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Interview
20.09.2018

Caritas-Chef: "Wohnungsnot trifft die Mitte der Gesellschaft"

Tausende Menschen protestierten am vergangenen Wochenende in München für bezahlbaren Wohnraum und gegen soziale Ausgrenzung unter dem Motto #ausspekuliert.
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Tausende Menschen protestierten am vergangenen Wochenende in München für bezahlbaren Wohnraum und gegen soziale Ausgrenzung unter dem Motto #ausspekuliert.
Foto: Felix Hörhager, dpa

Exklusiv Der steigende Bedarf an bezahlbaren Wohnungen ist kein Großstadtphänomen, betont der Präsident des Caritasverbandes. Welche Lösungen gibt es?

Herr Neher, Sie sind Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Die Wohnungsnot wird als eines der drängendsten Probleme unserer Zeit bezeichnet. Aber ist sie nicht nur ein Großstadtphänomen?

Peter Neher: Nein, Wohnungsnot ist nicht nur ein Großstadtphänomen. Not an bezahlbaren Wohnungen gibt es beispielsweise auch in meiner Heimat im Ostallgäu. Es sind vor allem Boomregionen betroffen. Dort trifft es dann auch die Menschen in Kleinstädten und im ländlichen Raum.

Sorgen Sie sich vor allem um die Geringverdiener?

Neher: Nicht nur! Längst trifft die Wohnungsnot die Mitte der Gesellschaft. Geringverdiener sind ja leider schon seit vielen Jahren nahezu chancenlos auf dem Wohnungsmarkt, da der soziale Wohnungsbau vollkommen zum Erliegen gekommen ist. 1987 hatten wir noch 3,9 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland – 2015 waren es nur noch 1,3 Millionen. Mittlerweile finden aber auch immer mehr Menschen mit mittleren Einkommen keine bezahlbaren Wohnungen mehr – Polizisten etwa, Krankenschwestern, Pfleger. Oftmals müssen sie mehr als ein Drittel ihres Einkommens für Miete und Wohnkosten aufbringen. Ganz besonders hart trifft es Familien. Daher haben wir als Caritas die Wohnungsnot unter dem Motto „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ zu unserem Jahresthema gemacht.

Nun verspricht Bundeskanzlerin Angela Merkel in den nächsten drei Jahren 1,5 Millionen Wohnungen zu schaffen und ruft am Freitag zum Spitzentreffen ins Kanzleramt. Reichen die 1,5 Millionen Wohnungen?

Neher: Das hört sich erst einmal gut an. Aber entscheidend wird sein, wie viele Sozialwohnungen entstehen. Wie viele müssten es denn sein? Neher: Der Bedarf an Sozialwohnungen wird auf rund 120.000 im Jahr geschätzt. Das heißt, von den 1,5 Millionen neuen Wohnungen müssten mindestens 360.000 mit Sozialbindung sein. Denn man darf nicht vergessen, dass 40.000 bis 60.000 Wohnungen jährlich aus der Sozialbindung heraus fallen. Und diese 1,5 Millionen Wohnungen fallen ja nicht vom Himmel. Wir wissen, dass die Bauwirtschaft längst am Limit ihrer Leistungsfähigkeit ist. Hinzu kommt: Wo sollen die Grundstücke herkommen? Das heißt, ich frage mich, ob 1,5 Millionen neue Wohnungen in drei Jahren überhaupt realisierbar sind. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es. Und haben Sie schon die aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung gesehen?

Sie besagt, dass Wohngeld, Mietpreisebremse und sozialer Wohnungsbau nur bedingt das Problem lösen.

Neher: Und, dass es allein in den zehn größten deutschen Städten ein Defizit von rund 880.000 günstigen Wohnungen gibt. Gebaut werden aber nur rund 4700 pro Jahr. Bliebe die Förderung so, wie sie ist, würde es mehr als 185 Jahre dauern, bis die Lücke geschlossen ist.

Die von Ihnen geforderten Sozialwohnungen würden aber vielen Menschen mit mittleren Einkommen auch nicht helfen, weil sie keine Berechtigung für eine Sozialwohnung haben.

Neher: Das stimmt. Daher fordern wir ja stets vor allem mehr bezahlbare Wohnungen und natürlich mehr Sozialwohnungen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie betrifft Bund, Länder und Kommunen genauso, wie Wohnungsgesellschaften und private Vermieter.

Und wie soll das gelingen?

Neher: Was wir sehen ist, mangels lukrativer Anlegemöglichkeiten eine Flucht des Kapitals in Immobilien. Und investiert wird dort, wo die höchsten Renditen erwirtschaftet werden, im Hochpreissegment. Daher hilft es aus unserer Sicht nicht, nur neu zu bauen. Entscheidend sind bezahlbare Mieten.

Die SPD fordert unter dem Schlagwort „Mietenstopp“, dass in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt die Mieten nur in Höhe der Inflationsrate steigen dürfen. Ein guter Vorstoß?

