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Hintergrund
05.09.2020

Banker Martin Pucher wollte Österreichs Robin Hood sein

Martin Pucher hat einen der größten Bankenskandale der österreichischen Geschichte ausgelöst. Tausende Anleger zittern nun um ihr Geld.
Foto: imago sportfotodienst

Martin Pucher fördert mit seiner Bank nicht nur einen Fußballverein, sondern eine ganze Region. Das Problem: Das Geld, das er verteilt, gehört ihm gar nicht.

Er selbst sieht sich als eine Art Robin Hood. Als einen Lokalmatador, der vom regionalen Fußballverband bis zur wirtschaftlichen Infrastruktur alles am Laufen gehalten habe – mit seinem Geld. Geld, das es aber dummerweise gar nicht gab, mit angeblichen Kreditnehmern bei seiner Bank, die von ihren Krediten gar nichts wussten. Die Geschichte des Bankers Martin Pucher ist so dreist und unglaublich, dass sie an einen schlechten Krimi erinnert. Und doch gelang es dem Gründer und Chef der Commerzialbank Mattersburg (CBM) im östlichsten österreichischen Bundesland Burgenland über Jahrzehnte, ein System von Scheinkrediten und frisierten Bilanzen zu betreiben und aufrechtzuerhalten – offensichtlich ohne das Interesse der zuständigen Kontrollorgane auf sich zu ziehen.

Banker Martin Pucher: Seine Geschäfte könnten Folgen für die regionale Wirtschaft im Burgenland haben

Am 14. Juli beendet Pucher das von ihm inszenierte Schauspiel, er zeigt sich selbst bei der Finanzmarktaufsicht an. Wenige Stunden später wird die Bank geschlossen, es ist klar, dass das Institut abgewickelt werden wird. Und während das Landeskriminalamt Burgenland eine Sonderkommission einrichtet, zittern zahlreiche Unternehmen und Firmen sowie tausende Kleinanleger um ihre Einlagen: Die Rede ist anfangs von einem Finanzloch von 500 Millionen Euro, schließlich sind es aber über 688. Dank der Einlagensicherung, die Sparern einen Betrag von 100.000 Euro garantiert, kommen zumindest die allermeisten Kleinanleger später an ihr Geld. Doch die Menschen in und um die Kleinstadt Mattersburg erleben die Affäre als enormen Schock.

Noch immer herrscht Gram, Enttäuschung und Wut. Im dörflich geprägten Burgenland kennt fast jeder jeden, und jeder wusste um Puchers wohlwollendes Mäzenatentum. Der Mattersburger Robin Hood gab sich dabei immer so, wie es im Burgenland gute Sitte ist – bodenständig, ehrlich, bescheiden. Auf ein Leben auf großem Fuße verzichtete Pucher fast ostentativ: Statt eines für einen Banker „standesgemäßen“ Wagens fuhr er einen grünen Citroën. Dass all die Bodenständigkeit nur hohler Schein war, ist neben der persönlichen Betroffenheit vieler wohl ein weiterer Grund für das Entsetzen.

Einen Verdacht, dass etwas nicht stimmen könnte, schöpften die wenigsten. Auch nicht ob der recht hohen Zinsen, mit denen die Bank Anleger und Sparer lockte. Pucher förderte nicht nur seit den späten 80er Jahren den SV Mattersburg, sondern unterstützte auch zahlreiche andere Firmen und Projekte im Burgenland. So entstand ein Geflecht aus wechselseitiger Abhängigkeit seiner Commerzialbank mit zahlreichen Unternehmen.

Auch zahlreiche kleine burgenländische Gemeinden kamen nun um ihr Geld, die Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft sind in Summe noch gar nicht absehbar. Puchers letztes Projekt war für burgenländische Verhältnisse riesig: Mitten in Mattersburg sollte für 30 Millionen Euro das „Impulszentrum“ entstehen – ein Komplex aus Wohnungen, Büros und Geschäftslokalen inklusive neuem Rathaus. Jetzt klafft dort eine riesige Baulücke. Was damit geschehen soll, ist unklar, die Stadt Mattersburg beeilte sich zu versichern, dass sie selbst keine Gelder in das Projekt gesteckt habe.

Vorständin der CBM ist neben Pucher aktuell die einzige Beschuldigte

Zwei Wochen nach seiner Selbstanzeige wird Pucher als Beschuldigter im nunmehr eröffneten Verfahren erstmals einvernommen. Seine dortigen Aussagen schildern, wie er sein System angelegt hat: Zusammen mit dem CBM-Vorstandsmitglied Franziska K. suchte Pucher nach Unternehmen außerhalb der eigenen Kreise und mit möglichst hoher Bonität. Die Kreditanträge füllten Pucher und seine Kollegin selbst aus, Pucher unterschrieb dann zweimal, einmal für die Bank und einmal für den Kreditnehmer. Genehmigen musste die Kredite dann Vorständin Franziska K., sie ist neben Pucher derzeit die einzige weitere Beschuldigte im Verfahren.

