Das Stadtarchiv Wertingen besitzt ein sehr seltenes Buch, in dem eine Wertingerin eine zentrale Rolle spielt: 1829 erschien das Büchlein „Hugo von Adlerfeld und Ida von Wertingen, oder Treue Liebe führt zum Ziele“. Es handelt sich dabei um einen der typischen Ritterromane, die sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuten. Der Verfasser Burkhard Ciryllus war ein äußerst produktiver Autor. Unter diesem Pseudonym oder unter seinem eigentlichen Namen Johann Friedrich Stettner schrieb er über ein Dutzend Ritterromane, deren Titel wie „Veronika, die Nonne mit dem Blutschleier“ oder „Corando Corandini, der kühne Räuber-Hauptmann“ einen Einblick in das fantasiereiche literarische Schaffen des Schriftstellers geben.
Der Inhalt von „Hugo von Adlerfeld und Ida von Wertingen“ lässt sich angesichts unzähliger Irrungen und Wirrungen nur schwer zusammenfassen: Die dem siegreichen Ritter Hugo von Adlerfeld versprochene Ida von Wertingen wird gezwungen, sich mit Kuno von Lützelburg zu verehelichen. Ihr Bruder Thimo intrigiert mit dem lüsternen Heinrich von Thüringen, der Ida auf sein Schloss entführen lässt. Von dort wird sie jedoch von Otto von Schönborn befreit und auf dessen Burg verbracht. Heinrich greift die Burg an und lässt Ida auf die Burg Hohenhausen bringen. Sowohl Hugo von Adlerfeld als auch Landgraf Heinrich erheben Anspruch auf Ida, die zur Rettung ihres in der Zwischenzeit gefangengenommenen Geliebten Hugo Bedingungen stellt. Hugo gelingt es aber letztendlich, mithilfe etlicher Verbündeter Ida aus den Fängen Heinrichs zu befreien und am Ende zu heiraten.

Bei den geschilderten Geschehnissen handelt es sich um eine reine Fiktion. Eine Ida von Wertingen ist in der Wertinger Geschichtsschreibung nicht überliefert, alle erwähnten Personen und Schauplätze sind frei erfunden. Es gab zwar es eine Adelsfamilie, die sich nach Wertingen benannte: Die Edelfreien Aribo und Mathilde von Wertingen sind für die Wertinger Stadtgeschichte insofern von großer Bedeutung, da auf sie die erste urkundliche Erwähnung Wertingens im Jahr 1122 zurückgeht. Allerdings waren Ciryllus diese historische Hintergründe sicherlich unbekannt. Typisch für einen Ritteroman des 19. Jahrhunderts spielen die tatsächlichen Gegebenheiten des Mittelalters keine Rolle. Es kommt allein darauf an, eine spannende Geschichte mit bösen Schurken, tapferen Rittern und hübschen Burgfräulein zu erzählen.
Das Objekt des Monats ist ein Kupferstich, der dem genannten Ritterroman beigefügt ist. Das Bild illustriert eine der wichtigsten Episoden der Geschichte: Landgraf Heinrich von Thüringen lässt Ida von Wertingen entführen. Diese schurkische Tat bleibt aber erfolglos. Am Ende heiraten Hugo und Ida – es gibt also ein Happy End. Wer sich für eine ausführliche Zusammenfassung des Inhalts interessiert, kann sich gerne an das Stadtarchiv Wertingen wenden. (AZ)
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