Neher: Ich bin skeptisch. Es muss darauf geachtet werden, Instrumente zu finden, damit einerseits die Mieten nicht zu stark steigen, andererseits aber die Investoren nicht abgeschreckt werden. Ich halte den Vorschlag der Bundesregierung für sinnvoll, die Modernisierungsumlage zu kürzen Das ist ein Beitrag dafür, dass einkommensschwache Mieter nicht so einfach aus ihren angestammten Quartieren verdrängt werden können. Die Modernisierungsumlage wird ja oft dazu genutzt, Wohnungen auf Luxusniveau zu sanieren und damit dramatische Mietsteigerungen durchzusetzen. Und ich finde, dass die Mietpreisbremse ein gutes Instrument sein kann.

Caritas-Präsident Peter Neher fordert vom Staat mehr Instrumente, damit die Mieten nicht so stark steigen. Er sagt: "Wohnungsnot trifft längst die Mitte der Gesellschaft."
Foto: Paul Zinken, dpa (Archiv)

Sie hat aber doch offensichtlich versagt und läuft nun Schritt für Schritt aus.

Neher: Aber genau das halte ich für falsch. Die Mietpreisbremse wurde vielerorts nicht konsequent umgesetzt. Außerdem gehört zwingend das Recht auf Transparenz dazu. Das heißt, ich muss als Mieter erfahren können, was mein Vormieter bezahlt hat. Sonst kann ich mich doch gar nicht wehren. Man darf nicht vergessen: Wohnen ist Menschenrecht. Die Politik hat über Jahre das Thema bezahlbare Wohnungen sträflich vernachlässigt.

Jetzt legt die Politik ja nach und will mit einem steuerlichen Sonderbonus dafür sorgen, dass private Investoren mehr bezahlbare neue Mietwohnungen schaffen. Was halte Sie davon?

Neher: Das ist ein wichtiger Beitrag. Denn tatsächlich fehlen Sonderabschreibungen, wenn bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Was fordern Sie noch von der Politik? Neher: Mir ist sehr wichtig, dass das Wohngeld dynamisiert und erhöht wird, damit nicht mehr Menschen in Hartz IV fallen. Und die Obergrenzen müssten niedriger werden, damit mehr Menschen Wohngeld erhalten.

CDU-Generalsekretärin Annegret Kram-Karrenbauer hat aber erklärt, die Wohnungsnot verstärkt mit den Mitteln des freien Marktes bekämpfen zu wollen.

Neher: Also über diese Aussage kann ich mich nur wundern. Wir sehen doch gerade, was passiert, wenn man den Wohnungsmarkt dem freien Spiel des Marktes überlässt: Es herrscht eine eklatante Not an bezahlbaren Wohnungen. Die Politik hat genau das seit Jahren bedauerlicherweise getan: Sie hat sich aus dem sozialen Wohnungsbau so gut wie komplett zurückgezogen und den Wohnungsmarkt einseitig der Immobilien- und Baubranche überlassen.

Bayerns Ministerpräsident Söder hat nun eine Eigenheimzulage eingeführt. Wie beurteilen Sie diesen Schritt?

Neher: Die Frage ist, ob das den Menschen hilft, die eine bezahlbare Wohnung dringend brauchen. Da habe ich Zweifel. Denn zu befürchten ist, dass gerade die Menschen unterstützt werden, die sich auch ohne staatliche Förderung Eigentum leisten können.

Mit Blick auf die Wohnungsnot sind auch kirchliche Liegenschaftsverwaltungen und hier auch die Caritas aufgerufen, zu prüfen, ob nicht noch Flächen für die Schaffung von Wohnraum vorhanden sind.

Neher: Ich kann nur für die Caritas sprechen. Die Verantwortlichen prüfen das an vielen Orten. So hat beispielsweise die Caritas im Landkreis in Dillingen ein Projekt auf den Weg gebracht, das speziell Menschen mit Behinderung Wohnraum schaffen will.

München gehört zu den Boomregionen, in denen die Mieten besonders stark steigen. Längst tun sich auch Menschen mit mittleren Einkommen schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden.
Foto: Peter Kneffel, dpa (Archiv)

Die Menschen werden ja auch immer älter und wollen gerne in ihrer Wohnung bleiben. Müssten nicht vor allem auch mehr barrierefreie Wohnungen geschaffen werden?

Neher: Da gebe ich Ihnen völlig Recht. Wir bräuchten viel mehr steuerliche Anreize und Zuschüsse für den Bau von barrierefreiem Wohnraum, beziehungsweise für die Sanierung mit diesem Ziel. Das ist vor allem auch Sache der Kommunen. Ganz wichtig finde ich, dass hier innovative Lösungen ausprobiert werden, zum Beispiel das Tauschen von Wohnungen. Es gibt viele ältere Menschen, die nach dem Tod der Partnerin oder des Partners, oder dem Wegzug der Kinder allein in großen Wohnungen oder Häusern leben. Familien hingegen suchen verzweifelt größere Wohnungen. Hier könnten Kommunen als Vermittler tätig werden, um Wohnraum besser zu verteilen.

Zur Person: Peter Neher, 63, ist promovierter Theologe und Prälat. Seit 2003 ist der frühere Pfarrer Präsident des Deutschen Caritasverbandes.

Veranstaltung: Am Dienstag, 25. September, 19 Uhr, lädt der Caritasverband für die Diözese Augsburg ins Haus Sankt Ulrich in Augsburg zur Podiumsdiskussion mit Vertretern von Politik und Verbänden ein. Auch Peter Neher wird auf dem Podium sein.

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