
Sorge um die Artenvielfalt

Geplante Saatgutverordnung gilt aber nicht für Hobbygärtner
Landkreis Dillingen Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt die Hobbygärtnerin Ulrike Manhard aus Buttenwiesen eine Kampagne, die gegen die geplante Brüsseler Saatgutverordnung kämpft. Nach Meinung der Aktivisten kommt die Verordnung ausschließlich den Wünschen der Saatgutindustrie entgegen. In der Kampagne heißt es, das Ziel der Lobbyisten in Brüssel sei es, die Großkonzerne zu unterstützen, nur noch wenige Hochleistungssorten an Saatgut zu erzeugen. Diese seien dann besonders resistent gegen Krankheiten und Schädlinge. Weiter ist in Brüssel vorgesehen, die Hürden für die Zulassung von kommerziell genutzten Pflanzensorten hoch anzusetzen. Dann könnten die Kosten nur noch von den Großen bezahlt werden, was das Aus für kleinere Betriebe bedeuten würde.
Ulrike Manhard bezieht hierzu eine klare Meinung: „Dadurch werden noch mehr seltene und alte Sorten an Obst, Gemüse und Getreide vom Markt verschwinden, auch würden mit so einer Verordnung der Vielfalt an Öko-Sorten bürokratische Steine in den Weg gelegt, während die Macht der Agroindustrie weiter gestärkt wird.“ Schon der Opa der Buttenwiesenerin ist Hobbygärtner gewesen, die Enkelin macht es ihm nach. „Allein schon, weil ich selber gerne in meinem Garten experimentiere, will ich mich dem Brüsseler Bestreben nicht kampflos hingeben“, sagt die engagierte 43-Jährige.
Klaus Beyrer, Landwirt und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands denkt auch über die Brüsseler Pläne nach, allerdings schränkt er ein: „Die Saatgutvielfalt von Öko-Sorten ist eine eigene Nische, das kann man nicht mit dem Saatgut in der Landwirtschaft vergleichen.“ Für seinen Schweinemastbetrieb legt der Landwirt Wert auf „züchterischen Fortschritt“. Jedoch möchte auch Beyrer nicht, dass nur ein Saatgutriese die Szene beherrscht. „Das setzt sich ja dann auch im Pflanzenschutz weiter fort.“ Beyrer sagt, es sollte immer noch die Entscheidung des Landwirts bleiben, welches Saatgut – ob Weizen, Gerste, Mais oder Rüben – er für seinen Betrieb anbauen und von wem er das beziehen möchte.
Für Hagen Büchner vom Amt für Landwirtschaft in Wertingen ist das noch kein Thema. „Bislang kann man bei uns zum Beispiel eine große Vielzahl von Weizensorten auswählen, abgesehen davon, haben wir bereits sogenannte Sortenzulassungen, das ist nichts Neues.“
Beruhigen möchte EU-Parlamentarier Markus Ferber: „Nach ersten Prüfungen der Vorschläge gilt die europäische Gesetzgebung für die Zulassung von Sorten und die Vermarktung von Saatgut ausschließlich für den gewerblichen Sektor. Hobbygärtner benötigen demnach keine Zulassung für ihre Samen, sie können jegliche Art von Saatgut erwerben und in kleinen Mengen auch auf dem Markt bereitstellen.“ Ferber will im Laufe der Beratungen im Europäischen Parlament sicherstellen, dass insbesondere für kleine Unternehmen, Hobby- und Privatgärtner keine unnötige Bürokratie verursacht werde.
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