VW muss für Vergleich bei großen Motoren in USA nachbessern
VW läuft die Zeit davon - eigentlich wollte Konzernchef Matthias Müller zu Weihnachten die gröbsten rechtlichen Probleme der Abgasaffäre in den USA vom Tisch haben.
Auch nach monatelangen Verhandlungen kann der Volkswagen-Konzern in der Abgasaffäre in den USA weiter keine Einigung bei größeren Dieselmotoren präsentieren.
Der zuständige Richter Charles Breyer zeigte sich zwar nach einer Anhörung in San Francisco erneut optimistisch, was eine Lösung des Rechtsstreits zwischen VW und US-Behörden sowie Autokäufern angeht. Es sei ein "substanzieller Fortschritt" in den Verhandlungen erzielt worden.
Breyer erhöhte aber den Druck, um die rund 80 000 betroffenen Fahrzeuge mit manipulierten 3-Liter-Dieselmotoren von der Straße zu bekommen. Schon am Montag sollen die Anwälte ihm erneut Auskunft geben über den Stand der Verhandlungen.
VW ist angewiesen, die Autos mit den von der Konzerntochter Audi entwickelten Motoren durch technische Umrüstung in einen gesetzeskonformen Zustand zu versetzen oder sie durch Rückkauf aus dem Verkehr zu ziehen. Bei den kleineren 2-Liter-Maschinen hatte VW bereits einem Vergleich zugestimmt, der den Konzern bis zu 16,5 Milliarden US-Dollar (15,8 Mrd Euro) kosten könnte - der teuerste Vergleich in der Automobilgeschichte.
Der Skandal um weltweit rund elf Millionen Wagen mit manipulierten Testwerten zum Ausstoß von Stickoxiden war im September 2015 zuerst in den Vereinigten Staaten aufgeflogen. Dies stürzte Volkswagen in eine tiefe Krise, brachte Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn zu Fall und führte unter anderem zu teuren Rückstellungen. Volkswagen hat bislang bereits rund 18,2 Milliarden Euro zur Seite gelegt, um die Kosten der Dieselkrise schultern zu können.
Nachdem eine Einigung für die kleineren 2,0-Liter-Antriebe in den USA im Sommer gefunden war, steht eine Lösung für die 3,0-Liter-Diesel weiter aus. Diese Motoren stecken nicht nur in Audi-Luxusmodellen, sondern auch in teuren SUVs wie dem Porsche Cayenne und VW Touareg. Eine technische Umrüstung gilt als vergleichsweise schwierig: Die einzuhaltenden Grenzwerte für Stickoxide sind in den USA deutlich härter als etwa in Deutschland. Ein Rückkauf der teuren Dickschiffe aber könnte erneut empfindlich ins Geld gehen.
Anfang November hatte sich in dem Streit ein Ergebnis abgezeichnet. Doch kurz darauf sorgten Berichte über mögliche weitere Abgasmanipulationen bei Audi für neue Unruhe. Das erhöht den Druck auf VW zusätzlich.
Die Dieselkrise trifft Europas größten Autobauer ohnehin zur Unzeit: Der laut Experten kommende Vormarsch des Elektromotors sowie die Digitalisierung der Branche erfordern Milliardeninvestitionen. Auch abseits des Dieselskandals gibt es beim zuvor erfolgsverwöhnten Konzern aus Wolfsburg Probleme: Die seit Jahren gewinnschwache Kernmarke mit dem blauen VW-Logo will in den kommenden Jahren weltweit bis zu rund 30 000 Arbeitsplätze abbauen, um rentabler zu werden. (dpa)
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