Airbus-Chef Tom Enders sieht die britische Luftfahrt am Abgrund
Lange haben Unternehmenslenker sich nicht zum Brexit geäußert. Jetzt schlagen viele Alarm - darunter Airbus-Chef Tom Enders.
Sie hatten sich lange Zeit vornehmlich im Hintergrund von Westminster gehalten und dort versucht zu überzeugen, Einfluss zu nehmen, ihre Interessen auszubreiten. Nun aber scheinen die Unternehmen genug vom politischen Chaos zu haben. Sie schlagen Alarm. Oder drücken sie nicht schon vielmehr die Paniktaste? „Wenn es einen Brexit ohne Abkommen gibt, müssen wir bei Airbus möglicherweise sehr schädliche Entscheidungen für Großbritannien treffen“, warnte gestern Tom Enders, Chef des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus, in einer eindringlichen Videonachricht. Er kritisierte das Vorgehen der britischen Regierung als „Zumutung“. Seine Worte seien keine leere Drohung. „All jene, die daran zweifeln, Airbus könnte im Falle eines No-Deal-Brexit Geschäfte von Großbritannien abziehen, liegen falsch.“ Die britische Luftfahrt stehe nun am Abgrund.
Kurz darauf schlug auch die Luxus-Modemarke Burberry Alarm. Sollte das Königreich ohne Austrittsabkommens aus der Gemeinschaft scheiden, würde das „sehr schwierig zu schaffen“ sein. Neue Zölle, die ein ungeordneter Brexit mit sich bringt, könnten das Modehaus Millionen von Pfund kosten. Ohne Deal gälten für die Briten ab dem 29. März die Regeln der Welthandelsorganisation, was bedeutet, dass die Außenzölle der EU für Großbritannien als Drittstaat gelten würden. Aufgrund von Zoll- und Grenzkontrollen droht Chaos an den Häfen in Dover und Calais.
Brexit: Dyson will seine Firmenzentrale nach Singapur verlegen
Diese Woche ist eine besonders schlechte für Großbritannien. Am Dienstag erst kündigte die 200 Jahre alte Reederei P&O an, ihre vier noch in Großbritannien angemeldeten Fähren künftig unter zypriotischer Flagge dampfen zu lassen. Es handelt sich ausgerechnet um Schiffe mit so patriotischen Namen wie „The Pride of Canterbury“, der Stolz von Canterbury, oder „The Spirit of Britain“, der Geist Großbritanniens. Die Linie, deren Fähren auf dem Ärmelkanal verkehren, hofft, mit dem Schritt weiterhin die EU-Steuerregeln anwenden zu können. Zudem gab der Elektronikkonzern Sony bekannt, seinen Europasitz von London nach Amsterdam zu verlagern, um „umständliche Zollprozeduren zu vermeiden“.
Als Aufreger der Woche aber darf die Ankündigung des Staubsaugerherstellers Dyson bezeichnet werden, seine Firmenzentrale vom idyllischen Örtchen Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire nach Singapur zu verlegen. Ausgerechnet. Der milliardenschwere Erfinder und Unternehmensboss James Dyson war einer der prominentesten Befürworter des Brexit. Und so beschwichtigte ein Manager sofort, die Entscheidung habe nichts mit dem EU-Austritt zu tun – was viele Briten schlichtweg nicht glauben wollten. Es zog ein Sturm der Entrüstung über die Insel, Dyson wurde als „Heuchler“ bezeichnet.
Auch Bentley, der Luxus-Autohersteller, meldete sich diese Woche zu Wort und warnte, ein ungeregelter Brexit könnte verhindern, dass man in diesem Jahre erstmals wieder Gewinne erwirtschaftet.
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