Wie sieht der Tourismus der Zukunft im Allgäu aus?
Ein Experten-Team hat sechs Szenarien für das Jahr 2040 entwickelt. Eine Möglichkeit: Der Klimawandel könnte die Branche zu neuen Ansätzen zwingen.
77 Prozent der Allgäuerinnen und Allgäuer sind, alles in allem, zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit ihrem Leben. Das zumindest geht aus einer Umfrage der Hochschule Kempten hervor. Eine Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) belegt außerdem: In touristisch geprägten Regionen geben diesbezüglich mehr Menschen eine positive Rückmeldung, als in anderen Gebieten.
Damit das auch so bleibt, entwickelten die Hochschule und das BZT sechs Szenarien, wie der Tourismus in Bayern im Jahr 2040 aussehen könnte. Auf dem Allgäu-Tag der Festwoche in Kempten stellte Professor Alfred Bauer die Ergebnisse vor – und erklärte, welchen Ansatz er für wünschenswert hält.
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"Schleichener Kontrollverlust": Völlig überlaufene Ausflugsziele im Allgäu
Die Szenarien reichen vom „schleichenden Kontrollverlust“, bei dem nicht nachhaltiges Wachstum zu völlig überlaufenen Destinationen führt, bis hin zur „neuen Verträglichkeit“. Dabei zwingt der Klimawandel den Tourismus zu alternativen Ansätzen. Das Ziel: Umwelt- und sozialverträgliches Wirtschaften sollen die Zukunftsfähigkeit sichern, die Menschen verändern ihre Lebensgewohnheiten und damit auch ihr Urlaubsverhalten. Qualität und Regionalität stehen im Vordergrund, auch Unternehmen müssen in der klaren Ausrichtung auf Nachhaltigkeit Wettbewerbsvorteile sehen.
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Dieses Szenario ist es auch, das Bauer für besonders erstrebenswert hält. Einheimische und Gäste stehen dabei gleichermaßen im Mittelpunkt und der Tourismus „findet sein Maß“. Soll heißen: Belastungen durch den viel zitierten „Overtourismus“ werden vermieden. „Dann muss aber auch über Wachstumsgrenzen diskutiert werden“, sagt Bauer und ergänzt: „Es geht bei den Szenarien nicht darum, die Zukunft vorauszusagen, sondern Denkanstöße für alle Beteiligten zu geben.“ Auch Risiken dürften nicht außer Acht gelassen werden – beispielsweise, dass es in puncto Nachhaltigkeit bei den Menschen seit Jahren eine Lücke zwischen dem beabsichtigen und dem tatsächlichen Verhalten gebe.
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Auch Bezahlbarer Wohnraum war Thema beim Allgäu-Tag
Beim Allgäu-Tag ging es allerdings nicht nur um das Thema Tourismus. Bei einer Podiumsdiskussion kam unter anderem auch der bezahlbare Wohnraum für Einheimische zur Sprache. „Die Immobilienpreise sind abgedriftet und werden kaum sinken, wenn man Angebot und Nachfrage frei wirken lässt“, sagte Manfred Hegedüs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Allgäu. Hier seien kommunale Konzepte gefragt. Die gebe es bereits, konterte Ulrich Pfanner, Bürgermeister von Scheidegg. In der Westallgäuer Gemeinde wurde beispielsweise eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gegründet. Doch auch die Kommunen kämen an Grenzen: „Bei der Vergabe von Bauplätzen müssen wir uns an strenge Kriterien halten und können nicht einfach die Einheimischen bevorzugen.“
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