130-Milliarden-Dollar-Deal zwischen Verizon und Vodafone
Der US-Konzern Verizon sichert sich die volle Kontrolle über die Mobilfunk-Tochter. Vodafone bekommt mit der Kaufsumme neuen Handlungsspielraum in Europa.
Eines der teuersten Geschäfte aller Zeiten wurde auf dem Mobilfunkmarkt abgeschlossen: Das britische Telekommunikationsunternehmen Vodafone verkauft seinen 45-Prozent-Anteil am US-Mobilfunker Verizon Wireless für 130 Milliarden Dollar (98,5 Milliarden Euro) an Verizon, wie der US-Konzern am Montag in New York bekannt gab. Verizon will mit dem Milliardengeschäft seine Position auf dem US-Mobilfunkmarkt festigen, Vodafone bekommt mit der Kaufsumme neuen Handlungsspielraum.
Verkauf voraussichtlich 2014 abgeschlossen
Beide Aufsichtsräte hätten das Geschäft abgesegnet, erklärte Verizon. Nun müssten nur noch die Aktionäre und die Aufsichtsbehörden zustimmen. Voraussichtlich werde der Verkauf im ersten Quartal 2014 abgeschlossen.
Verizon-Chef Lowell McAdam erklärte, dass Verizon Wireless nun vollständig in den Besitz von Verizon übergehe, erlaube es seinem Konzern, "effizienter zu sein, um sich weiter auf das Angebot besser abgestimmter und integrierter Produkte und Lösungen für unsere Kunden zu konzentrieren". "Wir glauben an ein weiteres Wachstum der Mobilfunkbranche", fügte der Firmenchef hinzu.
Nur Übernahme Mannesmann-Konzern durch Vodafone war teurer
Die enorme Kaufsumme wird Verizon nach eigenen Angaben "hauptsächlich in Aktien und in bar" begleichen. 58,9 Milliarden Dollar will der Konzern dank eines Kreditvertrages mit den Großbanken J.P. Morgan Chase, Morgan Stanley, Bank of America und Barclays bezahlen. Außerdem soll Vodafone Aktien im Wert von 60,2 Milliarden Dollar erhalten. Der Rest soll durch ander Transaktionen aufgebracht werden.
Die Kaufsumme wurde bislang nur einmal übertroffen - bei der Übernahme des deutschen Mannesmann-Konzerns durch Vodafone im Jahr 1999. Damals zahlten die Briten 172 Milliarden Dollar. Verizon Wireless ist der größte Mobilfunkbetreiber in den USA mit 100,1 Millionen Kunden und 73.400 Beschäftigten. Firmensitz ist Basking Ridge im Bundesstaat New Jersey. Der Umsatz belief sich nach Konzernangaben 2012 auf 75,9 Milliarden Dollar.
Übernahme schon lange angestrebt
Der Mutterkonzern, der US-Festnetz-Riese Verizon, wollte schon seit Jahren Vodafones 45-Prozent-Anteil an der im Jahr 2000 gegründeten Verizon Wireless haben. Die Verhandlungen blieben zunächst aber erfolglos; zu Beginn des Jahres hatten die Unternehmen sie sogar zwischenzeitlich abgebrochen. Grund war Berichten zufolge ein Streit über den Kaufpreis. Das Geschäft soll nun so strukturiert werden, dass Vodafone möglichst wenig Steuern darauf zahlen muss.
Vodafone könnte mit dem Geld aus dem Verkauf seine Expansion in Europa vorantreiben. Für Kabel Deutschland haben die Briten gerade 7,7 Milliarden Euro geboten.
Günstiger Zeitpunkt für Rückzug aus USA
Der Zeitpunkt, sich aus den USA zu verabschieden, ist Analysten zufolge günstig: Die Konkurrenz durch die Telekom-Tochter T-Mobile US und den US-Anbieter Sprint sowie durch die Kabelanbieter wachse, die fetten Jahre für die beiden Großen, Verizon Wireless und AT&T, seien vorbei. Der Anteil von 45 Prozent sei ohnehin zu klein, um Einfluss auf die Dividendenzahlungen von Verizon Wireless zu nehmen, urteilen die Experten.
Bereits vor der Bestätigung des Verkaufs hatte die Londoner Börse erfreut auf das sich abzeichnende Riesengeschäft reagiert: Der Wert der Vodafone-Aktie lag am frühen Nachmittag 4,08 Prozent im Plus. Die US-Finanzmärkte blieben am Montag wegen des Feiertags Labor Day geschlossen. Die US-Ratingagentur Moody's stufte die langristige Kreditwürdigkeit von Verizon nach Bekanntwerden des Kaufs allerdings um eine Stufe auf Baa1 herab. afp/th
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