Augsburger Roboterhersteller Kuka investiert in China
Während der Roboterhersteller massiv den Standort Augsburg stärkt, wird auch in Asien Tempo gemacht. Was Kuka dort vorhat.
Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka ist immer wieder für einen Superlativ gut. Im Zeitraffer der vergangenen Jahre zeigt sich, wie spektakulär die Entwicklung des Unternehmens verlief: Nachdem der Automatisierungs-Spezialist 2009 noch in einer tiefen Krise steckte, rettete Vorstandschef Till Reuter mit seinem Team die Firma vor dem Absturz. Es ging Jahr für Jahr bergauf, bis Kuka als deutscher Vorzeigebetrieb für das Zusammenspiel von Automatisierung und Digitalisierung, eben Industrie 4.0, galt. Dann kam Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Augsburg und sollte fortan immer mal wieder mit dem Kuka-Chef sprechen. In der Folge wurde die Aktiengesellschaft immer interessanter, so sexy, dass der chinesische Haushaltsgeräte-Konzern Midea zuschlug und sich 94,5 Prozent der Aktien des bayerischen Unternehmens gesichert hat. Seitdem geht es im Superlativ-Modus weiter.
Nachdem Zweifel aufgekommen waren, dass unter asiatischer Regie keine größeren Summen mehr in den Standort Augsburg mit seinen 4000 Mitarbeitern fließen, verkündete Reuter, Kuka werde mehr als 100 Millionen Euro in den Stammsitz des Unternehmens investieren. Es entstehen neue Produktionshallen, ein Ausbildungszentrum, ein Parkhaus und dringend benötigter Büroraum. Sichtbares Zeichen des Kuka-Selbstbewusstseins wird ein 17-stöckiger Büroturm sein.
Damit nicht genug: Am Donnerstag nutzte Reuter eine Rede bei einem deutsch-chinesischen Fest der Industrie- und Handelskammer Schwaben, um in Augsburg auch eine Investition in China anzukündigen. Dort wird wie in Augsburg ein Roboter-Valley entstehen. Am Hauptsitz von Midea im Süden des Landes sollen vorrangig spezielle Roboter für den stark wachsenden chinesischen Automatisierungs-Markt gebaut werden. Reuter verriet nur so viel, dass diese Geräte eine Ergänzung zu den in Deutschland hergestellten Robotern sind. Damit werden in China andere Roboter als in Deutschland gebaut. Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich um einfachere Produkte, die den hohen Bedarf chinesischer Firmen nach Automatisierungslösungen befriedigen sollen.
Das Unternehmen möchte sich auf den asiatischen Markt konzentrieren
Wie viel Geld Kuka in China investiert, verriet Reuter noch nicht. Er bemühte sich aber, Sorgen zu zerstreuen, das Unternehmen konzentriere sich künftig zu stark auf den asiatischen Markt: „Wir sind tief verwurzelt mit Augsburg und Schwaben. Wir vollziehen den Spagat zwischen Globalität und Lokalität.“ Dabei stehe Kuka unter Beobachtung sowohl seitens der Bundesregierung als auch der politisch Verantwortlichen in China.
Reuter will jedenfalls mit dem Eigentümer Midea in China stark wachsen und dort zur Nummer eins auf dem Robotikmarkt aufsteigen. Dazu müssen die Augsburger dort aber noch an Konkurrenten wie Fanuc (Japan) und ABB (Schweiz) vorbeiziehen und sich auch gegen chinesische Anbieter behaupten. Klappt das, wird nach Auffassung von Reuter davon auch der Standort Augsburg stark profitieren. Bei all den Superlativen soll es nicht bleiben. Der Kuka-Chef träumt bereits von Robotern, die in die Haushalte der Menschen einziehen, etwa um Alten und Kranken zu helfen. Sogar in die Küchen könnten die intelligenten und beweglichen Gesellen vordringen. „Vielleicht kochen sie einmal einfachere Gerichte“, denkt Reuter voraus. Ob das dann sogar für einen Schweinebraten oder eine China-Ente reicht, bleibt noch reine Spekulation.
Die Kuka-Aktie schießt nach oben
Ähnlich im Bereich der Mutmaßungen befinden sich derzeit Börsianer, wenn sie den Kuka-Aktienkurs studieren. Denn seit September schießt das Papier von Werten um 125 Euro auf nunmehr über 200 Euro nach oben – wiederum ein Superlativ, noch dazu ein rätselhafter. Wer die Aktie genauer analysiert, erkennt schnell, dass sich nur 5,5 Prozent der Kuka-Anteilsscheine im freien Handel befinden. So könnten wenige Spekulanten den Kurs nach oben treiben, heißt es hinter den Kulissen. Der hohe Aktienwert scheint nicht auf konkrete Nachrichten zurückzugehen.
Reuter jedenfalls betrachtet den äußerst stolzen Kuka-Börsenwert durchaus mit Genugtuung. Lächelnd sagt er: „Als ich angefangen habe, notierte das Papier noch bei rund zehn Euro.“
Lesen Sie auch: Neuer Mieter im Kuka-Tower
Die Diskussion ist geschlossen.