Auch für reale Kunden der Bank seien fingierte Kreditkonten eröffnet worden, freilich auch ohne deren Wissen. Auf raffinierteste Weise fingierten K. und Pucher Kredite in Höhe von 420 Millionen Euro bei anderen Instituten: Für die Bestätigungsschreiben der Banken über die angeblichen Kredite fälschten die beiden die Briefköpfe – samt Namen und Durchwahl der dortigen Bediensteten. Diese hatten sie zuvor durch Anrufen und rechtzeitiges Auflegen in Erfahrung gebracht. Die Schreiben versandte K. dann selbst an die eigene Bank, inklusive korrektem Poststempel. Im Safe der Bankzentrale fanden die Ermittler Briefpapier von elf Instituten. Die TPA Wirtschaftsprüfung GesmbH, zuständig für die Prüfung der Commerzialbank, fühlt sich als Opfer einer Täuschung. Man habe sich auf die Korrektheit der Schreiben verlassen und ein direktes Nachfragen bei den kreditnehmenden Instituten sei im Prüfrecht nicht vorgeschrieben. Alles sei also augenscheinlich nach der „üblichen Vorgangsweise“ abgelaufen.

Er habe aus Gemeinsinn gehandelt, sagt Pucher. Mit dem „erfundenen Geld“ bedachte er einzelne Handwerker und ihre Firmen mit hohen Bargeldzuwendungen. Damit diese überleben könnten, erzählt Pucher, und auch, damit er sie als Kunden nicht verliere.

An den SV Mattersburg flossen im Laufe der Jahre 40 Millionen Euro. Für den Verein, der es bis in die höchste österreichische Fußballliga geschafft hat, bedeutet der Skandal das Aus, Konkurs und Lizenzabgabe. Der Spielbetrieb des Erstligisten wurde im August eingestellt.

Finanzmarktaufsicht ignorierte Hinweise eines Informanten

Wie konnte die Finanzmarktaufsicht das Vorgehen der Bank all die Jahre übersehen? Schon 2015, im Zuge einer Prüfung durch die Nationalbank, wandte sich ein Whistleblower an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Seit Jahren schaffe Pucher Millionen beiseite, warnte der Informant, erklärte die Methoden und riet den Ermittlern, doch einfach bei den namhaften, angeblichen Kreditnehmern anzurufen. Das geschah offenbar nicht. Die brisanten Hinweise verpufften. Die WKStA leitete kein Verfahren ein, „schier denkunmöglich“ sei ein solches Vorgehen und habe zudem in einer so kleinen Bank längst auffallen müssen.

Sofort nach Bekanntwerden des Millionenskandals wird die Causa Commerzialbank zu einem Politikum. Im sozialdemokratisch geprägten Burgenland regiert der sozialdemokratische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit absoluter Mehrheit. Noch bevor das offensichtliche Versagen der Finanzbehörden Thema wurde, eilte sich die konservative ÖVP, die Machenschaften der Bank auch in die Verantwortung der SPÖ zu rücken. Immerhin stelle die Regierungspartei mit Christian Illedits den Finanzlandesrat, das Land habe über die Regionalmanagement Burgenland GmbH auch die Aufsicht über die Prüfbehörde. Illedits musste den Hut nehmen – nach eigenen Angaben deshalb, weil er zum 60. Geburtstag vom SV Mattersburg einen 100-Gramm-Goldbarren geschenkt bekommen habe. Das Geschenk habe er aber nicht annehmen dürfen.

Viele halten Illedits nun für ein Bauernopfer. Die ÖVP spielte über die parteinahe Zeitung Kurier nach außen, dass die Regionalmanagement Burgenland GmbH vorab vom Crash der Bank gewusst und in der Nacht vor Puchers Selbstanzeige noch 1,3 Millionen Euro behoben habe. Eine Lüge nannte das Landeshauptmann Doskozil. Später gab er zu, dass es einen vergeblichen Überweisungsversuch gegeben habe. Man habe Steuergeld retten wollen. Ein Untersuchungsausschuss soll nun Licht ins Dunkel bringen.

„Das Leben ist keine Einbahnstraße in den Garten Eden“, sagte Pucher einmal am Rande eines Matches seines SV Mattersburg, der damals zum zweiten Mal in seiner Geschichte in die höchste Spielklasse aufgestiegen war. Das Leben sei eben ein Auf und Ab. Für den Robin Hood aus Mattersburg ist nun wohl die Talsohle erreicht.

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