Neues Kapitel im Kampf gegen Online-Gigant Amazon
Amazon und Hörbuch-Tochter Audible sind die Platzhirsche im Online-Handel - zum Leidtragen der Konkurrenz. Jetzt wird geklärt, ob sich Amazon in den Grenzen der Legalität bewegt.
Neulinge im Online-Buchhandel müssen sich eine Frage stellen, bevor sie ihr Unternehmen starten: Wie baue ich meinen Laden auf, um neben Amazon bestehen zu können? Schon einige Investoren und Konzerne sind an dieser Fragestellung gescheitert. Weltbild legte 2012 den Schwerpunkt auf den Online-Versandhandel und ging damit in direkte Konkurrenz zu Amazon. Knapp zwei Jahre später meldete das Augsburger Unternehmen Insolvenz an. Kurz später stieß Telekom sein Musik- und Hörbuchportal Musicload ab. An Amazons hundertprozentiger Hörbuch-Tochter Audible kam Musicload nicht vorbei.
Amazon nutzt diese Vormachtstellung aus, wird dem Konzern immer wieder von Kritikern vorgeworfen. Vor allem im Buchhandel klagen Verleger über strenge Verträge. Im August 2014 unterzeichneten über 900 Schriftsteller einen Protestbrief. Dort wurde kritisiert, dass der Verlag Hachette unter Druck gesetzt werde, einen Knebelvertrag zu unterzeichnen. Immer wieder erklingt auch der Vorwurf, der Branchengigant halte sich nicht an gängiges Recht.
Kartellämter nehmen Online-Vertrieb ins Visier
Die EU-Wettbewerbskommission ermittelt seit diesem Juni gegen Amazon wegen der Konditionen für E-Books. Amazon verpflichte die Verleger, Auskunft über günstigere Angebote von Wettbewerbern zu unterrichten. Der Verdacht: Amazon nutzt seine Vormachtsstellung aus.
Jetzt ermittelt das Bundeskartellamt gegen Apple und Audible. Beide Unternehmen hätten eine "starke Position" beim digitalen Angebot von Hörbüchern in Deutschland, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. Es müsse sichergestellt werden, dass den Hörbuchverlagen für den Absatz ihrer digitalen Hörbücher "hinreichende Ausweichalternativen zur Verfügung stehen".
90 Prozent aller runtergeladenen Hörbücher über Audible
Laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels tätigen Amazon, Audible und der iTunes Store, der von Audible exklusiv beliefert werde, 90 Prozent aller Downloads von Hörbüchern in Deutschland. Audible nutze diese Marktstellung,um Hörbuchverlagen unzumutbare Bedingungen für die Vermarktung aufzuzwingen. Verlagen werden laut dem Verband bestehende Lizenzverträge gekündigt, um sie in ein Flatratemodell zu zwingen. Derzeit sei es kaum möglich, ein Hörbuch ohne Audible zu vertreiben. AZ, afp
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