
Letzter Schliff für den Job - Die Eltern bezahlen

Aachen (dpa) - Kein Benehmen, schlecht in Mathe und Deutsch - das Image von Schulabgängern ist schlecht. 'Zig tausend Lehrstellen sind noch frei. Immer mehr Schüler pauken in den Ferien, um ihre Chancen zu steigern - und die Eltern zahlen dafür.
Rot gefärbte Igelfrisur, schlurfende Flip-Flops oder T-Shirt mit Totenkopf - Personalleiterin Ina Rixen wirft bei Vorstellungsgesprächen so schnell nichts mehr um. Das Aachener Software- und Beratungshaus Soptim hat pro Jahr nur drei Ausbildungsplätze zu vergeben, schafft aber manchmal nicht einmal das. Weil geeignete Bewerber fehlen, sind kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres laut Deutschem Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bundesweit rund 50 000 Lehrstellen frei. Darauf reagiert die IHK Aachen zum ersten Mal mit einer "Nachhilfe" für Schulabgänger in den Ferien. Die Eltern berappen 180 Euro für die 40-Stunden-Woche.
Frank Hundhausen (18) würde lieber mit seinen Freunden schwimmen gehen. Aber die Eltern haben der Vernunft auf die Sprünge geholfen. In einem Konferenzraum der IHK löst er typische Einstellungstests. Er möchte eine Lehre als Steuerberater anfangen. Von Bekannten weiß er, wie schwierig die Einstellungstests sind. "Wenn ich total aufgeregt bin, dann bringt das gar nichts." Routine möchte er bekommen und löst einen Test nach dem anderen. Dafür erträgt er auch die Lästerei der Freunde: "Die haben mich gefragt, ob ich sie noch alle hab."
In den Ferien hinsetzen und büffeln - ein abschreckender Gedanke. Von den sechs Angeboten, darunter ein Benimm-Kurs, kamen in Aachen nur vier zustande. "Der Bedarf ist da", meint der zuständige IHK-Mann Christian Wirtz. In der jüngsten DIHK-Ausbildungsstudie beklagten 75 Prozent der Ausbildungsbetriebe schlechte Deutsch- und Mathekenntnisse, mangelnde Disziplin und Leistungsbereitschaft von Bewerbern.
Letzteres kann man Frank und den beiden jungen Frauen an seiner Seite, Andrea und Anne, nicht nachsagen. "Die, die es nötig hätten, nehmen diese Angebote in der Regel nicht wahr", weiß Personalleiterin Rixen aus den vielen Bewerbungen, die sie ad acta legt oder die in der Kuriositätensammlung landen - wie die eines jungen Mannes, der sein Geburtsdatum mit einem fotografierten Gebärstuhl illustriert. Im vergangenen Jahr hat Rixen zum ersten Mal ein Bewerbertraining in einer Privatschule durchgeführt, das die Eltern bezahlt haben.
Im Sinne der Chancengleichheit müssten solche Angebote kostenlos sein, meint der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann: "Bei rückläufigen Geburtenjahrgängen werden wir in die Situation kommen, dass der Wettbewerb um die Schulabgänger immer größer wird." Schulministerium und IHK sollten ein gemeinsames Angebot entwickeln, auf das Schulen zugreifen könnten. Die Praxis sieht anders aus.
Auf den Internet-Seiten der IHK Köln und Düsseldorf wirbt die Junior Management School GmbH. Für 2500 Euro bereitet sie Schüler über das ganze Jahr auf den Einstieg ins Berufsleben vor. Schwerpunkt an den 26 Tagen in den Ferien und an den Wochenenden ist die soziale Kompetenz: Rhetorik, Präsentation, Umgangsform und Erkennen des persönliches Profils. Zweiter Schwerpunkt sind die Wirtschaftswissenschaften.
Das Unternehmen existiert erst seit vier Jahren und ist an fünf Standorten in Deutschland vertreten. "Die Schule ist gegründet worden von frustrierten Eltern, die gesehen haben, da fehlt doch was zur Berufsorientierung", sagt ein Sprecher. Die Schule habe zur Zeit 300 Schüler. Etwa die Hälfte werde über Teilstipendien unterstützt, sagt Karsten Löffler, zuständig für den Standort Köln. Die Schule werbe das Geld von Unternehmen ein. Die Nachfrage steigt, das Unternehmen wächst. Nach einer Phase der Qualitätssicherung werde die Schule ihren 6. Standort eröffnen, wahrscheinlich in München.
Homepage der Junior Management School

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