Viele Arbeitsvermittler haben selbst keinen festen Job
Sie helfen Arbeitslosen, an einen Job zu gelangen. Möglichst an eine unbefristete Tätigkeit mit guten Aussichten. Doch viele Arbeitsvermittler haben selbst nur befristete Verträge.
Frank-Jürgen Weise hat sich schon öfters kritisch zu befristeten Jobs geäußert. „Wenn man Familie haben, ein Auto kaufen, einen Kredit für die Wohnung haben will, gehört dazu Berechenbarkeit auf der Einkommensseite“, sagte er dem Spiegel. Das aber ermöglicht der Chef der Arbeitsagenturen in Deutschland den eigenen Mitarbeitern nicht immer.
1000 Arbeitsamt-Beschäftigte ohne feste Stelle
Das Bundesarbeitsgericht hatte 2011 entschieden, dass tausende Arbeitsvermittler eine feste Stelle bekommen müssen. Ein Jahr später bekannte Weise gegenüber der Zeitung Die Welt, dass bei den Agenturen noch „viele Menschen mit befristeten Verträgen wie im gesamten öffentlichen Dienst“ arbeiten. Heute sind rund elf Prozent der Beschäftigten in den Agenturen und den gemeinsam mit Kommunen geführten Jobcentern ohne feste Stelle. Das entspreche insgesamt gut 11000 und in Bayern etwa 1000 Mitarbeitern, erklärt die Arbeitsagentur auf Anfrage unserer Zeitung.
Nach Einschätzung von Stefan Thyroke von der Gewerkschaft Verdi betrifft das alle Bereiche, nicht nur die Vermittler. In manchen Einrichtungen habe gut die Hälfte der Mitarbeiter einen Zeitvertrag, teils über Jahre hinweg. Inzwischen werde nicht mehr mit Spitzen hoher Arbeitsbelastung argumentiert, die bei sinkender Arbeitslosigkeit nicht zu rechtfertigen seien. Heute gehe es um Kranken- oder Elternvertretungen.
Berater sollten bessere Arbeitsbedingungen haben
Robert Jung von Verdi Bayern ergänzt, dass die Agenturen und Jobcenter angesichts weniger Arbeitsloser gezwungen sind, Personal abzubauen. „Doch Kontinuität und Vertrauen zu Beratern sind für die Kunden so wichtig wie attraktivere Arbeitsbedingungen für die Berater“, betont Jung. Beispielsweise ein Grundgehalt über 2500 Euro brutto.
Wie viele Zeitverträge es in allen Jobcentern gibt, die sich um Hartz-IV-Empfänger kümmern, ist nicht klar. Denn in 105 von 408 Bezirken in Deutschland werden sie nur von Kommunen betrieben, von denen es keine übergreifende Statistik gibt. Bei der Nachfrage in Einrichtungen in unserer Region in Ingolstadt und Kaufbeuren sowie den Landkreisen Günzburg und Oberallgäu wird aber deutlich: Dort sind nur einzelne Mitarbeiter befristet angestellt – um ihnen einen festen Vertrag zu geben, nachdem sie sich bewährt haben. Das halten nach Auskunft des Bayerischen Landkreistags auch andere Kommunen so: „Auch wenn man den Trend kritisch sieht, kann man sich dem, angesichts der knappen Mittelausstattung der Jobcenter und der fehlenden Planungssicherheit, kaum noch entziehen.“
Das Bundesarbeitsministerium findet befristete Verträge hingegen nicht problematisch. Denn sie bedeuteten nicht generell, dass man davon nicht leben kann. Ohnehin sind befristete Einstellungen nach einer Statistik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in den meisten Branchen wie etwa Erziehung und Unterricht die Regel – Übernahmen danach aber nicht. In der Nürnberger Arbeitsagenturzentrale sagt Sprecher Jürgen Wursthorn zur Situation im eigenen Haus, es müsse flexibel auf Konjunktur-Schwankungen oder Entlassungen reagiert werden – also auf Arbeits-Spitzen. Zudem könnten befristete Kollegen ihre Arbeitslosigkeit eine Zeit lang beenden und die Chancen am Arbeitsmarkt verbessern.
Oder soll eine Aufblähung des Apparats vermieden werden?
Während im Arbeitsministerium von einem „verantwortungsvollen Umgang mit Beitragsmitteln“ die Rede ist, formuliert es Jürgen Wursthorn von der Agenturzentrale so: „Würden wir alle Kollegen fest anstellen, würden Sie uns mit dem Vorwurf konfrontieren, mit einem aufgeblähten Personalkörper zu arbeiten und damit Beitragsgelder zu verschwenden.“ Eine Stellungnahme von Frank-Jürgen Weise gibt es nicht. Es sei bereits alles dazu erklärt, meint der Sprecher.
Die Diskussion ist geschlossen.