Airbus-Chef Enders will Kampfjet trotz Brexit mit Briten bauen
Exklusiv Mit den Briten will Enders beim Thema Rüstung weiter zusammenarbeiten - an der Bundesregierung übt er in Bezug auf die Bundeswehr deutliche Kritik.
Airbus-Chef Tom Enders möchte auch nach einem Brexit den geplanten deutsch-französischen Kampfjet als Nachfolger für den Eurofighter zusammen mit den Briten entwickeln. „Die Auffassung, man könne mit den Briten keine Kampfflugzeuge mehr bauen, wenn sie aus der EU aussteigen, ist kompletter Unfug“, sagte Enders unserer Redaktion. „Im Gegenteil: Gerade wenn die Briten aus der EU aussteigen, sollten beide Seiten zumindest in der Außen- und Sicherheitspolitik und auch bei militärischen Projekten weiter eng zusammenarbeiten“, betonte der Airbus-Chef. „Die Briten verstehen viel vom militärischen Flugzeugbau, wir haben mit ihnen sehr gut beim Eurofighter und Tornado zusammengearbeitet“, fügte er hinzu.
Enders kritisierte dabei die deutsche Rüstungspolitik und die schlechte Ausstattung der Bundeswehr und ihrer Luftwaffe unter der Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Es geht darum, unsere Streitkräfte endlich anständig auszurüsten, nach vielen Jahren der Vernachlässigung“, sagte Enders. „Die Bilanz der Merkel-Jahre ist für die Bundeswehr leider eine sehr negative.“
Airbus-Chef Tom Enders: „Werden Brexit schultern“
Der Airbus-Chef erneuerte zugleich seine Warnung vor einem harten Brexit. „Wir sehen den Brexit mit Sorge, er würde uns hart treffen“, sagte Enders. „Wir sind auch ein britisches Unternehmen, Airbus ist das größte zivile Luftfahrtunternehmen in Großbritannien.“ So würden die Flügel aller Airbus-Flugzeuge in Großbritannien zusammengebaut. „Da wir uns in einem Produktionshochlauf befinden, müssen wir unsere Lieferkette schützen“, betonte er. „Unser Fokus liegt dementsprechend darauf, die Folgen für uns und unsere vielen britischen Zulieferer in einem beherrschbaren Rahmen zu halten“, sagte Ender. „Das hat seinen Preis, kostet Geld und stärkt weiß Gott nicht unsere Wettbewerbsfähigkeit. Aber wir werden auch das am Ende schultern, da bin ich sicher.“
Airbus auch ohne A380 bestens für die Zukunft aufgestellt
Skeptisch äußerte sich der Konzernchef zur Zukunft des Riesenfliegers A380. „Leider haben wir weltweit nicht so viele couragierte Kunden wie die Fluglinie Emirates, die bereits mehr als 100 unserer A380-Flugzeuge im Einsatz hat“, sagte Enders. Trotz der großen Beliebtheit bei den Passagieren seien viele Airlines besorgt, dass sie eine Maschine mit mehr als 500 Sitzplätzen nicht über das ganze Jahr hinweg auslasten könnten. „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr bemüht, die Verkäufe der A380 wieder anzukurbeln, zum jetzigen Zeitpunkt kann ich aber nicht sagen, ob uns das auch gelingen wird“, sagte Enders. „Aber selbst ohne A380 ist Airbus heute mit einer breiten und modernen Produktpalette bestens für die Zukunft aufgestellt.“
„Deutsche Airbus-Standorte werden weiter von Wachstum profitieren“
Der Airbus-Chef wies zugleich Kritik von Gewerkschaftsseite zurück, der Konzern könnte zunehmend Arbeitsplätze von Deutschland nach Frankreich verlagern: „Die IG Metall schürt hier in völlig unverantwortlicher Weise Ängste“, betonte Enders. „Richtig ist vielmehr, dass sich über die Jahrzehnte hinweg die Zahl der Airbus-Arbeitsplätze deutlich erhöht hat.“ Trotz diverser Restrukturierungen haben Airbus die Zahl der Beschäftigten insgesamt ausgebaut. „Kurzum: Die deutschen Standorte profitieren vom Wachstum und der zunehmenden Integration unseres europäischen Konzerns. Und das bleibt so.“
Zu seiner eigenen Zukunft sagte der 59-Jährige, der seinen Vorstandsposten bei Airbus kommenden April aufgibt, er werde zwar alles in Ruhe auf sich zukommen lassen, „so viel kann ich Ihnen aber verraten: In der Luft- und Raumfahrtindustrie werden Sie mich nicht mehr antreffen. 28 Jahre sind genug.“
Das ganze Interview mit Airbus-Chef Tom Enders lesen Sie hier. (Plus+)
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