Inflation, Energiepreise: Das wird ein hartes Jahr für unsere Wirtschaft
Die Inflation bleibt länger als gedacht hoch. Die Energiepreise könnten weiter steigen, was das Wachstum schmälert. Am Ende muss wieder der Staat handeln.
Für Wladimir Putin wäre es erkenntnisreich, eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft im Detail zu lesen. Denn die Forscherinnen und Forscher rechnen dem Kriegstreiber in wohltuender ökonomischer Nüchternheit vor, welche einschneidenden Folgen der Angriffskrieg auf die Ukraine neben der humanitären Katastrophe hat. Der Untersuchung zufolge wird Russland nach einer sich abzeichnenden langfristigen Entkopplung der Handelsbeziehungen zu Amerika und Europa einen deutlich höheren finanziellen Preis als die westlichen und auf Sanktionen setzenden Staaten zahlen.
Selbst Länder wie Deutschland und Österreich könnten ein solches Einfrieren der Wirtschaftsbeziehungen zumindest auf Dauer verkraften. Für die USA wäre eine derart neue Eiszeit noch leichter zu schultern, zumal das Land, was die Energieversorgung betrifft, anders als wir nicht von Russland abhängig ist. Deutschland hat damit zumindest für die nächsten Jahre ein Problem: Denn es wird teuer für uns, die Abhängigkeit vor allem vom russischen Gas zu verringern.
Hohe Energiepreise heizen Inflation an
Dabei sind die Energiepreise ohnehin hoch und heizen weiter die Inflation an. So besteht die Gefahr, dass sich die Teuerung von zuletzt happigen 5,1 Prozent Richtung 6,0 Prozent aufmacht und sich an dem hohen Wert schließlich festbeißt. Selbst die Europäische Zentralbank hat ihren viel zu lange zur Schau getragenen Optimismus kassiert und rechnet mit einem weiteren Preisauftrieb. Die Inflation bleibt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Dauergast in diesem Jahr.
Das allein ist schon bedenklich für eine Volkswirtschaft, die lange mit stabilen Preisen gesegnet war. Zudem besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft in diesem Jahr als Folge des Krieges nur noch verhalten wächst. Skeptiker wollen nicht ausschließen, die Konjunktur könnte auf der Stelle treten. Dann fände zusammen, was besser keine Ehe eingeht: Das Bündnis aus Stagnation und Inflation wird von der Wissenschaft als Stagflation bezeichnet. Dabei lässt es sich derzeit sogar nicht ausschließen, dass Deutschland in eine, wenn wohl auch nur kurze Rezession abgleitet.
Bürgerinnen und Bürger greifen wegen der Energiepreise auf Erspartes zurück
Sind Prognosen ohnehin problematisch, sollte man sie derzeit mit besonderer Vorsicht betrachten. Denn die weitere Entwicklung und die langfristigen Folgen des Überfalls Russlands auf die Ukraine lassen sich kaum seriös vorhersagen. Als die am besten berechenbare Konstante unserer Zeit gilt die Unberechenbarkeit. Daher ist es reine Spekulation, wie sich der Krieg hierzulande auf das Kaufverhalten auswirkt. Das ist aber ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Fortgang. Dabei zeichnet sich zumindest ab, dass viele Bürgerinnen und Bürger auf ihr während der Corona-Zeit Erspartes zurückgreifen, um damit deutlich höhere Energiekosten bezahlen zu können.
Selbst wenn der Staat die Verbraucherinnen und Verbraucher hier spürbar entlasten sollte, bleibt der Griff zu den privaten Rücklagen oft nicht aus. Damit steht weniger Geld für größere Anschaffungen wie Autos, Sofas oder Gartenmöbel zur Verfügung. Belastend kommt hinzu, dass die deutsche Industrie zwar gut ins Jahr gestartet ist, aber ebenfalls unter höheren Energiekosten und dem chronischen Mangel an Zulieferteilen leidet. Durch den Krieg fehlen Autobauern auch Bordnetze, also die berühmten Kabelbäume aus der Ukraine. Es braut sich ein stürmisches Wirtschaftswetter zusammen.
Die Stimmung kann leider nur einer aufhellen, nämlich der Staat. Wirtschaftsminister Habeck und sein Finanzkollege Lindner müssen um die Wette strahlen, die Kassen schon wieder kräftig öffnen und den Menschen mit Geld Mut machen. Putins Wahnsinn lässt ihnen derzeit keine andere Wahl.
Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.
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Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.
Die Diskussion ist geschlossen.
Toll, die gemachten volkswirtschaftlichen Fehler wurden mit Greta und Corona erklärt und entschuldigt, aber jetzt hat Putin den Schwarzen Peter.
Nicht nur Putin alleine. Jede Sanktion schadet auch unserer Wirtschaft. Deswegen ist das harte Jahr zu einem gewissen Teil auch "hausgemacht".