Blu-Ray löst DVD ab
Nach jahrelangem Wettstreit ist ein Nachfolger für die DVD gefunden: die Blu-Ray Disc. Sie ist äußerlich praktisch nicht von einer DVD oder CD zu unterscheiden, bietet aber mit einem Fassungsvermögen von rund 50 Gigabyte ein Vielfaches an Speicherplatz.
Die Einführung des neuen Datenträgers bedeutet noch lange nicht das Aus für die gute alte DVD. Auch die Player der nächsten Generation werden nach Herstellerangaben die herkömmlichen Silberscheiben abspielen können. Der Siegeszug des hochauflösenden Fernsehens (HD) mit großformatigen Flachbildschirmen in immer mehr Wohnzimmern verlangt jedoch nach neuen, größeren Speichermedien. Schärfere Bilder brauchen viel mehr Platz.
Die höheren Anforderungen hatten in der Industrie einen Wettlauf um ein neues Format ausgelöst. Neben dem Blu-Ray-Lager um Pionier Sony trat Toshiba mit dem HD-DVD-Standard an. Wer glaubte, die Entscheidung zwischen den rivalisierenden Technologien obliege den Kunden, sah sich getäuscht. Den Parteien ging es vor allem darum, die Filmindustrie, führende Gerätehersteller und Vertriebskanäle für sich zu gewinnen.
Die Schwergewichte versammelten sich zuletzt eindeutig hinter Blu- Ray. Sony erhielt Schützenhilfe von Philips, Panasonic und Samsung. Die Hollywood-Studios Disney und 20th Century Fox schlossen sich an. Als schließlich Warner Bros Anfang Januar ebenfalls nur noch auf Blu- Ray setzte, stand die von Toshiba entwickelte HD-DVD-Technologie bereits auf verlorenem Posten. Vergangene Woche kündigte zudem der US-Handelsriese Wal Mart an, die HD-DVD aus den Regalen zu nehmen. Nur die Filmstudios Universal und Paramount hielten HD-DVD noch die Treue. Sony förderte die Verbreitung von Blu-Ray zudem mit einem cleveren Trick: Die populäre Spielkonsole Playstation 3 (schon 12,4 Millionen Mal verkauft) verfügt über einen eingebauten Blu-Ray-Player. Microsoft bot dagegen optional ein HD-DVD-Laufwerk für seine Xbox 360 an. Bis gestern war unklar, welche Strategie Microsoft jetzt weiter verfolgen will.
Verbraucher können zunächst aufatmen, wurde der erbitterte Formatkrieg doch auf ihrem Rücken ausgetragen. Viele hatten Sorge, auf das falsche Pferd zu setzen - und erwarben weder das eine noch das andere System. Die Hersteller versuchten, den Konsumentenstreik mit Preiskämpfen zu brechen. Die Kapitulation des HD-DVD-Lagers gestern schaffte Tatsachen. Toshiba-Chef Nishida sagte, man sei zu dem Schluss gekommen, "dass eine schnelle Entscheidung dem Markt am besten weiterhilft".
Ob die Verunsicherung wirklich schwindet, ist fraglich. Hochauflösende Filme sind bislang nicht unbedingt der Renner. Es gibt erst ein paar hundert veröffentlichte Titel. In Deutschland wurden 2007 nach Branchenangaben insgesamt nur eine halbe Million Discs beider rivalisierender Formate verkauft. Gleichzeitig gingen 103,3 Millionen herkömmlicher DVDs über die Ladentheke - ein neuer Rekord.
Die Zukunft gehört ohnehin nicht der Blu-Ray-Disc oder anderen physikalischen Speichern, sondern dem Internet, wie Experten meinen. Der Nutzer von morgen kauft sich keine teuren Silberscheiben, sondern lädt seine Wunschfilme "on Demand", also auf Abruf, aus dem Netz herunter. Immer billigere und immer schnellere Internet-Zugänge beschleunigen diesen Trend.
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