Zöschingen Wer am Vereinsheim des FC Zöschingen die Getränkekarte studiert, der muss schon zweimal oder öfters hinschauen, um zu realisieren, was denn hier für einen halben Liter Bier bezahlt werden muss: Für 2,50 Euro bietet der Verein den edlen Gerstensaft oder auch ein kühles Weizen an. „Wir halten die Preise in erster Linie für unsere Mitglieder niedrig“, erklärt Albert Füchsle und freut sich, wenn er jeden Donnerstag das Sportheim aufsperren kann, damit dann beim wöchentlichen Stammtisch über Gott und die Welt gesprochen wird. Aber auch über das Geschehen im 750 Einwohner zählenden Dorf an der Grenze zu Baden Württemberg wird diskutiert und manchmal auch über sportlich erfolgreiche Zeiten der FCZ-Fußballer.
Und über diese hat Albert Füchsle eine ganze Menge zu erzählen. Prägte er doch wie kein anderer im Verein die Zeit, als der Ball noch wöchentlich auf dem Sportplatz an der Schulstraße rollte und er als Elfjähriger sein erstes Spiel im Trikot des FC Zöschingen bestreiten konnte. Dabei stand er nicht in einer Schülermannschaft, sondern wurde bei den A-Junioren aufgestellt, die gegen Eintracht Landshausen 3:3 spielte. „Da habe ich gleich ein Tor geschossen“, erinnert er sich an das Spiel im Jahr 1961 und an viele größere Gegenspieler, die bereits 17 oder 18 Jahre alt waren. Als Füchsle selbst das 17. Lebensjahr erreicht hatte, wurde er erstmals in der ersten Mannschaft eingesetzt. Diese bestritt beim SV Holzheim ein Punktspiel in der B-Klasse, gewann mit 6:1, und die FCZ-Fans konnten gleich drei Treffer des talentierten Mittelfeldspielers bejubeln. Den größten sportlichen Erfolg feierte Füchsle mit seinen Zöschinger Kumpels in der Saison 1970/71, als die Mannschaft Meister der B-Klasse wurde und in die damalige A-Klasse (jetzt Kreisliga) aufgestiegen ist. Bevor es nach zwei Jahren wieder zurück in zweitniedrigste Spielklasse ging, hießen die Gegner unter anderem TSV Rain, SV Ludwigsmoos, SV Grasheim oder TSV Wemding.
Mit 23 Jahren zog sich Füchsle einen Kreuzbandriss zu, der nicht operiert wurde. Die Ärzte im Lauinger Krankenhaus setzten auf eine konventionelle Therapie, die es ihm erst wieder mit 27 ermöglichte, ein Comeback auf dem Fußballplatz zu geben. Während seiner Verletzung trainierte Albert Füchsle die C-Jugend und danach die A-Jugend. „Ich bin dann mit den Jungs bis zur ersten Mannschaft als Trainer mitgegangen“, blickt er auf viele schöne gemeinsame Zeiten zurück.
Als die Fußballmannschaft abgemeldet werden musste
Nach seiner aktiven Zeit war Füchsle zunächst sechs Jahre 2. Vorsitzender im Verein, ehe ihn die Mitglieder 1987 zum Chef des FC Zöschingen wählten. In seiner Zeit als Vorsitzender wurde das Klubheim umgebaut und renoviert, entstanden am Sportgelände zwei Tennisplätze, eine Boule-Anlage und ein Grillplatz. Alles Maßnahmen, die er mit angekurbelt und dann mitgeholfen hat, diese erfolgreich umzusetzen. Die schwerste Entscheidung in seiner 37-jährigen Zeit als Vorsitzender musste er im Jahr 2001 treffen, als die Fußballer gezwungen waren, den Punktspielbetrieb einzustellen. „Wir hatten nicht mehr genügend Spieler, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als die Mannschaft abzumelden“, blickt Füchsle auf die Zeit diese schwierige Zeit zurück.
Aktiver Sport wurde und wird beim FCZ nach dem Rückzug der Kicker aber weiterhin betrieben. In der Gemeindehalle gibt es jede Woche die Damengymnastik, das Kinderturnen und die Jedermann-Gymnastik. „Außerdem haben wir noch eine Wintersportabteilung und eine Ü-60-Tennisherrenmannschaft“, freut sich Albert Füchsle, dass den circa 500 Mitgliedern im Verein Angebote zur körperlichen Ertüchtigung gemacht werden können.
Selbst muss der inzwischen 74-Jährige ganz behutsam mit sportlichen Aktivitäten umgehen. Albert Füchsle leidet nämlich an COPD, einer chronischen Bronchitis, welche die normale Atmung beeinträchtigt. Gemeinsam mit Ehefrau Elisabeth auf dem E-Bike durch die schöne Landschaft im nördlichen Landkreis Dillingen oder im benachbarten Kreis Heidenheim zu radeln, das gehe zum Glück noch und mache weiter viel Spaß. Im eigenen Garten kümmert er sich um das Gießen der Tomaten- und Paprikapflanzen, „ansonsten schaue ich einfach nur die vielen schönen Blumen an“, lobt er den grünen Daumen seiner Ehefrau. Große Urlaubsreisen haben die Füchsles nicht mehr geplant. „Diese wären für mich jetzt zu anstrengend“, erklärt Ehemann Albert und schwelgt im gleichen Atemzug an Reisen nach Südtirol, ins Zillertal oder an den Achensee in Österreich, die er mit seiner Familie unternommen habe.
Apropos Familie: Neben Ehefrau Elisabeth, Sohn Stefan, Tochter Tanja und den Schwiegerkindern gehören vier Enkelsöhne zum Kern des Füchsle-Clans. Den vier Enkeln widmet Opa Albert immer dann auch seine Zeit, wenn diese auf dem Fußballplatz stehen. Die beiden jüngeren Buben kicken als Zwillinge bei der D-Jugend der SpVgg Bachtal, die älteren Jungs in der C- und A-Jugend des FC Härtsfeld in Dischingen. Spiele von Seniorenmannschaft schaut sich der ehemalige Kapitän und Trainer des FC Zöschingen nicht mehr an. Den Profifußball verfolgt der Fan des FC Bayern München nur im Free-TV, ebenso wie seine bessere Hälfte, welche dem 1. FC Heidenheim die Daumen drückt.
Was die Zukunft anbelangt, wünscht sich Albert Füchsle, dass sein Heimatverein unter dem neuen Vorsitzenden Alexander Beuter weiter gedeiht. Und dass er eines Tages noch an der Hochzeit eines Enkels teilnehmen kann und vielleicht sogar noch die Geburt eines Urenkelkindes miterleben darf.
Ob bis dahin die Getränkepreise im Vereinsheim des FC Zöschingen weiter so günstig sein werden wie aktuell, steht freilich auf einem ganz anderen Papier ...
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden