Spritpanscherei - auch in Deutschland?
Wegen der hohen Spritpreise wird an immer mehr Tankstellen in Tschechien gepanschter oder minderwertiger Treibstoff verkauft. Gibt es das in Deutschland auch?
"Uns ist kein Fall bekannt, dass in Deutschland wegen der hohen Spritpreise gepanscht wird. Und über die Mitglieder, die bei Problemen bei uns nachfragen, haben wir eigentlich ein gut funktionierendes Frühwarnsystem", sagt Dr. Christian Buric, Pressesprecher des ADAC. Buric kann sich auch nicht vorstellen, dass Spritpanscherei in Deutschland zu einem Massenphänomen wird: "Wir haben eine sehr geschlossene Transportkette, und der Skandal und die damit verbundenen Umsatzeinbrüche wären für den betroffenen Konzern riesig."
Allerdings seien in letzter Zeit immer häufiger Fälle von Sprit-Diebstahl bekannt geworden. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) ist die Zahl der Diesel-Diebstähle in Bayern in diesem Jahr bis Mitte April um etwa ein Drittel höher als im Vergleichszeitraum 2011. "In Berlin und Brandenburg kommt das noch häufiger vor als in Bayern, was wahrscheinlich mit dem geringeren Einkommen in dieser Region zusammenhängt", so Buric.
Probleme mit gepanschtem Sprit in Tschechien
In Tschechien traten zuletzt häufiger Schwierigkeiten mit gepanschtem Sprit auf. Das berichtete die staatliche Handelsinspektion am Donnerstag in Prag. In Dieselproben stellten die Kontrolleure in den Monaten März und April gehäuft einen deutlich erhöhten Schwefelgehalt fest. An einer Tankstelle sei der Grenzwert sogar um das 40-fache überschritten worden. Das könne den Katalysator beschädigen.
"Bei den derzeitigen Kraftstoffpreisen ist es inakzeptabel, dass den Autofahrern minderwertiger Diesel verkauft wird", sagte Industrie- und Handelsminister Martin Kuba. Der konservative Politiker kündigte verschärfte Kontrollen an. Nach einem Bericht des Tschechischen Rundfunks müssen Tankstellenbesitzer im Nachbarland statistisch nur alle fünf Jahre mit einer Kontrolle rechnen.
Lieber zur Marken- als zur Hinterhof-Tankstelle
Wie können Autofahrer verhindern, dass sie auf dem Weg nach Prag Opfer von Sprit-Panschern werden? "Wir empfehlen generell, eher Marken- als Hinterhof-Tankstellen auf dem Land anzufahren", sagt Andrea Gärtner, Sprit-Expertin beim ADAC. Vor dem Tanken festzustellen, ob der Sprit gepanscht ist, sei für den Verbraucher praktisch unmöglich: "Man riecht nichts, man sieht's nichts und müsste schon eine Probe ziehen und analysieren um festzustellen, ob gepanscht wurde." (mit dpa)
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