
Investitionsstau und Verluste in Millionenhöhe: Ist der Staatliche Hofkeller in Würzburg ein Sanierungsfall?


Das Staatsweingut schreibt seit 2017 Verluste, der Freistaat hat Millionen Euro zugeschossen. Kritiker sehen die Schuld auch beim zuständigen Ministerium.
Der Staatliche Hofkeller in der Würzburger Residenz ist eine Institution im fränkischen Weinbau. "Der Hofkeller ist aber auch seit Jahren mit Wissen der Bayerischen Staatsregierung wirtschaftlich ein Sanierungsfall", sagt der unterfränkische FDP-Landtagsabgeordnete Helmut Kaltenhauser aus Aschaffenburg.
Der Politiker vom Untermain hat deshalb eine Landtagsanfrage zur Situation beim Hofkeller an die zuständige Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) gestellt. Die Antworten, die dieser Redaktion vorliegen, hätten seine schlimmsten Befürchtungen sogar noch übertroffen, so der Finanzexperte: "Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass bei einer staatlichen Institution solche verheerenden Zustände herrschen." Das Ministerium habe seine Aufsichtsrolle sträflich vernachlässigt.
4,28 Millionen Euro Verlust in den Jahren 2017 bis 2021
In der Tat summiert sich nach den Zahlen des Ministeriums der Verlust des Hofkellers für die Jahre 2017 bis 2021 auf 4,28 Millionen Euro. Gleichzeitig sind zwischen 2018 und 2021 aus der Staatskasse 6,68 Millionen Euro an das Staatsweingut geflossen – für die Modernisierung von Anlagen, Maschinen und Gebäuden sowie als Liquiditätshilfe. Hinzu kamen noch einmal 2,6 Millionen Euro staatliche Corona-Hilfen im Jahr 2021.
Trotz der hohen staatlichen Zuschüsse sieht Kaltenhauser jedoch wenig Verbesserung in der wirtschaftlichen Lage des Hofkellers: Offenbar fehlten konkrete Zielvorgaben des Ministeriums etwa für wirtschaftliche Kennzahlen wie Verwaltungs- oder Herstellungskosten, kritisiert er. Ministerin Kaniber könne zudem in ihrer Antwort "kein einziges Projekt zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in den letzten 18 Jahren nennen".
So sei es nur konsequent, wenn der aktuelle Haushaltsplan des Freistaats beim Hofkeller "auch für 2022 mit einem Verlust von knapp zwei Millionen Euro und für 2023 mit einem Verlust von 1,7 Millionen Euro" rechne.
Hofkeller-Geschäftsführer Heuft: Investitionsstau Hauptgrund für negative Bilanzen
Hofkeller-Geschäftsführer Thilo Heuft, seit 2018 im Amt, hat eine Erklärung für die Verluste: "Es liegt in der Tat ein großer Investitionsstau vor", sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. "Und das ist auch der Grund für die momentan negativen Bilanzen."
Auch habe die Corona-Pandemie den Hofkeller besonders stark getroffen: "Wir sind beim Umsatz sehr stark Event abhängig", erklärt er. Rund 20 Prozent der Umsatzerlöse von zuletzt rund 4,2 Millionen Euro stammten aus dem Veranstaltungsbereich, weitere zehn Prozent aus der Gastronomie. Beide Einnahmequellen fielen in den Corona-Jahren weitgehend flach.
Woher der große Investitionsstau kommt, kann Heuft nicht erklären: "Das war vor meiner Zeit in Würzburg." Nun aber gebe es einen "validierten Businessplan" über zehn Jahre und nachhaltige Investitionen in die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit: "Wir werden jedes Jahr geprüft und dabei zeigt sich, dass wir auf einem richtigen Weg sind", beteuert Heuft. Wirtschaftliche Probleme gebe es ohne Frage, räumt der Hofkeller-Chef ein: "Aber ein Sanierungsfall sind wir nicht."
Zu den Problemen des Hofkellers gehört allerdings auch die räumliche Situation in der denkmalgeschützten Würzburger Residenz: Zu eng für die Produktion, zu warm für die Flaschenlagerung. Trotzdem zahlt der staatliche Hofkeller dem Freistaat bis zu 70.000 Euro Miete im Jahr für die staatlichen Räumlichkeiten.
Warum also nicht an einen anderen Standort umziehen? Ein kompletter Auszug aus der Residenz würde die Gefahr bergen, "dass die Bezeichnung Hofkeller fällt", warnt Heuft. Zudem wäre dafür "ein hoher zweistelliger Millionenbetrag nötig". Stattdessen ist nun unter anderem der Neubau einer Kelterhalle beim benachbarten Rosenbach-Palais geplant.
Die zuständige Ministerin Kaniber will sich nicht zu den Defiziten des Hofkellers äußern
Ministerin Kaniber will sich gegenüber dieser Redaktion nicht zu den Defiziten des Hofkellers äußern. Ihr Ministerium verweist auf "eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation". Zudem sei der Hofkeller auch durch die in ganz Unterfranken verteilten Weinbergsflächen "besonderen wirtschaftlichen Herausforderungen ausgesetzt, die einen Vergleich mit anderen Weingütern keinesfalls zulässt".
Allerdings gehören viele dieser Weinberge zu den besten Lagen in ganz Unterfranken. Ob das in der Unternehmensführung unerfahrene Ministerium der richtige Eigentümer ist, um aus diesem Portfolio das Beste zu machen? Wenn sich der Freistaat schon ein eigenes Weingut halte, dann müsse es zumindest eine schwarze Null schreiben und auch qualitativ ein echter Leuchtturm für den Frankenwein sein, findet FDP-Mann Kaltenhauser: "Beim Hofkeller sehe ich hier leider noch sehr viel Luft nach oben."
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