Von Augsburg nach Cornwall und London - mit der Bahn
Mit dem Zug nach England? Geht! Von Augsburg nach London benötigt man rund zehn Stunden. Der englische Südwesten mit Devon und Cornwall ist auch gut erreichbar.
Es hat sich tagsüber schon angekündigt – und doch ist es ein Schock, als abends der Tod der Queen vermeldet wird. Mein Blick fällt auf die Postkarte mit ihrem Porträt auf meinem Küchenbüfett. Die hatte ich erst eine Woche zuvor in London gekauft. Wenn man so will, noch in einer anderen Zeit.
Dem London-Aufenthalt vorangegangen war eine Tour durchs südwestliche England. Unsere Reise beginnt am Augsburger Hauptbahnhof mit der lapidaren Anzeige „Zug entfällt“. Futsch sind also sowohl der Reiseplan wie auch sämtliche Reservierungen. Wir nehmen’s mit Humor, planen um, reden uns die Stehplätze schön – und schaffen es tatsächlich pünktlich nach Brüssel.
Mit dem Eurostar von Brüssel nach London
Dort ist es aber nicht mit einfachem Umsteigen getan. Wer den Eurostar nach London nimmt, muss eine Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen über sich ergehen lassen. Aber es ist alles gut getaktet und organisiert und so fahren wir zwei Stunden später in London St. Pancras ein – nicht unsere letzte Station für diesen Tag, wir wollen direkt weiter nach Exeter.
Wir nehmen die Tube von St. Pancras nach Paddington, dort starten alle Züge in den Südwesten, also auch unserer. Mit Great Western Railway geht es auf die Zielgerade. Nach insgesamt 15 Stunden Anreisezeit kommen wir endlich in Exeter an. Geschafft! Darauf ein Lager (Bier) und eine Portion Chips (Pommes) und danach ein nächtlicher Spaziergang durch die Stadt. Erstes Fazit: schön hier.
Mit dem Zug unterwegs in England
Von Exeter aus wandern wir den Fluss Exe entlang nach Topsham, ein süßes Örtchen mit netten Cafés und kleinen Läden, und fahren dann noch mit dem Zug ans Meer. In Exmouth sitzen wir am Strand, sehen den Wellen zu und wundern uns, wie lange es die Engländer im eisigen Ärmelkanal aushalten. Brr! Am nächsten Tag nehmen wir den Zug nach Torquay. Das lohnt sich allein schon wegen der Fahrt: Die Gleise führen ausschließlich am Wasser entlang, erst am Fluss, dann am Meer. Tipp: In Fahrtrichtung auf die linke Seite setzen, dann hat man ungehinderte Sicht.
Torquay selbst kann uns nicht unbedingt von sich überzeugen, es wirkt wie ein riesengroßes Ferienressort – aber so was ist bekanntlich Geschmackssache. Reiseführer empfehlen die Stadt als Aushängeschild für die „Englische Riviera“. Was uns aber gut gefällt: Wir wandern den Küstenweg entlang und genießen die Sicht aufs Meer. Dabei kommen wir auch an der Beacon Bucht vorbei, wo schon Agatha Christie, berühmteste Tochter der Stadt, gebadet hat. Auch von Torquay aus nehmen wir spätabends den Zug nach Exeter zurück.
Von Penzance aus Cornwall erkunden
Nächste Station unserer Reise: Penzance in Cornwall. Das Bekannteste an dem Städtchen ist der Jubilee Pool, ein im Art-déco-Stil gehaltenes Freibad direkt am Meer. Außerdem hat man von Penzance aus einen wunderbaren Blick auf St. Michael’s Mount, eine kleine Insel mit ehemaligem Kloster, die vor dem Nachbarort Mazarion liegt. Man könnte auch (bei Ebbe) hinüberspazieren, uns reicht der Anblick.
Wir haben Penzance wegen seiner günstigen Lage gewählt. Es gibt Verbindungen mit Bus und Bahn zu allen Zielen, die wir uns vorgenommen haben. Etwa in Richtung Land’s End, dem westlichsten Punkt Englands. Wir steigen in Porthcurno aus und wandern den Rest auf dem South West Coast Path. Von Land’s End fährt uns der offene Doppeldecker wieder zurück nach Penzance. Tipp: Unbedingt warm und winddicht anziehen, wenn man oben sitzen will!
Ein weiterer Ausflug führt uns nach St. Ives, im Norden von Cornwall, diesmal wieder mit der Bahn. St. Ives ist berühmt für seine Zweigstelle der Tate Gallery und seine hohe Künstlerdichte. Uns fällt vor allem die hohe Touristendichte auf. Macht aber nichts, wir sind ja selbst welche. Wir spazieren durch die Stadt und statten dann jedem der fünf Stadtstrände einen Besuch ab.
