ArcelorMittal rechnet mit Abkühlung im dritten Quartal
Luxemburg (dpa) - In der Stahlbranche wächst nach monatelanger Erholung wieder der Pessimismus. Trotz eines starken zweiten Quartals rechnet der weltgrößte Hersteller ArcelorMittal in den kommenden Wochen mit einer Abkühlung des Geschäfts.
Dafür machte Vorstandschef Lakshmi Mittal am Mittwoch die gestiegenen Rohstoffpreise, saisonale Effekte sowie einen Rückgang der Nachfrage in China verantwortlich. Zuvor hatten sich bereits asiatische Konkurrenten Baosteel, Nippon Steel und Posco sehr vorsichtig zur weiteren Entwicklung geäußert.
ArcelorMittal rechnet im dritten Quartal nur noch mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (EBITDA) zwischen 2,1 und 2,5 Milliarden Dollar. Im zweiten Quartal lag das EBITDA noch bei 3 Milliarden Dollar, 59 Prozent höher als im ersten Quartal. Die Gefahr einer neuerlichen Rezession hält der Konzern aber für gering. "Wir gehen weiter von einer langsamen Erholung aus, dabei kann es aber immer wieder Rückschläge geben", sagte Finanzchef Aditya Mittal.
Für nicht mehr realistisch hält der Konzern das Anfang 2010 ausgegebene Ziel, die Auslastung seiner Werke im Laufe des Jahres auf 85 Prozent zu steigern. Im dritten Quartal erwartet der Konzern sogar nun einen Rückgang auf 70 Prozent, nach 78 Prozent im zweiten Viertel. In Europa fuhr ArcelorMittal bereits drei Hochöfen in der Ferienzeit herunter. Im Krisenjahr 2009 lag die Auslastung im Schnitt bei 59 Prozent.
Mit seinen Zahlen für das zweite Quartal hat das Unternehmen die Erwartungen erfüllt. Dank der hohen Nachfrage steigerte ArcelorMittal seinen Überschuss von 680 Millionen US-Dollar im Vorquartal auf 1,7 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen Verlust von knapp 800 Millionen Dollar ausgewiesen. Der Stahlabsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 17 auf 22,8 Millionen Tonnen, der Umsatz legte von 15,2 auf 21,7 Milliarden Dollar zu. Diese Zahlen liegen den Angaben zufolge aber immer noch rund 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Der Konzern bestätigte seine bisherige Prognose, wonach der weltweite Stahlmarkt in diesem Jahr dank der wachsenden Nachfrage um 10 Prozent zulegen wird.
Einen Strategiewechsel verkündete der Konzern für seine Edelstahlsparte. Sie soll nun ausgliedert und an die Börse gebracht werden. Als selbstständiges Unternehmen könne sich dieser Bereich besser entwickeln als zuletzt, begründete Finanzchef Mittal die Entscheidung. Er räumte ein, dass sich die Edelstahlsparte in den vergangenen Jahren nicht wie erhofft geschlagen habe. Der Manager betonte, dass seine Familie, die größter Aktionär bei ArcelorMittal ist, in dem ausgliederten Unternehmen einen Großteil der Anteile halten wolle.
Die Edelstahlbranche leidet weltweit unter Überkapazitäten. Der größte deutsche Stahlhersteller ThyssenKrupp hatte im vergangenen Jahr versucht, einen Partner für sein defizitäres Edelstahlgeschäft zu finden. Dieses Vorhaben musste der Konzern mangels Interesse aber aufgeben.
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