
Wertingen hat nur noch 3.333.303 Euro an Schulden


Die Zusamstadt ist wirtschaftlich voll auf Kurs. In den vergangenen Jahren ging bei den Großprojekten nicht viel voran - das Geld der Stadt wurde dafür massiv in einen anderen Bereich gesteckt.
Wertingen ist eine florierende Kleinstadt mit bald 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Und einer Wirtschaft, die brummt: Im Jahr 2022 flossen ganze 13,4 Millionen Euro an Gewerbesteuern ins Säckel der Stadt, wie Kämmerer Matthias Freier den Zuhörerinnen und Zuhörern sowie den Mitgliedern des Stadtrates in der jüngsten Sitzung in der Wertinger Stadthalle verkündete.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen die Stadt von hoher Verschuldung geplagt und deshalb auch vom Landratsamt ermahnt wurde. Von einst rund 20 Millionen Mitte der 2000er-Jahre ist die Schuldenlast auf heute nur noch gut drei Millionen zusammengeschmolzen. Und auf der anderen Seite hat die Stadt üppige Rücklagen gebildet - ein Bausparguthaben der Stadt weist etwa 2,6 Millionen Euro auf der hohen Kante auf, die Infrastrukturrücklage beträgt mittlerweile etwa 4,4 Millionen Euro.
Das Problem heißt Investitionsstau
Geldprobleme plagen die Stadt also nicht mehr, eher solche mit der Umsetzung. In der Haushaltssitzung des Stadtrates fiel so auch mehrfach das Wort "Investitionsstau". Die Bauverwaltung komme mit der Abarbeitung der zahlreichen Bauprojekte nicht mehr hinterher, so der mahnende Tenor seitens der Vertreter des Stadtrates bei ihren Haushaltsreden.
Die CSU/CSW-Fraktion mahnte in ihrer Stellungnahme (vorgetragen von Fabian Braun) an, die Erfüllungsquote bei den Tiefbauarbeiten zu erhöhen. Zitat: "Jeder verbaute Euro ist besser als ein Euro auf der Bank, gerade auch in Zeiten von extremen Baupreissteigerungen." Die Freien Wähler (Frieder Brändle) bekräftigten ihre Unterstützung für Infrastrukturprojekte ebenso wie für Kultur und Sport sowie für Menschen in Not. Die Grünen (Peter Hurler) betonten, dass zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort in Zukunft auch die Versorgung mit klimaneutraler Energie gehöre und deshalb Flächen für Windkraft - wie einst vorhanden, aber vom Stadtrat und auch von Teilen der Freien Wähler gecancelt - wieder bereitgestellt werden müssten. Peter Seefried (Bürgerinitiative Wertingen) ließ den Stadtrat wissen, dass der wirtschaftliche Erfolg auf die fleißigen Wertinger Bürger zurückzuführen sei. SPD-Mann Otto Horntrich schließlich hob hervor, dass sich die einstigen Investitionen in den Wirtschaftsstandort, die damals auch hohe Schulden bedeutet hätten, nun auszahlten.
Corona habe Planungen in Wertingen verhindert
Die vergangenen Jahre waren außergewöhnlich für die Stadt, natürlich war auch hier Corona der Grund. Das Virus und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen haben insbesondere die Planung von Bauprojekten sehr behindert, sagt Kämmerer Matthias Freier im Gespräch mit unserer Zeitung. Großprojekte gibt es in der Stadt genug, die meisten davon könnten laut Freier schon deutlich weiter fortgeschritten sein, hätte Corona nicht gebremst. Das seien etwa: die Nordtangente, das Regenrückhaltebecken in Roggden, der neue Betriebshof, der neue Tiefbrunnen und Maßnahmen zur Barrierefreiheit in den Gebäuden der Stadtverwaltung, also des ehemaligen Amtsgerichts und des Schlosses. Heuer dürfte es dafür deutlich besser vorangehen, etwa beim Umzug des Betriebshofs.
Bei der Stadt sammelte sich also in den vergangenen Jahren Geld, das nicht direkt ausgegeben werden konnte. Es floss deshalb zu einem großen Teil in die Tilgung von Krediten und Schulden und dem Aufbau von Rücklagen. So konnte die Stadt auch den "Verwahrentgeldern" entgehen, die bei zu großer Liquidität gedroht hätten. Die Verschuldung im Kernhaushalt ging somit zurück von rund 6,8 Millionen im Jahr 2021 zur kuriosen Summe von 3,333.303 Euro im Jahr 2022.
Wertingen bekommt noch Geld - für den Laugnakreisel
Ebenfalls kurios: Der Stadt stehen noch über 1,1 Millionen Euro an Geldern aus Fördertöpfen des Freistaats Bayern zu, für zwei Projekte. Das eine ist der 2021 vollendete Kindergarten "Gänseblümchen" - das andere die seit etwa sieben Jahren abgeschlossene Neugestaltung des Laugnakreisels.
Knapp zwölf Millionen Euro sind somit heuer für Bauprojekte der Stadt eingeplant, obgleich es der bereits angesprochene Investitionsstau sehr unwahrscheinlich macht, dass diese Summe letztlich abgerufen und damit verbaut werden kann. Große Posten (in Euro) sind der Neubau des Betriebshofs (gut eine Million), das Regenrückhaltebecken und der Kanalbau im Marienfeld (1,4 Millionen), andere Kanalsanierungen und Kosten der Kläranlage (700.000), allgemeiner Straßenbau (855.000), und Ausrüstung für die Feuerwehren (415.000). Der größte Posten ist unter "Wasserversorgung" eingetragen - hier stehen knapp 1,7 Millionen im Budget. Den mit weitem Abstand größten Teil davon nehmen die geplanten Arbeiten am neuen Tiefbrunnen ein.
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