Augsburg: Retten Schweizer Böwe Systec?
Für den insolventen Augsburger Kuvertiermaschinen-Hersteller Böwe Systec könnten bald wieder bessere Zeiten anbrechen. Von Thomas Faulhaber
Das deutet sich immer mehr an. Damit langfristig ausgelegte Kundenbeziehungen nicht einen noch größeren Schaden nehmen, versuchen die Verantwortlichen schnell einen Investor zu finden. Ende Juli wurde bisher als Ziel für ein Ergebnis genannt. So wurden permanent Gespräche mit den fünf potenziellen Investoren geführt, die bis jetzt konkrete Angebote gemacht haben.
Wie unsere Zeitung gestern erfuhr, wurde jetzt offenbar ein Unternehmen gefunden, das den Zuschlag für Böwe bekommen könnte. Dabei handelt es sich um eine Deutsch-Schweizer Investorengruppe. An der weiteren Entwicklung von Böwe Systec hängen viele Jobs. Rund 600 Mitarbeiter hat das börsennotierte Unternehmen am Stammsitz in Augsburg. Die Firma ist Spezialist in Sachen Kuvertieranlagen. Das sind Maschinen, die etwa extrem schnell Briefumschläge ordnen und befüllen. Trotz Insolvenz wurden ausstehende und neue Aufträge abgearbeitet. Die meisten Mitarbeiter befinden sich aber in Kurzarbeit und hoffen auf eine bessere Zukunft. Denn das Hauptproblem ist nicht das Tagesgeschäft, sondern der hohe Schuldenstand von rund 190 Millionen Euro, welche die Geschäftsleitung im Mai veranlasst hatte, Insolvenz anzumelden.
Böwe Systec wollte in den USA in großem Stil expandieren. Das Unternehmen strauchelte und die Banken zogen die Bremse. Doch das Geschäftsmodell der Firm gilt als zukunftsträchtig. Deshalb hat man sich nun nach Informationen unserer Zeitung auf eine Gruppe vermögender schweizer und deutscher Geldgeber geeinigt. Sie werden durch die Axentum Asset Management AG mit Sitz in Zug vertreten.
"Die Endverhandlungen laufen. Zum 1. August soll der Betriebsübergang erfolgen", sagt ein Insider. Insolvenzverwalter Werner Schneider will auf Anfrage den Namen weder bestätigen noch dementieren. Wie zu hören ist, investiert die Axentum Asset Management AG in erfolgsversprechende kleinere und mittlere Industrie-Unternehmen. "Das ist keine Heuschrecke", heißt es. Der Investor sei an einem langfristigen Engagement interessiert. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall haben sich dafür eingesetzt, den Standort und die meisten Jobs zu erhalten. Schon vor der Insolvenz gab es aber einen ausgehandelten Sozialplan für 150 Mitarbeiter, so die stellvertretende regionale IG Metall-Vorsitzende Christiane de Santana. Daran werde man festhalten, betonte Insolvenzverwalter Schneider. "Wir haben die große Chance, dass Augsburg mit einem blauen Auge davonkommt", meint ein Insider. Wichtig sei, dass der Verkauf bald in trockenen Tüchern ist. Von Thomas Faulhaber
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