
Frauen im Management-Positionen: Region schneidet schlecht ab

Über verpflichtende Frauenquoten gibt es lange Debatten und nicht nur Befürworter. Eine Studie gibt einen Überblick - mit ernüchternden Zahlen für Bayern.
In Augsburg sitzen nur vier Frauen bei öffentlichen Unternehmen in Top-Management-Positionen. Das zeigt eine Studie der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Dabei will die Bundesregierung das ändern: durch das im Juni beschlossene Zweite Führungspositionen-Gesetz.
Dieses sieht vor, dass im Top-Management börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau beziehungsweise ein Mann vertreten sein muss. Neu ist, dass dies auch für öffentliche Unternehmen gilt, so beispielsweise für die Stadtwerke. Dort müssen im Top-Management mit mehr als zwei Führungspositionen eine von einer Frau ausgeführt werden.
FIT Langzeitstudie ist die bisher einzige dieser Art
Wie die tatsächliche Umsetzung solcher Vorhaben zu Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Führungspositionen aussieht, das prüfen Prof. Dr. Ulf Pappenfuß und seine Kolleginnen und Kollegen seit 2018 in einer Langzeitstudie. Pappenfuß leitet den Lehrstuhl für Public Management & Public Policy an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Die Langzeitstudie untersucht die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen öffentlicher Unternehmen und vergleicht dabei zwischen Städten und Branchen. In diesem Jahr wurden erstmalig auch öffentliche Unternehmen der Bundes- und Landesebene in die Studie einbezogen. Dazu gehören zum Beispiel Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs oder Banken. Insgesamt 1974 Unternehmen wurden dafür im April genauer unter die Lupe genommen.

Die Studie solle dazu beitragen, dass in der Diskussion um die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand die Thematik der Repräsentation von Frauen in Top-Managementorganen "als positives Gestaltungsthema" genutzt werden kann. So schreiben die Forschenden im Bericht. Es gehe explizit nicht um einen unreflektierten Vergleich von Prozentwerten im Sinne von "besser oder schlechter", sondern darum, die Diskussion über ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema voranzubringen und sie mit empirischen Erkenntnissen zu versachlichen. Bisher ist es die einzige Studie dieser Art.
Repräsentation von Frauen in bayerischen Top-Managementorganen unterdurchschnittlich
Bayern schneidet in den Ergebnissen der Studie unterdurchschnittlich ab. Während der Anteil an Frauen in der Führungsetage in öffentlichen Unternehmen auf Bundesländerebene durchschnittlich bei knapp 20 Prozent liegt, sind es in Bayern unter 16 Prozent. Auf Bundesebene sind immerhin 27 Prozent der Positionen weiblich besetzt.
Für die Städteebene ergibt sich ein ähnliches Bild. Bayern landet hier auf Platz 13 von 16 mit einem Anteil von 16 Prozent. In den 108 einbezogenen bayerischen Unternehmen haben die Forschenden 159 Führungspositionen erfasst. Nur 24 Positionen gehen hierbei an Frauen.
Von den fünf analysierten bayerischen Städten, schnitt München am besten ab. Der Anteil an Top-Managementpositionen liegt mit 12 Frauen immerhin bei knapp 21 Prozent. Schlusslicht bilden Augsburg und Ingolstadt. Während in Augsburg vier Positionen (14 Prozent) weiblich besetzt sind, hat es in Ingolstadt keine einzige Frau in Top-Managementorgane der 15 betrachteten Unternehmen geschafft.
Forscher Papenfuß über Gleichberechtigung in Führungspositionen: "Es muss etwas getan werden"
Das Ergebnis der Studie zeigt: Noch lange ist das Ziel der Gleichberechtigung in Führungsetagen nicht erreicht. "Insgesamt zeigen die Zahlen, dass etwas getan werden muss, wenn die Politik, die von ihr formulierten Ziele zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern ernst nimmt", erklärt Papenfuß in einer öffentlichen Mitteilung.
In den von 2020 auf 2021 neu zu besetzenden Positionen wurden bundesweit nur 19 Prozent mit Frauen besetzt. In 17 Prozent der Fälle kam es zu einem Wechsel von einer Frau zu einem Mann. In nur 13 Prozent war es umgekehrt und eine Frau bekam die Position, die zuvor von einem Mann besetzt war.
In der Studie wurden jeweils die größten Städte des Bundeslandes einbezogen. Dabei wurden öffentliche Unternehmen analysiert. Diese müssen laut Paragraph 5 des Telemediengesetzes ihre Top-Managementorgane verpflichtend im Impressum nennen. Die dortigen Angaben sind dienten als Quelle für die Analyse. Für ein persönliches Statement stand Papenfuß unserer Redaktion nicht zur Verfügung - die Resonanz auf die Studie sei aktuell schlicht zu groß.
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