber in diesem Dschungel verläuft sich keiner, es gibt einen Wegweiser, der jeden bei seiner Wanderung ans Ziel geleitet: Der verschlungene Weg durch das Tal von Rabaçal führt entlang einer Levada, einer der für die Atlantikinsel so typischen betonierten Wasserrinnen.
Wie steinerne Adern durchziehen die künstlichen Wasserläufe die Insel. Sie versorgen die trockenen Gebiete des Südens mit Regenwasser aus dem niederschlagsreichen Norden. Güsse gehören zu einer Wanderung auf der "Insel des ewigen Frühlings" wie rauschende Wasserfälle, laue Winde und köstlicher Fisch.
Madeiras Wandermodus ist der Gänsemarsch. Meist sind die Wege entlang der Wasserkanäle zu schmal, um nebeneinander zu laufen. Aber sie sind lang: Auf rund 2000 Kilometer Länge addieren sich die etwa einen Meter breiten und einen halben Meter hohen Levadas, die ungezählten Verzweigungen nicht eingerechnet.
Vorbei an blühenden Schmucklilien, an Lorbeer und duftenden Eukalyptusbäumen führen die Kanäle bis in die abgelegensten Teile Madeiras. Oft sind sie recht eben, aber schwindelerregende Konstruktionen am Hang sind ebenso keine Seltenheit wie kilometerlange Tunnel - eine Taschenlampe muss also mit ins Gepäck. Und wo es zu schmal wird für einen Weg am Kanal, wo es glitschig ist oder wo wie so oft die Sicherheitsabsperrungen an steilen Stücken fehlen, da hilft ein Sprung auf die Levadamauer - und schon geht es weiter. Wer allerdings mit Höhenangst zu kämpfen hat, sollte die besonders exponierten Levada-Routen lieber meiden.
Höhenmeter sind bei einer Wanderung aber kaum zu überwinden - schon beim Bau der ersten Levadas im 15. Jahrhundert und auch bei den Kanälen jüngeren Datums, die bis ins 20. Jahrhundert hinein entstanden, musste ein Gefälle von nur einem Grad eingehalten werden. Das Wasser durfte nicht ungezügelt bergab schießen, sondern musste gemächlich fließen - und das allen natürlichen Umständen zum Trotz.
Hänge und Berge, Klippen und Schluchten besitzt Madeira zur Genüge, ebene Flächen sind selten. Von oben erinnert die Insel an ein zusammengeknülltes Blatt Papier. Die größte und spektakulärste Sehenswürdigkeit dieser Insel ist die Natur selbst. Zwei Drittel Madeiras stehen unter Schutz, große Flächen sind reine Wandergebiete - und das zu jeder Jahreszeit. Wegen der Kultur oder der Architektur kommt kaum ein Tourist hierher.
Dennoch suchen die meisten Urlauber ihr Quartier nach wie vor in der Hafenstadt Funchal, die sich ganz dem Tourismus verschrieben hat - und das nicht erst seit einigen Jahren. Schon die europäische Prominenz früherer Jahrhunderte, darunter die österreichische Kaiserin "Sisi", wählte die Inselhauptstadt als Winterdomizil. Später kamen ausgebrannte Künstler, Politiker und der Jet Set hinzu.
Für Wanderer reicht eine Tagestour nach Funchal völlig aus. Selbst dieser Besuch kann mit einer Levada-Wanderung verbunden werden. Einer der schönsten Wege führt hinauf zur Kirche des Villen-Vorortes Monte am oberen Stadtrand. Dort können sich Touristen in geflochtene Weidenkörbe setzen und auf hölzernen Kufen Schlitten fahren. Klingt absurd? Nun, einst war der Schlitten ein normales öffentliches Nahverkehrsmittel. Die Schlitten werden von zwei traditionell weiß gekleideten Männern, den "carreiros", gelenkt, die neben dem Korb herlaufen, auf- und abspringen.
Während in Funchal der Puls der Insel schlägt, locken im wildromantischen und dünn besiedelten Nordosten atemberaubende Steilküsten zu einem Besuch. Zwischen den vielen nicht mehr bewirtschafteten Terrassen kleben die Häuser wie Adlerhorste an den Hängen. Die Schrebergärten ähneln Reis-Terrassen in Asien. Die winzigen Felder bedecken jeden Quadratmeter, auch an den ebenen Flächen der kleinen Buchten.
Im Norden mit seinen abenteuerlichen Küstenstraßen liegen fantastische Wandergebiete, die Natur ist hier ungezähmt. Höhepunkte sind das oberhalb von Santana gelegene, riesige und beinahe menschenleere UNESCO-Weltnaturerbe "Laurisilva", der Lorbeerwald, und eine Wanderung auf die Spitze der madeirischen Bergwelt, den 1862 Meter hohen Pico Ruivo.
Der Südwesten ist dagegen eher ruhig und sonnig, die Region zwischen Calheta und Ribeira Brava ist ideal zum Erholen. Wegen der langen Anfahrt liegt die Gegend aber ungünstig für Wanderer. Im Gegensatz zum rauen Nordwesten ist das Klima hier angenehm mild, in Calheta gibt es den einzigen kleinen Sandstrand der gesamten Insel - künstlich angelegt mit Sand vom portugiesischen Festland.

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