Wanderung auf dem South West Coast Path auf der Halbinsel Lizard
Der nächste Tag ist wieder etwas einsamer. Wir wandern erneut auf dem South West Coast Path, diesmal auf der Halbinsel Lizard. Obwohl man meinen könnte, Küste ist Küste, unterscheidet sich die Landschaft doch stark von der bei Land’s End. Hat sich also gelohnt. Lizard erreicht man von Penzance aus nur mit dem Bus mit Umstieg in Helston – auch auf dem Rückweg. Es lohnt sich, dort einen kleinen Aufenthalt einzuplanen und einen späteren Bus zu nehmen. Denn anders als in Penzance gibt es in Helston zahlreiche Restaurants und ein reges Pub-Leben.
Nach Cornwall steht London auf dem Reiseplan. Wir fahren natürlich wieder mit dem Zug und landen da, wo wir vor über einer Woche schon einmal waren: am Bahnhof Paddington. Was folgt, sind ein Kulturschock und durchgelatschte Schuhe. Denn am Ankunftstag findet noch der Notting Hill Carnival statt. Nach Rio de Janeiro der zweitgrößte Karneval der Welt mit bis zu zwei Millionen Besuchern. Zugegebenermaßen etwas unbedarft fahren wir dorthin und laufen los – vorbei an hüfthohen Müllbergen, rauchenden Hähnchengrills, verbarrikadierten Stadthäusern und Massen an Menschen. Es ist unvorstellbar, was für ein Rummel!
Wie man zu Fuß (fast) alle Sehenswürdigkeiten in London an einem Tag schafft
Am nächsten Tag gibt es das Touri-Programm für meine Reisebegleitung, die zum ersten Mal in London ist. Wir starten an der Tower Bridge zu Fuß am Tower vorbei zur London Bridge bis zu St. Paul’s Cathedral. Von da aus nehmen wir den Bus zum Trafalgar Square und laufen erneut – die Stationen: Downing Street, Palace of Westminster mit Big Ben und – wenn man um die Ecke guckt – dem Riesenrad London Eye auf der gegenüberliegenden Seite der Themse, Westminster Abbey, Buckingham Palace, Green Park, Hyde Park und über die Straße zur Marble Arch. Dort nehmen wir die Tube zum Covent Garden, laufen dann über Leicester Square und einem Abstecher nach Chinatown zum Piccadilly Circus. Puh! Unsere Schuhsohlen sind merklich dünner, dafür haben wir an diesem einen Tag wirklich viele Sehenswürdigkeiten abgehakt.
An den folgenden Tagen können wir uns treiben lassen. Wir besuchen noch einmal Notting Hill und sind erstaunt, wie wenig vom Carnival noch zu sehen, ist. Wir gucken Straßenkunst auf der Brick Lane, spazieren durch den Spitalfields Market, entdecken tolle Second-Hand-Läden in Hammersmith, fahren ins alternative Camden Town, statten Sherlock Holmes einen Besuch in der Baker Street ab, besuchen Schauplätze der Beatles.
Fazit meiner Reisebegleitung über ihre London-Premiere: „Das machen wir unbedingt wieder!“ Für mich steht das sowieso fest. Und nach vergangenem Donnerstag umso mehr: Ich brauche schließlich auch eine Postkarte des neuen Königs Charles III.
Anreise |
London erreicht man auch mit der Bahn gut. Die Reisezeit von Augsburg aus über Brüssel beträgt – je nach Verbindung – etwa zehn Stunden. Unbedingt Zeit für den Eurostar-Check-in einplanen! Eine Stunde wird empfohlen. In London kommt man am internationalen Bahnhof St. Pancras an. Die Weiterfahrt in den Südwesten erfolgt über den Bahnhof Paddington. Es gibt Direktverbindungen mit der Tube über die Circle Line oder die Hammersmith & City Line.
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Unterwegs |
Südwestengland: Das Schienennetz ist hervorragend ausgebaut, die meisten Verbindungen verkehren bis spätabends im Stunden- oder sogar Halbstundentakt. Das Preisniveau ist sehr moderat. Für die Busse gibt es Tagestickets zu fünf Pfund pro Person.
London: Die Oyster-Card erhält man gegen Pfandgebühr am Automaten und kann sie dort auch mit Geld aufladen. Über Lesegeräte an jeder Tube-Station oder im Bus berechnet sie automatisch die günstigsten Transportkosten, übersteigt aber niemals den Preis des Tagestickets. Es lohnt sich die App „TfL Go“ (Transport for London). |
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