Auf dem Esstisch liegen Fotoalben, eines davon mit Rosen verziert. Daneben verteilen sich lose Bilder, die Einblicke geben in Blasius Hurlers Leben. Dieses ist am 19. März mit 84 Jahren zu Ende gegangen. Vorausgegangen war eine plötzlich aufgetretene Krankheit, die sich schwer und lange zog. Am 27. März wurde der Wertinger in seiner Heimatstadt beerdigt, die er liebte und über die er stets sagte: „Es gibt nur ein Wertingen.“
Mutter und Tochter erinnern sich an den Wertinger Gärtner Blasius Hurler
Seine Frau Irmgard Hurler und Tochter Ulrike Straub sitzen am Tisch und sehen sich alte Bilder an, die ganz klar zeigen, was Blasius Hurlers Leben prägte: seine Gärtnerei in der Badgasse und seine Malerei. Geboren ist der Wertinger am 15. August 1940. Er hatte eine Schwester, Helga, und verbrachte in der Zusamstadt eine glückliche Kindheit und Schulzeit. Seine Eltern betrieben bereits die Gärtnerei, die er später einmal, 1972, übernehmen sollte. So machte er eine Lehre zum Gärtner und spezialisierte sich früh auf Zierpflanzen.
Kurz vor der Meisterprüfung lernte er seine zukünftige Frau Irmgard im Café Madlon kennen. 1966 heirateten die beiden und bekamen drei Töchter. So erinnert sich Ulrike Straub, die älteste Tochter, gut daran, wie sie in der Badgass-Gärtnerei aufgewachsen ist. An die liebevoll mit bunten Zierpflanzen behangene Fassade der Gärtnerei und das Schaufenster rechts außen, das stets anders geschmückt war – einmal als Seelandschaft oder auch passend zu den Jahreszeiten, was von vorbeilaufenden Passanten bewundert wurde. Und an die großen Gewächshäuser, in denen je nach Saison Primeln, Geranien oder Weihnachtsterne heranwuchsen.

„Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke“, beschreibt Ulrike Straub, „sehe ich die gelb lackierte Gartenbank mit Tisch unter dem alten Apfelbaum. Auf der Zusam fuhren wir mit dem Kanu und sahen den Enten beim Vorbeischwimmen zu.“ Die freundliche Art ihres Vaters, die Ehrlichkeit und die Liebe zur Natur und den Menschen vor Ort spiegelten sich in seinen Interessen wider. Straub ergänzt: „Der Garten faszinierte meinen Vater so sehr, dass er ihn immer wieder in Gemälden festhielt.“
Denn die Malerei war Blasius Hurlers große Leidenschaft. „Sein Onkel hat ihn früh in die Welt der Farben eingeführt“, sagt seine Tochter. Mit der Zeit wurde der Wertinger immer besser, entwickelte sich zum Impressionisten. Er malte mit Öl und Ölpastellkreide, fertigte Kohle- und Bleistiftzeichnungen an. Als Motiv diente ihm zumeist die heimische Landschaft. Irmgard Hurler: „Er war erst sehr zurückhaltend und völlig uneitel.“ Blasius Hurler habe sehr an seinen Bildern gehangen, wollte sie nicht weggeben. Doch dann wuchs das Interesse an seiner Kunst, und Mitte der 1980er Jahre fand die erste von drei Ausstellungen statt. Nun verkaufte er doch einige seiner Werke. Heute sind viele seiner unzähligen Bilder im Familienbesitz, andere stehen zum Verkauf. Nach Blasius Hurlers Tod habe die Familie „sehr viele, ganz berührende Beileidskarten“ erhalten. Häufig wurden darin seine Bilder angesprochen, und „was er für ein besonderer, sensibler Mensch war“, berichten seine Frau und Tochter.

2007, mit 67 Jahren, gab Blasius Hurler die Gärtnerei schließlich auf. Er vermietete den Laden an Simone Neumeier. Sie eröffnete darin ihr eigenes Blumengeschäft, das etwa zehn Jahre später an den Marktplatz umzog. Blasius und Irmgard Hurler machten derweil mit Friedhofsbepflanzungen weiter. Bis Ende 2022 richtete das Ehepaar Gräber vor allem in Wertingen, Gottmannshofen, Zusamaltheim, Binswangen und Villenbach.
Badgass-Gärtner verkauft: Hier sollen 20 bis 30 Wohnungen entstehen
In der Badgasse befanden sich einst nicht nur die Gärtnerei, sondern auch die Wohnräume der Hurlers. Doch als die Kinder ausgezogen waren, sei Ulrike Straub zufolge klar gewesen: „Meine Eltern bleiben nicht allein in dem Haus.“ Das ehemalige Bauernanwesen sei mehrfach umgebaut worden, die Treppe sei gefährlich und nicht barrierefrei. Das Grundstück, das nach hinten bis zur Zusam reicht, sei sehr verschachtelt und viel zu groß. Daher fädelte Blasius Hurler noch vor seinem Tod den Verkauf ein.
Anfang des Jahres erwarben Hermann und Charlotte Buhl mit ihrer Stiftung das Gelände. Die Gewächshäuser wurden abgerissen. Hermann Buhl zufolge werde auch das Haus abgebrochen, es könne nicht mehr saniert werden. Dafür sollen auf dem rund 2620 Quadratmeter großen Grundstück 20 bis 30 Wohnungen entstehen. „Wahrscheinlich werden wir nächstes Jahr mit dem Bau beginnen“, so Buhl. Doch bis die Pläne eingereicht und genehmigt seien, könne es dauern.
Irmgard Hurler ist inzwischen umgezogen. Wenn sie sich jetzt mit ihrer Familie an ihren Mann Blasius erinnert, der tief im evangelisch-freikirchlichen Glauben verwurzelt war, und alte Fotos durchstöbert, tut sie das von ihrer neuen Wohnung in Wertingen aus.
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