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Fahrzeugbau Demmler in Wertingen: Tradition und Innovation im Anhängerbau

Geratshofen

Fahrzeugbau Demmler: Heute führt des Gründers Urenkel das Unternehmen

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    Rainer Demmler und sein Vater Johann Demmler Junior sind Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens aus Geratshofen.
    Rainer Demmler und sein Vater Johann Demmler Junior sind Geschäftsführer des gleichnamigen Familienunternehmens aus Geratshofen. Foto: Laura Gastl

    Auf dem großen Gelände der Firma Demmler in Geratshofen steht ein alter Ladewagen. Die rote Lackierung sieht schmutzig aus, leicht rostig. Und auch das Grün der hölzernen Seitenwände wirkt blass, ist an mancher Stelle abgenutzt. Für Rainer Demmler, 25 Jahre alt, ist der Anhänger, Baujahr 1967, etwas Besonderes. Sein Opa, Johann Demmler Senior, hat ihn einst angefertigt. Heute sehen die Anhänger für den landwirtschaftlichen und gewerblichen Einsatz, die das Familienunternehmen in vierter Generation produziert, ganz anders aus. Sie sind viel größer und moderner. Das wird bei einem Rundgang über das weitläufige Gelände in dem Stadtteil von Wertingen deutlich.

    Rainer Demmler führt über den Hof. Der 25-Jährige ist 2023 in die Geschäftsführung eingetreten und teilt sie sich mit seinem Vater Johann Demmler Junior. Für den Sohn „war immer klar, dass ich einmal in den Familienbetrieb einsteige“, wie er sagt. Er erinnert sich: Von 2011 bis 2013, als er noch zur Schule ging, wurde auf dem Demmler-Areal eine neue Produktionshalle gebaut. Während andere in seinem Alter „am See waren, war ich hier auf der Baustelle“. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Karosseriebauer und besuchte die Technikerschule in Augsburg, um später in das Unternehmen seines Vaters zurückzukehren. Und auch sein Großvater bringe mit seinen 85 Jahren noch Ideen ein, ist auf dem Betriebsgelände viel unterwegs.

    Fahrzeugbau Demmler aus Geratshofen besteht in vierter Generation

    Die Geschichte von Fahrzeugbau Demmler reicht bis ins Jahr 1898 zurück. Damals begann alles mitten in Wertingen in der Schmiedgasse. Der Schwerpunkt lag zunächst auf dem Kutschenbau. Vor und während des Zweiten Weltkrieges fertigte die Firma Transportkarren, Schlitten und Ersatzfeldwagen an. Nach dem Krieg wurden landwirtschaftliche und gewerbliche Fahrzeuge produziert, außerdem Aufbauten für Lastwagen. Daneben wurde der Platz in der Schmiedgasse zu klein, und das Unternehmen zog nach Geratshofen um. Über mehrere Jahrzehnte führten die Demmlers obendrein einen Fuhrbetrieb, der 2002 eingestellt wurde, um sich voll auf den Fahrzeugbau konzentrieren zu können.

    Heute arbeiten rund 60 Menschen bei Demmler – darunter Metallbauer, Schweißer, Mechaniker, Monteure, Konstrukteure und Bürokräfte. Sie produzieren Nutzfahrzeuge wie Tieflader oder Baumaschinentransporter für das Baugewerbe. Für die Landwirtschaft entstehen Ballenwagen, verschiedene Kipper und Abschiebewagen. Vor allem Sonderanfertigungen sind gefragt, die in Geratshofen auch repariert werden. „Wir fertigen alles in Wertingen“, betont Rainer Demmler. Mitbewerber verlagerten so manches ins Ausland, was sich an den Kosten bemerkbar mache. „Made in Germany“ sei teurer, was es Demmler auf dem Markt schwerer mache. Dennoch: „Viele Kunden schätzen unsere Qualität, die Nutzlast und Stabilität.“ Überwiegend verkaufe die Firma aus Geratshofen ihre Hänger im Süden Deutschlands, aber auch in Dänemark und anderswo in Europa sei man „am Ausbau“. Am liebsten wolle man ganz Deutschland bedienen und auch im Norden präsenter sein, doch die Frachtkosten wirkten sich auf die Preise aus.

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    Die derzeitige wirtschaftliche Lage in Deutschland bekommt auch Fahrzeugbau Demmler zu spüren. Weil der Häuserbau derzeit schwächle, halte sich die Kundschaft aus der Baubranche zurück. Und die Landwirte seien aufgrund so mancher Gesetze verunsichert und investierten weniger. Im Moment habe man einen Auftragsvorlauf von drei Monaten, so Rainer Demmler. Alles in allem wünscht sich der Geschäftsführer „gesundes Wachstum“, mit der Arbeit gut durchzukommen und das Personal halten zu können.

    Das meiste Geschäft macht der Betrieb von Ende April bis September – also in der Zeit von der Grassilage über die Getreideernte bis hin zur Maissilage. „Über den Winter ist es eher ruhig“, sagt Rainer Demmler. Kundinnen und Kunden aus der Landwirtschaft schätzten vor allem, dass sie bei Demmler Speziallösungen bekommen, die auf ihren Betrieb angepasst sind.

    Auch die Firma Demmler aus Wertingen spürt die gesamtwirtschaftliche Lage

    Der 25-jährige Geschäftsführer mag es, wenn die Kunden zum Werk kommen und er ihnen dort „ein paar Sachen zeigen kann“. Das sei durchaus viel Aufwand und dauere schon einmal zwei Stunden. „Aber man kann besser auf die Kunden eingehen“, sagt Demmler, und findet schade, dass der persönliche Besuch in Geratshofen mit Corona ein Stück weit verloren gegangen sei. Inzwischen gebe es „viele Katalogkäufe“. Um die Menschen dennoch auf den Hof zu holen, veranstalten die Demmlers jedes Jahr eine Hausmesse. Das Interesse daran sei stets sehr groß: Ende Januar waren rund 2000 Menschen auf dem Gelände, schätzt Demmler. Und auch Social Media nutzt das Unternehmen inzwischen, um Interessenten anzusprechen. „Da ist die Reichweite einfach riesig“, sagt der junge Geschäftsführer der 127 Jahre alten Firma.

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