Albert Darboven: Seine Familie ist die Firma
Albert Darboven wurde selbst adoptiert, ehe er an die Spitze des gleichnamigen Kaffeehändlers rückte. Nun plant er einen ähnlich spektakulären Schritt.
Mit Stiefeln an den Füßen und der Pistole im Halfter – so schwang sich der Hamburger Kaffeeunternehmer Albert „Atti“ Darboven Mitte der fünfziger Jahre als junger Mann aufs Pferd und ritt durch Mittelamerika. Seine Lehre zum Außenhandelskaufmann beim Hamburger Importeur Rothfos führte ihn als Einkäufer auf Kaffeeplantagen in El Salvador, Nicaragua und Costa Rica. Er ging mit den Kaffeebauern jagen und schlief in Hängematten. In Interviews erzählt er von Bauernfamilien, die mit 20 Kindern in einer kleinen Hütte lebten. Das hat ihn 1993 dazu bewogen, als erster Unternehmer fair gehandelten Kaffee einzuführen.
Als Weißer mit blonden Haaren sei er in Mittelamerika der Traumschwiegersohn gewesen, sagt er. In El Salvador fand er auch seine erste Ehefrau. Er sagt aber auch: „Meine Familie ist die Firma.“ Fast täglich ist er im Unternehmen anzutreffen. Im Anzug geht er über den Parkplatz, einen weißen Kittel über dem Arm, und tritt seinen morgendlichen Rundgang an. Er grüßt die Mitarbeiter, viele beim Namen, schüttelt Hände, klopft auf Schultern. Ein wichtiges Ritual. Ebenso, wie morgens seinen Kaffee zu testen. Jeden Tag trinkt er viele Tassen. Ohne Milch und Zucker. „Koffein ist der Engel in der Kaffeebohne“, sagt Darboven und schmunzelt.
Zu J.J. Darboven zählen auch Idee Kaffee, Mövenpick und Eilles
Albert Darboven ist ein prominenter Hamburger, seine Ehefrau Edda, eine geborene Prinzessin von Anhalt-Dessau, eine Society-Lady. Auf einem eigenen Gestüt züchten sie Rennpferde. Derzeit allerdings sorgt der ehemalige Polospieler mit dem Krimi um seine Unternehmensnachfolge für Aufsehen. Auch wenn er noch Freude an der Arbeit hat: „Die Wahrung und langfristige Absicherung meines Lebenswerkes sind meine oberste Pflicht als Unternehmer“, sagt er.
Seit 1960 steht Darboven, geboren als Albert Hopusch, an der Spitze des Kaffeehandelshauses J. J. Darboven, zu dem unter anderem die Marken Idee Kaffee, Mövenpick und Eilles gehören. Nach dem Tod seines Vaters hatte ihn sein Onkel adoptiert, um ihm das Unternehmen zu überlassen. Heute hat es mehr als 1100 Mitarbeiter in neun Ländern. Etwa 300 Millionen Euro setzt die Firma jährlich um. Der 82-jährige Darboven leitet sie in vierter Generation – und könnte sie nun erstmals aus der Familienhand geben.
Sein Sohn Arthur Ernesto stieg 2008 aus dem Unternehmen aus, zu unterschiedlich waren die Vorstellungen. Jetzt möchte Darboven den 54-jährigen Unternehmer Andreas Jacobs adoptieren. Das schlägt hohe Wellen an der Elbe, wo der Hanseat und seine Frau auch für ihr soziales Engagement geschätzt werden. Darboven unterstützt, unter anderem, mit einem Förderpreis Unternehmerinnen und engagiert sich für die Fußballvereine FC St. Pauli und den HSV. Die meisten Deutschen kennen ihn aus den Werbespots im Fernsehen, in denen er Anfang der 1990er Jahre seinen „Idee Kaffee“ selbst anpries und so zum bekanntesten Gesicht der Kaffeebranche wurde.
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