Ein bisschen Odyssee auf der Straße
Wer auf dem Landweg nach Griechenland fährt, lässt sich auf ein Abenteuer ein. Ungewohnte Eindrücke und fantastische Aussichten erwarten die Reisenden.
„Straße ohne Namen“ steht im Navigationssystem. Es ist ein nagelneues Gerät. Dennoch hat es keine Bezeichnung für die breite Asphaltstrecke jenseits von Ioánnina. Es ist nicht das erste und auch nicht das letzte Mal, dass das Navi in die Anonymität wechselt. Wer sich über Land auf den Weg nach Griechenland macht, erlebt zweifelsohne ein kleines Abenteuer. Es heißt: Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen!
Zunächst führt die Route ins bergige Nachbarland. Während man an der österreichischen und slowenischen Grenze lediglich an den Vignetten-Kauf denken muss, werden an den folgenden Länderübergängen tatsächlich Kontrollen durchgeführt. In der Nebensaison heißt das meist nur Ausweise und Papiere zeigen, manchmal den Kofferraum öffnen. In der Hauptsaison müssen sich Reisende teilweise auf stundenlange Wartezeiten gefasst machen.
Stabil bleiben
Links, rechts, abbremsen, Gas geben, links, rechts… Ja, ein Gefährt mit Automatikgetriebe ist ab der Küstenregion Kroatiens durchaus von Vorteil. Ebenso wie schwindelfreie und magenstabile Autoinsassen. Serpentinen winden sich vorbei an Hotels und steinigen Stränden, die typisch für die raue Schönheit des Landes sind.
Aber das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was einen in Montenegro erwartet. Schmale Straßen – oft eher Pfade – führen durch kleine Dörfer und wilde Landschaften. Als Fahrer hat man kaum Zeit, den atemberaubenden Ausblick von den Bergen aufs Adriatische Meer zu genießen, ist man doch damit beschäftigt, das Auto in der Spur zu halten. Es wird durchaus spannend, wenn einem andere Gefährte entgegenkommen. Umso erstaunlicher, dass die Einheimischen scheinbar ungebremst zwischen Berghängen und dem Abgrund dahinbrausen. Waghalsige Überholmanöver sind keine Seltenheit.
In Albanien, dem letzten Zwischenstopp vor Pita, Greek Salad & Co., wird die Straße breit und eben. Die luftigen Höhen und engen Kurven Montenegros sind schnell vergessen. Die SH4 ist eine Nationalstraße, das albanische Pendant einer Autobahn – und doch so ganz anders. Ohne äußere Leitplanken, ohne Lärm- oder Fußgängerschutz führt sie durch Dörfer und Städte, vorbei an Feldern mit Vieh und spärlicher Bepflanzung.
Mit Esel auf der Autobahn
Jeder nutzt die Autobahn. Hier ein Esel, da ein antik anmutender Traktor. Menschen steigen über die Mittelleitplanke und spazieren über die Straße, während sich rasend schnell Autos nähern. Wer langsam ist, fährt auf dem Standstreifen. Links davon drängeln sich teilweise drei Autos nebeneinander vorbei – obwohl die Fahrbahn nur zweispurig ist.
So ungeheuerlich das für ausländische Augen auch sein mag, so muss man die Einheimischen doch für ihre Seelenruhe in diesem Chaos bewundern. Mitten auf der Straße hört eben jene plötzlich auf: Bauarbeiten. Keine Umleitung. Kein Straßenbelag, nicht einmal planierter Kies. Die Stoßdämpfer quälen sich über zwei Kilometer ab. Und die Bauarbeiter? Sind ihre eigenen Verkehrspolizisten. Mit wachen Augen und bunten Fähnchen regeln sie den Verkehr, helfen einem sofort aus, wenn sie erkennen, dass man nicht weiterkommt.
Dann wird es plötzlich ruhig. Hinterhalb von Fier, einer mittelalbanischen Stadt, ist der Asphalt frisch und die Straße leer.
Und dann ist es geschafft. Griechenland begrüßt den Reisenden mit grünen Bergen und üppigen Olivenhainen. Die streckenweise namenlose Autobahn bringt einen nach Thessaloniki oder Olympia, nach Metéora oder Athen. Zahllose schöne Orte erwarten Urlauber in Griechenland. Auf dieser Art von Reise ist allerdings auch der Weg das Ziel.
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