In Zeiten rasender Bilder und sekundenschneller Nachrichtensequenzen via Tiktok oder Instagram setzen die Grünen auf ein altbewährtes Medium. Es ist die Faszination Kino – beeindruckende Bilder und spannend erzählte Geschichten auf Großleinwand – die derzeit im Filmtheater Wertingen eine Welle der Sympathie erlebt. Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen Wertingen-Zusamaltheim hat deshalb nach seiner erstmals gezeigten Serie „Der politische Film“ im Januar, nun im Februar die Reihe „Klimawochenende im Filmtheater“ vom vergangenen Jahr fortgesetzt. Mit zwei sehr unterschiedlichen Dokumentationen fand er ein ebenso interessiertes wie zahlreiches Publikum.
Der erste Abend mit dem Film „Atomkraft forever“ weckte bei den Besucherinnen und Besuchern Erinnerungen an die dampfende Wolke, die sich fast 60 Jahre lang aus den Kühltürmen des AKW Gundremmingen über dem Donautal ausbreitete. „Das gehört zu uns dazu“ – so beschreibt die Wirtin des Dorfgasthofs im Film die Bedeutung der Atomkraft für den Ort, die sich mit der finalen Abschaltung für viele schockartig änderte. Inzwischen erfolgt der Rückbau des AKW, der im Film am Beispiel Gundremmingen und Greifswald anschaulich gezeigt wird.
Raimund Kamms Sorge: „Die Atomkraft-Diskussion ist weitgehend vorbei“
Was bleibt nach dem Rückbau – eine entscheidende Frage für den Experten und Gast des Abends, Raimund Kamm, Vorsitzender des „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“. Kamms große Sorge in seinem Statement zum Film und der anschließenden Diskussion galt dem Vergessen: „Die Atomkraft-Diskussion ist weitgehend vorbei.“ Was bleibe, sei der Atommüll, radioaktiver Abfall, der aus abgebrannten Brennelementen in Kernkraftwerken entsteht und über tausende von Jahren gefährlich, ja für den Menschen tödlich, bleibt. „Wir erzeugen Müll, der noch für 30.000 Generationen nach uns ein Problem darstellt,“ mahnte Kamm an, eine Lösung sei nicht in Sicht. Im Gegenteil, der Atommüll, der in Gundremmingen in Castoren im sogenannten Zwischenlager aufbewahrt wird, werde uns noch lange erhalten bleiben. Die Bemühungen für ein Endlager müssten forciert werden.
Einen Cut in eine ganz andere Richtung gab es am zweiten Abend des kleinen Filmfestivals, der den Saal im nostalgischen Filmtheater mit Kinofans aus der weiten Umgebung – bis aus dem Lechtal - füllte. „Wildes Land – die Rückkehr der Natur“ beschreibt ein Experiment eines englischen Gutsbesitzer-Paares, das landwirtschaftlich genutzten und kontaminierten Boden auf einer Fläche über 320 Hektar der Natur überlässt. Die Ansiedlung freilebender Pferde, Schweine und alter Rinderrassen tragen dazu bei, den Boden in einem natürlichen Prozess ohne Chemie und menschliche Eingriffe wiederzubeleben. Die Geschichte erzeugte bei vielen Anwesenden im Filmtheater glückliche, aber auch gemischte Gefühle, wie es sich anschließend im Foyer bei angeregten Diskussionen zeigte. „Alles schön, aber wie ernährt man so die Menschen?“ lauteten einige Kommentare.
Das nächste Event in Wertingen ist am Frauentag, 8. März
Die Wertinger Grünen wollen nach diesen Abenden weiter mit Kinobesitzerin Prisca Färber zusammenarbeiten. Sehen sie doch das Kino als Möglichkeit, relevante gesellschaftliche Themen aufzugreifen und ein Gemeinschaftserlebnis zu schaffen. So geht es weiter mit einem besonderen Event am Frauentag, Samstag, 8. März, 18.30 Uhr. Eine Neuverfilmung über das Leben der Künstlerin Niki de Saint Phalle steht auf dem Programm. (AZ)
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