Kracht es in der Bayern-Familie erneut wegen des Katar-Sponsorings?
Wegen der Kritik am Katar-Sponsoring eskalierte die Jahreshauptversammlung des FCB vor einem Jahr. Wie Fans und Verein das neuerliche Treffen am Samstag angehen wollen.
Die Szenen aus der letztjährigen Jahreshauptversammlung dürften bei jedem vom FC Bayern noch äußerst präsent sein: Gegen Mitternacht kippte die Stimmung völlig. Einige Fans traten gegen Sitze, reckten die Faust zur Bühne hin und skandierten in Richtung des Bayern-Präsidenten "Hainer raus!" sowie "Wir sind Bayern und ihr nicht!". Ehrenpräsident Uli Hoeneß befand damals: "Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe." Wenn der deutsche Rekordmeister am Samstag erneut zu dem Treffen einlädt, ist der Auslöser des Eklats sogar noch präsenter als vor einem Jahr: Das Katar-Sponsoring des FC Bayern erhitzt seit Jahren die Gemüter der aktiven Fanszene und wird, einen Monat vor Beginn der umstrittenen Weltmeisterschaft, erneut aufs Tableau kommen. In welcher Form, ist noch nicht klar.
Fakt ist: Einen offiziellen Antrag, das 2023 auslaufende Sponsoring mit Qatar Airways auslaufen zu lassen, wird es nicht nochmals geben. Vor einem Jahr hatte der Bayern-Fan und Jurist Michael Ott auf diese Weise versucht, auf die Klubführung einzuwirken. Weil sich der Verein gemäß der Satzung nicht für die in einer ausgegliederten GmbH organisierte Profiabteilung zuständig sah, ließ der FC Bayern damals den Antrag nicht zu. Ott versuchte noch, auf dem Rechtsweg sein Vorhaben durchzuboxen, scheiterte aber. Thema war der Sponsorenvertrag dennoch – nur eben zum Schluss in den Wortmeldungen.
Das Thema Katar wird beim FC Bayern erneut zur Sprache kommen
Gegenüber unserer Redaktion erklärt Ott, warum er diesmal darauf verzichtet, einen neuen Anlauf zu nehmen. "Es gab ja letztes Jahr schon Probleme mit der Satzung, deswegen werde ich den nicht noch einmal einbringen. Aber der FC Bayern hat mir mitgeteilt, dass im kommenden Jahr eine Kommission sich mit der Satzung und etwaigen Änderungen beschäftigt." Am Ende könnte das Ergebnis stehen, dass Mitglieder mehr Mitspracherecht als bisher bekommen. Der FC Bayern bestätigt das Einsetzen einer Kommission: Erneut soll die Satzung überarbeitet werden. "In diese Überlegungen sollen auch die von Mitgliedern im Rahmen der JHV 2021 eingebrachten Änderungsvorschläge mit einfließen." Dazu soll ein "breites Meinungsspektrum aus dem Kreis unserer vielen Mitglieder" mit einbezogen werden. In welchem Format das geschehen wird, sei noch nicht entschieden.
Einen wortreichen Austausch zwischen der Vereinsführung und den Mitgliedern wird es aber weiterhin geben, so Ott: "Der Verein hat mir zugesichert, dass diesmal nicht nur am Ende der Veranstaltung, sondern auch während der laufenden Sitzung Wortmeldungen zugelassen sind." Diese müssten zum jeweiligen Tagesordnungspunkt passen. Er selbst werde wohl die Neuwahl des Präsidiums dazu nutzen, um Fragen zum künftigen Umgang mit Katar einzubringen. Präsident Herbert Hainer wurde vor einem Monat vom Verwaltungsrat für eine zweite Amtszeit nominiert, die Wiederwahl des 68-Jährigen gilt als beschlossene Sache.
Katar-Kritiker Ott sieht Aussagen des FC Bayern als "heiße Luft" an
Auch Hainer wird in seiner Rede nicht um das Katar-Thema herumkommen. Nach dem Eklat im vergangenen Jahr hat der Verein im Juli einen runden Tisch organisiert, an dem neben Ott und einem weiteren Fanvertreter etwa der katarische Botschafter und der Chef des WM-Organisationskomitees teilnahmen. Zuletzt veröffentlichte der Verein zudem noch eine Stellungnahme auf seiner Homepage, in der er den von Ott und der Fanszene übergebenen Fragenkatalog zu Katar beantwortete. Die beteiligten Fanvertreter zeigen sich jedoch enttäuscht über die Art und Weise. Ott etwa erklärte: "Viele Antworten sind nur heiße Luft, andere Fragen bleiben im Kern völlig unbeantwortet."
Ob der FC Bayern wirklich ein Interesse an einer Aufarbeitung der Zustände in Katar habe, sei für ihn mehr als fraglich, so Ott. Ehrenpräsident Uli Hoeneß betonte zuletzt die aus seiner Sicht deutlichen Verbesserungen für die Arbeiter und den Anteil, den der FC Bayern daran hat. Unter anderem deswegen solle der FC Bayern den Vertrag mit Qatar Airways verlängern – "falls die Kataris ihn überhaupt verlängern wollen". Für Ott ist dies fadenscheinig: "Ich finde es fragwürdig, dass der FC Bayern diese Verbesserungen für sich in Anspruch nimmt. Er hat keinerlei öffentlichen Druck erzeugt, der diese Verbesserungen letztlich bewirkt hat. Der geht auf das Wirken von Fans und Medien zurück."
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