Doppelte Abi-Jahrgänge: Unibewerber müssen flexibel sein
Berlin (dpa/tmn) - Für Schulabgänger wird es künftig noch enger im Rennen um einen Studienplatz. Denn durch die Verkürzung der Schulzeit an Gymnasien auf acht Jahre werden vielerorts gleich zwei Abi-Jahrgänge auf einmal fertig.
Dadurch steigen voraussichtlich auch die Bewerberzahlen an den Hochschulen. Angehende Studenten müssen sich also gegen eine größere Konkurrenz durchsetzen. Den Kopf in den Sand stecken muss deswegen niemand. Wer in diesem oder im kommenden Jahr Abitur macht, sollte aber frühzeitig über Alternativen nachdenken, falls es mit dem Wunschstudium nicht klappt.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin rechnet bis zum Jahr 2013 mit einem deutlichen Anstieg von Studienbewerbern. Hinzu kommt, dass in diesem Zeitraum geburtenstarke Jahrgänge die Schule abschließen und an die Hochschulen drängen werden. Die KMK geht davon aus, dass die jährliche Zahl der studienberechtigten Schulabgänger von knapp 435 100 im Jahr 2007 auf voraussichtlich 492 500 in den Jahren 2011 bis 2013 ansteigen wird.
"Grundsätzlich ist es gut, dass wir mehr Studenten haben, vor allem die Wirtschaft schreit ja geradezu danach", sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel in Deutschland. "Das Problem ist allerdings, dass die Hochschulen nicht entsprechend ausgestattet sind und deswegen die Zugangsvoraussetzungen sicher ziemlich hoch sein werden."
Beate Ebbinghaus von der Arbeitsagentur Hamburg rät angehenden Abiturienten daher, auf dem Weg zum Studienplatz auch nach links und rechts zu schauen. Das kann bedeuten, ein verwandtes Studienfach in Betracht zu ziehen. "Es ist nicht aussichtslos, trotz der doppelten Abiturjahrgänge einen Studienplatz zu bekommen - die Schüler müssen aber mobiler und flexibler als andere Jahrgänge sein." Keine gute Idee sei es, angesichts der vielen Bewerber erst einmal abzutauchen und eine Pause einzulegen, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. "Wer zum Beispiel 2010 in Hamburg Abitur macht und die Möglichkeit hat, sollte gleich mit dem Studium beginnen."
Sinnvoll sei auch, sich rechtzeitig an den Hochschulen nach den Zugangsvoraussetzungen zu erkundigen - und zum Beispiel zu prüfen, welcher Abischnitt dort in der Vergangenheit erwartet wurde. "Das ist wichtig, um realistisch einschätzen zu können, ob das Wunschstudium überhaupt möglich scheint", erklärt Ebbinghaus. Manchmal könne ein Blick über die Grenzen des eigenen Bundeslandes helfen. "In den neuen Bundesländern gibt es schon jetzt häufig geringere Studierendenzahlen. Deswegen sind dort auch die Chancen besser, mit eher normalen Noten einen Platz zu bekommen."
Auch das Ausland ist laut Ebbinghaus "eindeutig eine Alternative". "In Holland, Österreich und der Schweiz ist es beispielsweise relativ leicht, in eine Hochschule zu kommen", sagt die Berufsberaterin. Allerdings müsse man natürlich die Sprache können und - ähnlich wie teilweise in Deutschland - häufig Studiengebühren bezahlen. Möglicherweise seien auch die Lebenshaltungskosten höher. "Außerdem muss man sich überlegen, ob man wirklich so weit weg von den Eltern und Freunden sein möchte."
Wer das nicht will oder aus finanziellen Gründen nicht weiter weg ziehen kann, sollte über Alternativen zum Wunschstudium nachdenken. "Manchmal ist es zum Beispiel einfacher, in Volkswirtschaftslehre oder Holzwirtschaft hineinzukommen als in Betriebswirtschaftslehre", hat Ebbinghaus beobachtet. Womöglich gefalle einem das Alternativfach dann sogar so gut, dass Studenten dabei bleiben. "Ansonsten kann man nach ein paar Semestern schauen, ob man sich erste Studienleistungen anrechnen und ins eigentliche Lieblingsfach wechseln kann."
Klappt das alles nicht, sollten sich angehende Abiturienten Gedanken über eine Berufsausbildung machen. "Damit kann die Wartezeit bis zum Studiumsbeginn sinnvoll überbrückt werden", meint Ebbinghaus. "Außerdem ist bis dahin dann wahrscheinlich auch die Welle der doppelten Abiturjahrgänge vorbei."
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