BMW kommt mit einem blauen Auge davon

03.09.2018

BMW soll im Abgas-Skandal zehn Millionen Euro Bußgeld zahlen. Bei dem Autobauer geht es eher um Schusseligkeit als um Dummheit, kommentiert unser Chefkorrespondent.

Bayern-Dusel ist ein geflügeltes Wort geworden. Es umschreibt knapp und böse das auffällige Glück des FC Bayern in engen Fußball-Spielen. Nach einer solchen Portion Dusel sehnen sich viele, in Bayern derzeit wohl vor allem CSU-Matadoren vor der Landtagswahl. Und auch eine andere Kapazität des Freistaats, eben die Bayerischen Motoren Werke - kurz BMW - scheinen richtig Dusel gehabt zu haben. Wenn die Anzeichen nicht trügen, kommt der Auto-Konzern mit einem Bußgeld von rund zehn Millionen Euro davon. Das wäre ein vergleichbar günstiger und aktionärsfreundlicher Ausgang der BMW-Abgasaffäre, die sich am Ende nur als Affärchen entpuppen würde, sozusagen als BMW-Mini-Skandal.

VW soll eine Milliarde Euro zahlen

Volkswagen hingegen muss allein in Deutschland das XXXL-Bußgeld von einer Milliarde Euro zahlen. Verfügt BMW also über das Bayern-Gen und hat schlicht mehr Dusel als die Wolfsburger? Nach jetzigem Stand kommen die Münchner Autobauer deswegen mit einem blauen Auge davon, weil sie viel cleverer als die VW-Manager waren und mehr Geld in die Reinigung von gesundheitsschädlichen Stickoxiden gesteckt haben. In der Münchner Konzern-Zentrale dominiert ein Geist der Risiko-Minimierung, eben eines ausgeprägten Sicherheitsdenkens. Kontrolle und Vertrauen sind hier Zwillinge.

Bei BMW regiert kein Regime der Angst

Dabei herrscht bei BMW anders als lange bei Volkswagen kein Regime der Angst, auf dessen geistigem Boden in Wolfsburg und bei Audi in Ingolstadt der Abgasbetrug heranreifte. Die Münchner brauchen also keinen Dusel. Dennoch haben, was für das Unternehmen erstaunlich ist, wohl Verantwortliche zumindest bei einigen tausend Autos geschlampt und unzulässige Abgaseinrichtungen eingebaut.

Also eher ein Fall von Schusseligkeit statt Dusseligkeit, was zeigt: Die deutschen Autohersteller müssen endlich sorgsamer mit der Angabe von Schadstoff- und Verbrauchswerten umgehen. Solche Tricksereien oder Schlampereien legen ihnen viele Verbraucher als Arroganz der Macht aus. Ein Phänomen, das auch dem FC Bayern nicht immer fremd sein soll.

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