Drei wichtige Kriterien bei der Wahl von ETFs
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) sind das Finanzprodukt der Stunde: transparent, günstig, einfach zu verstehen. Das Angebot wächst und wächst. Wie behalten Anleger da den Durchblick?
MSCI World, Euro Stoxx 600, Dax, S&P 500, Nikkei: Das Angebot an Börsenindizes ist mittlerweile groß. Für Anleger ist das gut und schlecht zugleich.
Gut ist es, weil Indizes Grundlage sind für ein einfaches, transparentes und kostengünstiges Finanzprodukt: börsengehandelte Indexfonds, kurz ETF. Schlecht ist es, weil auch das Angebot an ETF inzwischen fast zu groß geworden ist. Allein in Deutschland sind nach Angaben der Stiftung Warentest rund 1400 ETF an der Börse notiert. Wie soll sich ein Privatanleger da bloß zurechtfinden?
"Sie müssen sich selber die Frage stellen: Was will ich für einen ETF haben?", sagt Prof. Ingrid Grössl, Vorständin und Forschungsdirektorin des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Das setzt voraus, dass sich Anleger mit dem Index beschäftigen, den der ETF abbildet - und ein paar Fragen klären.
Die erste Frage: Wie viele Werte sind in dem Index zusammengefasst?
"Je breiter der Index ist, desto geringer ist das Risiko, dass einzelne Werte für größere Rückgänge sorgen können", erklärt Prof. Grössl. Daher seien ein Index und die entsprechenden ETFs mit 50 Werten riskanter als ein Index mit 500 Werten.
Doch nicht nur die Zahl der Titel sollte groß sein. Der Index sollte auch mehrere Länder und Branchen umfassen. Hier wird der MSCI World oft als Maßstab genommen. Er umfasst Aktien von etwa 1600 Unternehmen aus mehreren Ländern. Noch breiter ist der MSCI All Country World, der auch Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern enthält.
"Ein ETF-Portfolio kann man im Prinzip aufbauen wie ein Haus", rät Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. "Das Fundament bilden die wirklich breiten, weltweit streuenden Fonds, und darauf aufbauend können Sie bis nach oben ins Dach immer spezieller werden." So könnte die Basisanlage mit ETFs auf den MSCI World oder MSCI All Country World mit Schwellenländerindizes wie den MSCI Emerging Markets ergänzt werden. Als weitere Zugabe könnten noch einzelne Länder, Branchen oder auch Strategien wie Dividenden-ETF beigemischt werden.
Die zweite Frage: Was kostet ein ETF?
Grundsätzlich sind Indexfonds weit günstiger als gemanagte Produkte. "Doch auch hier gibt es durchaus Unterschiede", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Die Spanne liegt bei 0,1 bis 0,5 Prozent. Das ist zwar nicht viel, macht über längere Zeiträume aber einen Unterschied.
Zum Kauf eines ETF brauchen Anleger zudem ein Wertpapierdepot. Meist sind Online-Depots günstiger. IShares, Xtrackers oder Lyxor: Bei welchem Anbieter der ETF dann am Ende gekauft wird, ist aus Sicht von Kurz egal. "Für die großen Indizes gibt es mehrere Anbieter."
Die dritte Frage: Wie ist der ETF aufgebaut?
"Die meisten Indexfonds halten auch tatsächlich die Aktien, die in dem jeweiligen Index enthalten sind", erklärt Kurz. Dieses Prinzip nennen Experten physische Nachbildung. Eine andere Variante ist, die Wertentwicklung des Index über andere Finanzgeschäfte - sogenannte Derivate - nachzubilden. Das nennt sich synthetischen Nachbildung. Aus Sicht des Anlegerschützers sind solche Geschäfte fragwürdig.
Wichtig in jedem Fall: "Sie müssen sich mit ihrer Risikobereitschaft auseinandersetzen", rät Prof. Grössl. Wer in schlechten Zeiten an das Geld heran muss, muss auch Verluste dann realisieren. "Ihr Anlagehorizont sollte deshalb mindestens zehn Jahre betragen."
Literatur:
"Handbuch Geldanlage -Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co.", Stiftung Warentest 2018, 416 Seiten, ISBN: 978-3-86851-281-6, 39,90 Euro.
"Anlegen mit ETF - Geld investieren mit ETF und Indexfonds", Stiftung Warentest 2018, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86851-295-3, 19,90 Euro. (dpa)
Informationen der Index Industry Association (englisch)
Infos der Stiftung Warentest über ETF (z.T. kostenpflichtig)
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