Wird der ausgedünnte Fahrplan bei der Bahn zum Dauerzustand?
Während des Bahnstreiks erleben Reisende und Pendler zurzeit, was ein ausgedünnter Fahrplan bedeutet. Pro Bahn befürchtet, dass das künftig der Normalzustand sein könnte.
Was ein ausgedünnter Fahrplan bedeutet, erleben die Bahnfahrer derzeit Tag für Tag. Das könnte in einigen Jahren Realität werden sagen Jörg Lange und Winfried Karg vom Fahrgastverband Pro Bahn. Und noch schlimmer: gute Taktverbindungen könnten gestrichen, Fahrpreise dagegen deutlich erhöht werden. Der Grund ist das Finanzierungsgesetz der Bahn. Es ist 2014 ausgelaufen, nachdem es bei der Bahnreform 1994 für 20 Jahre abgeschlossen wurde.
Einnahmen durch Fahrkartenverkauf decken die Kosten kaum
Bislang konnten Bundestag und Bundesregierung jedoch noch kein Konzept für die künftige Finanzierung vorlegen. Ein Unding, wie Lange und Karg finden. Denn so könnten auch die Länder nicht längerfristig planen. Die Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf würden heute – je nach Strecke – nur zwischen 30 und 50 Prozent der Kosten decken. Der Rest werde durch Zuschüsse beglichen.
In den vergangenen Jahren ist immer weniger Geld für die Bestellung von Zügen und S-Bahnen vorhanden gewesen, beklagen sie. Die Ursache seien die massiv gestiegenen Kosten für die Nutzung der Gleise und der Bahnhöfe. Jörg Lange: „Unsere Forderung ist, den Zuschuss des Bundes für den Betrieb von Regionalzügen und S-Bahnen zu erhöhen und bis 2030 verbindlich festzulegen. Ferner muss die jährliche Steigerungsrate gemäß den Vorschlägen der Länderverkehrsminister angepasst werden.“
Das war bislang nicht der Fall. „Die Fahrkarten wurden von 1996 bis heute um 51 Prozent teurer, der Bundeszuschuss zum regionalen Schienenverkehr wurde im selben Zeitraum aber nur um 19 Prozent angehoben“, so Karg.
Verbesserungen in der Region können aufgrund fehlender Mittel nicht umgesetzt werden
Nachdem das Finanzierungsgesetz im vergangenen Jahr ausgelaufen ist, wurde in diesem Jahr einfach der Betrag vom vergangenen Jahr überwiesen – ohne Steigerung. Dabei können bereits jetzt aufgrund fehlender Mittel keine Verbesserungen in der Region Augsburg umgesetzt werden – wie die Einführung des Halbstundentaktes am Wochenende zwischen Augsburg und Dinkelscherben, eine Kapazitätserhöhung im Nachmittagsverkehr ab München oder bessere Verbindungen von und nach Schwabmünchen. „Es wird so viel darüber geredet, ob nun Menschen aus dem Umland nach Augsburg am Wochenende zum Einkaufen fahren oder nicht. Aber wenn von Friedberg nur stündlich ein Zug nach Augsburg fährt, dann ist das sicherlich kein attraktives Angebot“, betont Karg.
Und es könnte aus der Sicht von Pro Bahn künftig bei weiter steigenden Kosten und ohne entsprechende Anpassung der Zuschüsse noch zu vielen weiteren Einschränkungen kommen.
"Wenn die Zuschüsse nicht reichen, müssen die Fahrpreise erhöht werden."
Karg spricht etwa von einer Streichung des 15-Minuten-Takts wochentags von Augsburg nach Friedberg, Mering, Gessertshausen und Bobingen oder zu einer Rückkehr zum Stundentakt zwischen Augsburg und München, tagsüber oder am frühen Abend. „Wenn die Zuschüsse nicht reichen, dann müssen die Fahrpreise erhöht werden“, betonten die Vertreter von Pro Bahn weiter.
Damit schnellstmöglich Bewegung in die Formulierung und Umsetzung eines neuen Finanzierungskonzepts kommt, hat Pro Bahn eine Petition gestartet. Sie kann im Internet ausgefüllt werden oder in den nächsten Tagen an verschiedenen Ständen unterschrieben werden.
Online ist die Petition zu finden.
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